Auch im laufenden Jahr wurden in den Chefetagen der Schweizer Unternehmen zahlreiche Sessel neu besetzt. Und wie immer gab es dabei Aufsteiger, Absteiger und Umsteiger. Für viel Drama sorgte im laufenden Jahr einmal mehr die Bankbranche.
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Das Hauptquartier der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Als durch und durch unerfreulich erwies sich das Jahr 2021 für das Management der Credit Suisse.

Die schwarze Serie von Milliardenverlusten und Skandalen kostete die Kadermitarbeitenden nicht nur Millionen an Bonuszahlungen. Mit Risikochefin Lara Warner und Investmentbank-Chef Brian Chin mussten zwei Mitglieder der Geschäftsleitung ihren Sessel räumen. Im Verwaltungsrat traf es den Risikoverantwortlichen Andreas Gottschling, der auf eine Wiederwahl verzichten musste.

Ein unschöner Abgang wurde es auch für den langjährigen CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner, der im April Nachfolger António Horta-Osório eine angeschlagene Grossbank übergeben musste. Die Schonfrist für den Portugiesen dauerte nur kurz: Kritische Medienberichte über Corona-Verstösse und teure Luxusreisen zeigen, wie stark der neue CS-Präsident im Fokus der Öffentlichkeit steht.

Auf eine ruhigere Stabübergabe wird wohl die Konkurrentin UBS hoffen. Die Nomination des Iren Colm Kelleher als Verwaltungsratspräsident überraschte allerdings viele Beobachter. Mit Kelleher und dem holländischen CEO Ralph Hamers besteht überdies die oberste Führungsspitze der grössten Schweizer Bank nun auf absehbare Zeit aus zwei Nicht-Schweizern. Die Verbindung zum Domizilland soll der langjährige UBS-Manager Lukas Gähwiler als Vizepräsident sichern.

Einen hochemotionalen Abschied gab es bei der Raiffeisen-Bankengruppe, wo Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle eine frühere Liebesbeziehung zum Verhängnis wurde. Nach einer Strafanzeige der ehemaligen Partnerin wegen angeblicher Wirtschaftsdelikte verkündete er unter Tränen seinen Abgang. Ob Raiffeisen unter seinem Nachfolger, dem langjährigen Bankmanager Thomas Müller, zur Ruhe kommen wird, muss sich noch zeigen.

Von langer Hand vorbereitet wurde dagegen die Nachfolge an der Spitze der Zürcher Kantonalbank: CEO Martin Scholl kündigte nach 15 Jahren an der Spitze seinen Abgang per Ende August 2022 an. Mit Urs Baumann holt die grösste Schweizer Kantonalbank einen Nachfolger etwas überraschend von ausserhalb.

Einen Neueinstieg mit ungeahnt weitreichenden Konsequenzen gab es bei Vifor. Das St. Galler Pharmaunternehmen löste CEO Stefan Schulze per Anfang August durch Abbas Hussain ab. Der Brite hatte zuvor noch im Verwaltungsrat des australischen Pharmaunternehmens CSL gesessen. Mitte Dezember traf ein Milliarden-Übernahmeangebot bei Vifor Pharma ein - Absender war die australische CSL. Die Rolle Hussains blieb dabei für die Öffentlichkeit unklar.

Nicht schmerzlos verlief der Abschied des langjährigen Clariant-Präsidenten Hariolf Kottmann, der offensichtlich Differenzen mit dem saudischen Grossinvestor Sabic hatte. Sabic beantragte Ende 2020 gar eine Amtszeitbeschränkung für Verwaltungsräte von 12 Jahren - zwei Monate später gab der seit 15 Jahren amtierende Kottmann dann seinen Rücktritt bekannt.

Bei der BKW gab Chefin Suzanne Thoma ihren Abschied, die den Berner Stromkonzern in den vergangenen neun Jahren umgebaut hat. Die Managerin wechselt per Mitte 2022 als Verwaltungsratspräsidenten zum Industriekonzern Sulzer - nachgesagt wird ihr ein gutes Verhältnis mit Grossaktionär Viktor Vekselberg. Gleichzeitig mit der Wahl von Thoma an die Sulzer-Spitze kündigte CEO Greg Poux-Guillaume an, dass er nach sechs Jahren an der Spitze des Unternehmens und einem erfolgreichen Turnaround seine Aufgaben Anfang 2022 an seinen Nachfolger übergeben möchte.

Er bleibt gleichzeitig Präsident des Verwaltungsrats der seit Ende September von Sulzer abgespaltenen und separat an der Börse kotierten Medmix. Mit Frédéric Lalanne fand Sulzer eine interne Lösung für die Nachfolge von Poux-Guillaume. Lalanne ist derzeit noch Leiter der Division Flow Equipment von Sulzer.

Unternehmen wie der Bauchemiekonzern Sika setzten ebenfalls auf interne Lösungen. Zum neuen Sika-CEO und Nachfolger von Paul Schuler wurde Thomas Hasler ernannt, der seit 32 Jahren für den Zuger Konzern arbeitet. Auch beim Logistiker Kühne+Nagel rückt mit Stefan Paul ein langjähriger Mitarbeiter auf den Posten von CEO Detlef Trefzger nach.

Glücklos war der Schliesstechnik-Konzern Dormakaba mit der Wahl von Sabrina Soussan zur neuen Chefin. Gerade erst im April angetreten verlässt Soussan das Unternehmen per Ende Jahr bereits wieder in Richtung Paris um die Leitung der Suez-Gruppe zu übernehmen. Bei den Investoren sorgte der Wechsel für Verstimmung, der Aktienkurs gab spürbar nach.

Neben der erneuten Chefsuche ist der Kurzeinsatz für Dormakaba nicht gerade billig: Das Unternehmen hatte Soussan neben einem Millionen-Lohn auch noch mit einer «Ablösesumme» abgeworben - für verfallene Vergütungen beim vorherigen Arbeitgeber Siemens überwies ihr der Schweizer Konzern über 1,2 Millionen Franken.

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