Jährlich wird der regionale Personenverkehr mit hunderten Millionen unterstützt. Eine neue Offenlegung zeigt nun, dass von 1422 Verbindungen nur 18 rentieren.
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Von 1422 regionalen Verbindungen sind gerade einmal 18 rentabel. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nur 18 von 1422 regionalen Verbindungen sind schweizweit rentabel.
  • Alle restlichen Linien sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
  • Bedeutet dies nun das Aus für das regionale ÖV-Netz?

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat erstmals eine Statistik über die Rentabilität des regionalen Personenverkehrs veröffentlicht. Darin gaben die jeweiligen Transportunternehmen eine Schätzung fürs Jahr 2019 ab.

Die Daten zeigen, dass von 1422 regionalen Verbindungen gerade Mal 18 rentabel sind. Was bedeutet diese Ausgangslage nun für die betroffenen ÖV-Verbindungen?

Rund 1400 Linien finanziell unterstützt

Die tatsächlichen Ist-Werte werden erst gegen Mitte dieses Jahres bekannt sein. Wie das BAV gegenüber dem «Tagesanzeiger» erklärt, unterscheidet sich die Annahme nur geringfügig vom tatsächlich erreichten Wert. Dies bedeutet, dass rund 1400 Verbindungen finanziell unterstützt werden müssen.

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Auch abgelegene ländliche Gebiete sollen von einem guten ÖV-Netz profitieren können. - Keystone

Bei fast 500 Linien liege der Kostendeckungsgrad nur gerade bei 30 Prozent. Damit eine Linie rentabel ist, braucht es einen Kostendeckungsgrad von mehr als 100 Prozent.

Eine Verbindung erreicht in Sachen Kostendeckung den schlechtesten Wert von allen. Es ist ein Rufbus-Angebot von Postauto mit einer Deckung von 0,6 Prozent. Die Linie wurde laut «Tagesanzeiger» aber bereits eingestellt.

Unrentable Strecken werden überprüft

Zu den unrentabelsten Strecken der SBB gehören die S20 von Stäfa nach Zürich Hardbrücke (20,1%) und die S40 von Romont nach Fribourg (20,3%). Auch Sissach – Olten (20,4%), Annemasse – Coppet (21,1%) und Gorgier-St-Aubin – Neuchâtel (21,6%) kämpfen mit der Rentabilität.

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Die unrentabelste Verbindung verkehrt zwischen Stäfa und Zürich Hardbrücke. - Keystone

Jährlich fliessen Milliarden Franken in den Ausbau der ÖV-Netze. Das BAV will nun alle Strecken mit einem Kostendeckungsgrad unter zehn Prozent überprüfen. Auch die Linien mit einer Deckung zwischen zehn und 20 Prozent, welche fern ab des Landes verkehren, sollen kontrolliert werden. Dies entspricht gesamthaft 33 Linien, welche bald eingestellt werden könnten.

Steigt der Bund aus der Finanzierung aus?

Ein Finanzierungs-Ausstieg des Bundes steht ebenfalls auf dem Spiel. Kantone und Gemeinden müssten dementsprechend einspringen. Dies ist laut BAV aber die letzte Option. Eine beliebte Massnahme sei der Ersatz der Zugverbindungen durch Busse, da diese weniger Kosten verursachen.

Politisch sei es so gewollt, dass Verluste im Regionalverkehr kompensiert werden. Auch in den abgelegenen Gemeinden soll das ÖV-Angebot bestehen bleiben, so will es der Gedanke des Service-Public. Die Kostendeckung übernehmen dabei zur Hälfte der Bund und zur Hälfte die Kantone.

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