Käfer, die im Bierglas landen, haben sich nicht etwa verirrt. Vielmehr spüren die Insekten den Fusel extra auf. Wozu sie das tun, haben Insektenforscher und Ökologen jetzt entdeckt.
Weil der Ambrosiakäfer für die Anzucht seiner Pilze Alkohols braucht, fällt er leicht mal ins Bierglas.
Weil der Ambrosiakäfer für die Anzucht seiner Pilze Alkohols braucht, fällt er leicht mal ins Bierglas.
Ambrosiakäfer pflegen ihren Pilzgarten im Inneren von Bäumen hingebungsvoll.
Ambrosiakäfer pflegen ihren Pilzgarten im Inneren von Bäumen hingebungsvoll.
So sieht der Pilzgarten der Ambrosiakäfer unter dem Elektronenmikroskop aus.
So sieht der Pilzgarten der Ambrosiakäfer unter dem Elektronenmikroskop aus.
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Ambrosiakäfer sind in der Schweiz weit verbreitet. Sie landen gern mal im Bierglas – aber warum?
  • Sie fliegen auf Alkohol, weil ihr Futter – ein Pilz – den Stoff zum Wachsen braucht. Das haben Forscher nun entdeckt.
  • Den Pilz kultivieren die Käfer gleich selbst, im Holz alter und schwacher Bäume. Und solche Bäume sondern Alkohol ab.

Die Tage werden länger, die Abende wärmer – Zeit für den Biergarten. Doch warum stürzen sich dabei immer wieder kleine Käferchen todesmutig ins Feierabendbier? Diese Frage hat ein internationales Team aus Insektenforschern und Ökologen nun untersucht. Sie haben dafür den alkoholaffinen Ambrosiakäfer unter die Lupe genommen, der auch in der Schweiz weit verbreitet ist. Zwar wussten Wissenschaftler schon lange, dass die Krabbler gern dem Lockruf des Fusels folgen. Aber erst jetzt wurde klar, warum.

Die Insekten spüren den Alkohol auf, weil ein Pilz, den sie gern verspeisen, den Stoff zum Wachsen braucht. Dieser Pilz wächst im Holz alter Bäume. Die Forschenden entdeckten nun bei ihren Versuchen, dass die Pilze nur in Bäumen sprossen, die sie zuvor künstlich mit Alkohol präparierten hatten. Das ist gar nicht so abwegig, denn Ambrosiakäfer besiedeln mit Vorliebe alte, schwache Bäume – und solche Bäume sondern Alkohol ab.

Und weil die Krabbler sich nicht nur auf ihr Glück verlassen, kultivieren sie die Pilze gleich selbst: Sie tragen die Pilzsporen im Magen und verbreiten diese, während sie Gänge ins Holz alter, alkoholhaltiger Bäume knabbern. So legen sie richtiggehende Pilzgärten an.

Am besten gedeiht das Käferfutter bei einem Alkoholgehalt von 2,5 Prozent. Und das ist ungefähr soviel wie Biergartenbesucher in ihrem Panache finden, während sie unter alten, ehernen Bäumen den Frühling begrüssen.

Produced by higgs – das Magazin für alle, die es wissen wollen.

Initiated by: Gebert Rüf

Screenteaser - Nau
Ad
Ad