Am Cyber Monday fehlt «die grosse Goldgräberstimmung»
Nach einer Woche voller Rabatte endet die Saison mit dem Cyber Monday, wobei trotz zahlreicher Aktionen die angespannte Wirtschaftslage ihre Spuren hinterlässt.

Nach einer Woche voller runtergesetzter Preise erreicht die Rabattsaison mit dem Cyber Monday ihren vorläufigen Abschluss. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Zwar lockten in der letzten Woche zahlreiche Händler mit grossen Aktionen, doch die angespannte Wirtschaftslage hinterlässt Spuren.
Über alle Kategorien hinweg liegen die Umsätze nach Einschätzungen des Vergleichsportals Blackfriday.ch je nach Händler derzeit rund 10 bis 12 Prozent tiefer. «Unsere ersten Auswertungen zeigen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten in diesem Jahr vorsichtiger agiert haben als 2024», sagt Sprecher Jérôme Amoudruz dazu.
Auch der Cyber Monday reisst die Bilanz nicht mehr heraus. «Die grosse Goldgräberstimmung fehlt in diesem Jahr», bestätigt Julian Zrotz von Blackfridaydeals.ch, der zweiten grossen Vergleichsplattform. Aktuelle Hochrechnungen deuteten darauf hin, dass der Umsatz im Non-Food-Onlinehandel am Montag auf rund 75 Millionen Franken kommen werde. Sollte sich der Trend über den Tag fortsetzen, entspräche dies einem Rückgang von rund 5 Millionen Franken gegenüber 2024, so Zrotz.
Ein Grund für die verhaltenen Verkäufe zum Abschluss der Rabattschlacht sei strukturell bedingt: «Wir sehen diesen Montag verhältnismässig wenig neue Angebote», sagt Zrotz. Viele Händler hätten ihre Black-Friday-Aktionen einfach über das Wochenende verlängert. Der Cyber Monday biete daher weniger «frische» Highlights als in früheren Jahren.
Black Friday-Umsatz in der Schweiz leicht rückläufig
Weil sich die Einkäufe mittlerweile auf eine ganze Woche verteilten, habe sich auch die einstige massive Umsatzspitze am Black Friday abgeflacht, sagt Zrotz. Am vergangenen Freitag wurde gemäss Zahlen der Plattform ein Umsatz in Höhe von 450 Millionen Franken erzielt, rund 10 Millionen weniger als im Vorjahr und der zweite Rückgang in Folge.
Die unsichere wirtschaftliche Lage macht sich also bemerkbar. «Die im Vorfeld vermutete Zurückhaltung scheint sich zu bestätigen», sagt Zrotz.
Die Entwicklung beobachte man auch in anderen europäischen Ländern, ergänzt Amoudruz. «Der Trend ist ähnlich: weniger Spontankäufe, mehr Zurückhaltung bei nicht-essenziellen Produkten und insgesamt geringere Ausgaben.»
Eine auffällige Ausnahme seien Elektronikartikel. Insbesondere bei Laptops, PCs und Smartphones beobachtet die Plattform Blackfriday.ch einen Anstieg von etwa 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wobei die Konsumenten gezieltere und nützlichere Käufe getätigt hätten.
Black Friday Week: Rege Bestellungen bei Digitec Galaxus
Immerhin: Die grossen Händler konnten offenbar noch zulegen. Beim grössten Schweizer Onlinehändler Digitec Galaxus etwa wurde an den laufenden Rabatttagen «rege bestellt», wie es auf Anfrage hiess. Das Interesse sei nach wie vor gross, der Umsatz der Black Friday Week liege «deutlich» über dem Vorjahr.
Auch bei Brack läuft es nochmals besser als im letzten Jahr. «Wir verzeichnen am Cyber Monday über 15 Prozent mehr Traffic und sind auch beim Umsatz im Plus», sagt ein Sprecher. Damit bestätige sich das Bild, das sich im Verlauf der Black Week abgezeichnet habe: «Wir werden die Rekord-Woche von 2024 übertreffen.»
Zwischen den Händlern gab es grosse Unterschiede, bestätigt auch Dagmar Jenni, Direktorin des Detailhandelsbranchenverbands Swiss Retail Federation: «Es scheint, dass man die Leute abgeholt hat, die man abholen kann. Das Besondere an den Sonderverkaufstagen hat sich aber etwas verflüchtigt», sagt auch sie.
Eine vollständige Gesamtsicht liegt derzeit noch nicht vor. Schliesslich läuft der Cyber Monday weiter und der eine oder andere dürfte noch auf der Suche nach einem Schnäppchen sein.






