Eine Untersuchung von Amnesty International kommt zum Schluss: Twitter schützt Frauen zu wenig vor Belästigung und Online-Gewalt. Das soziale Netzwerk sieht die Schuld nicht bei sich.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Untersuchung von Amnesty International kommt zum Schluss: Twitter schützt Frauen zu wenig vor Online-Gewalt.
  • Für die Untersuchung wurden 86 im Netz exponierte Frauen interviewt. Eine Umfrage letztes Jahr zeigte Ähnliches.

Wut und Hass ist in sozialen Netzwerken Alltag. Häufig betroffen sind Frauen. Laut Amnesty International sieht das Online-Netzwerk Twitter dabei oft weg. Denn: «Viele Frauen sehen sich auf ihrem Twitter-Feed Todesdrohungen, Vergewaltigungsdrohungen und rassistischen oder homophoben Verleumdungen ausgesetzt», sagt Azmina Dhrodia, Technologie-Verantwortliche bei der Menschenrechtsorganisation.

Die Interviews folgen auf eine Umfrage von 2017. Dabei hat Amnesty International 4000 Frauen in acht Ländern befragt. Resultat: Fast ein Viertel der Frauen wurde schon mehr als einmal auf sozialen Netzwerken belästigt oder Gewalt angedroht. Viele zogen sich darauf zurück oder äusserten sich nicht mehr zu umstrittenen Themen.

Amnesty International kritisiert Twitter scharf.
Amnesty International kritisiert Twitter scharf. - Keystone

Für eine Untersuchung hat Amnesty in den USA und Grossbritannien mit 86 betroffenen Frauen aus Politik und Medien über ihre Erfahrungen mit Twitter gesprochen. Das Ergebnis lässt aufhorchen. «Twitter entfernt meiner Erfahrung nach nichts. Von über 100 Nachrichten, die ich gemeldet habe, wurden nur zwei gelöscht», sagt etwa die britische Journalistin Allison Morris. Aktivistin Pamela Merritt berichtet Ähnliches: «Meiner Erfahrung nach reagiert Twitter nur selten, wenn ich anstössige Posts melde.»

«Twitter bietet keine angemessene Hilfe an»

Dhrodia kommt zum Schluss, dass «Twitter nicht in der Lage ist, für diejenigen, die Gewalt und Belästigung erleben, angemessene Hilfe anzubieten.»

30 Änderungen gemacht

Gegenüber Amnesty wollte Twitter nicht Daten rausrücken, die zeigen, wie das Netzwerk auf Beschwerden reagiert. Twitter erklärte allerdings, dass in den letzten 16 Monaten mehr als 30 Änderungen an der Plattform vorgenommen worden seien, um die Sicherheit zu verbessern.

Amnesty reicht das nicht: «Twitter hat wiederholt versucht, die Aufmerksamkeit von seiner eigenen Verantwortung abzulenken, indem es das Problem auf die Gesellschaft schiebt», sagt Dhrodia. «Wir fordern sie nicht auf, die Probleme der Welt zu lösen. Wir bitten sie, konkrete Änderungen vorzunehmen, die klar machen, dass Gewalt gegen Frauen auf Twitter nicht geduldet wird.»

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