BAK-Ökonom Maurer: Trump arbeitet mit Chaos als Strategie
US-Präsident Trump erhöhte die Zölle auf alle Importe um 10 Prozent, wobei die Schweiz mit 31 Prozent stärker betroffen ist.

US-Präsident Donald Trump hat Zollerhöhungen von 10 Prozent auf alle Importe der USA per Dekret erlassen. Einige Länder wie die Schweiz kommen mit 31 Prozent noch schlechter weg. Wie genau die Zölle berechnet wurden, die andere Länder gemäss Trumps Aufstellung gegenüber den USA angeblich erheben, bleibt allerdings unklar.
Die Erklärungen der Trump-Administration sind im Urteil BAK-Chefökonom Claude Maurer «erstaunlich unklar», wie er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP sagte. «Bei uns würde man sagen: schlampig gearbeitet.»
Doch das sei bei Trump Teil des Konzepts. Maurer spricht in diesem Zusammenhang von einem «shock und awe»-Manöver – also Chaos als Strategie. Für Verwirrung sorgt etwa die Frage, ob die für die Schweiz wichtigen pharmazeutischen Produkte wirklich ganz von Trumps Zöllen ausgenommen sind.
Maurer interpretiert die Aussagen Trumps dahingehend, dass Pharmaexporte ganz von Zöllen ausgeklammert werden – für den Moment jedenfalls. «Doch wer weiss, was morgen ist?»
Maurer warnt: Zölle auf Pharma könnten BIP-Wachstum stoppen
Sollten die Zölle auch auf die Pharmaindustrie ausgeweitet werden, würde das BIP-Wachstum der Schweiz kommendes Jahr zum Erliegen kommen, ist Maurer überzeugt. Denn mehr als die Hälfte der Schweizer Exporte stammen aus der Pharmaindustrie. Und rund ein Viertel der Ausfuhren gehen in die USA.
«Die Drohkulisse wird wahrscheinlich bewusst unklar gelassen – Trump kann man nicht prognostizieren», sagt Maurer. Und: «Trump 2 ist anders als Trump 1» – Zölle hätten in seiner zweiten Amtszeit einen deutlich höheren Stellenwert. Zur Not auch zu Lasten der US-Wirtschaft.
Maurers Resümee ist klar: «Es geht um Machtpolitik». Der Ökonom verweist nicht zuletzt auf den Umstand, dass kleine Länder deutlich schlechter wegkommen. «Das ist ein Power-Play gegen Schwächere», sagt er.
Ökonom: Zölle nur Momentaufnahme, künftige Reaktionen entscheidend
Der Ökonom ordnet aber gleichzeitig ein: «Das ist nur eine Momentaufnahme – Ceteris paribus gab es in der Wirtschaftsgeschichte noch nie.» Andere Länder werden reagieren – und Trump wohl auch. «Die kommenden Monate werden entscheidend sein, zu welchem Ergebnis das Tit-for-Tat-Game führen wird.»
Noch etwas ist Maurer ausgefallen: «Taiwan ist in der Aufstellung der US-Regierung ein Land – das hat es noch nie gegeben». Die USA verfolgen seit 1979 die «Ein-China-Politik», die besagt, dass sie die Volksrepublik China als einzig legitime Regierung Chinas anerkennen.