Die Schweiz soll nicht nur für ihre leckere, sondern auch nachhaltige Schokolade weltbekannt sein. Grund dafür sind sowohl der Klimawandel als auch die Bauern.
Ernst A. Brugger Präsident der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao erklärt, was an der Schoggi-Produktion optimiert werden kann. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao setzt sich für nachhaltige Schokolade ein.
  • Bis 2025 sollen 80 Prozent des importierten Kakaos aus nachhaltigem Anbau stammen.
  • Am Projekt beteiligt sind Bund, Forscher der ETH, Chocosuisse oder NGOs.
  • Der Bund investiert dafür Millionen, was für Kritik von Public Eye sorgt.

Der Klimawandel, die Entwaldung oder auch Kinderarbeit stellen die Schokolade vor Herausforderungen. Darum wurde vor einem Jahr die «Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao» gegründet, welche diese Woche ein erstes Fazit zog.

Hinter der Plattform stehen Wissenschaftler der ETH, Vertreter der Privatwirtschaft, NGOs und nicht zuletzt der Bund. Das grosse Ziel der Schweizer Plattform ist die nachhaltige Kakao-Produktion, sagt Präsident Ernst A. Brugger.

Nachhaltige Schokolade gegen Klimawandel und für Kakao-Bauern

Wie Brugger erklärt, gäbe es dafür zwei wichtige Gründe. «Die Kakao-Wertschöpfung wird immer wieder kritisiert, und Nachhaltigkeit ist ein Wettbewerbsfaktor im Weltmarkt.» Die Schweiz solle nicht nur qualitativ hochwertige, sondern auch faire Schokolade produzieren.

Ernst A. Brugger, Präsident der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao, erklärt, welche Auswirkungen die Arbeit der Plattform auf Schoggi-Liebhaber haben wird. - Nau

Für die Nachhaltigkeit gäbe es drei wichtige Kriterien: «Ökologisch, sozial und biologisch.» So will die Plattform beispielsweise die Lebensbedingungen der Kleinbauern im Kakao-Anbau verbessern, sowie Kinderarbeit bekämpfen. Umso mehr in Zeiten von Klimawandel, wird auch der umweltschonende Anbau immer mehr beobachtet.

Bis 2025 soll 80 Prozent des in die Schweiz importierten Kakaos aus nachgewiesen nachhaltigem Anbau stammen. Heute sind es gemäss Plattform bereits 50 Prozent.

Bund finanziert den grössten Teil

Um die diversen Projekte zu finanzieren, beteiligt sich der Bund am Projekt, konkret das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. Dieses will sicherstellen, «dass die Schweiz ihren Beitrag zur Verbesserung des Wohlstands in den Kakao-Ursprungsländern leistet.» Laut Geschäftsbericht hat das SECO im vergangenen Jahr 300'000 Franken investiert, rund die Hälfte der Einnahmen.

Schlussendlich seien es gar mehr als vier Millionen, glaubt man bei Public Eye. Die Nichtregierungsorganisation steht der Schweizer Plattform kritisch gegenüber, erklärt Mitarbeiterin Silvie Lang. Die Mitfinanzierung durch den Bund sei fragwürdig, insbesondere angesichts der Finanzstärke vieler Akteure in der Kakao- und Schokoladenbranche. Die Schweiz stecke derart viel Geld in Projekte, welche Probleme lösen will, «für die die Industrie seit Jahren mitverantwortlich ist.»

50 Prozent nachhaltiger Kakao «absolut unglaubwürdig»

Die Bestrebungen der Plattform seien zwar der richtige Weg. Doch: «Die zentrale Frage ist, was versteht die Kakaoplattform unter nachhaltigem Kakao?» Denn Zertifizierungsprogramme wie UTZ oder Max Havelaar würden nicht weit genug gehen.

Kakao
Silvie Lang von Public Eye beobachtet die Bedingungen der Kakao-Bauern genau und ist skeptisch, wie nachhaltig die neue Plattform in Zeiten von Klimawandel ist. - Public Eye

«Bis anhin haben es diese Programme nicht geschafft, einen signifikanten Anteil der Kakaobauern aus der Armut zu holen.» Die Plattform müsse klare Handlungen zeigen, wie sie den Bauern existenzsichernde Auskommen garantieren.

Daher seien die propagierten 50 Prozent nachhaltigen Kakaos «absolut unglaubwürdig. Den Beweis dafür muss die Industrie noch liefern.»

Kakaobohnen
6 Männer sitzen um einen Haufen geernteter Kakaobohnen.
Kakaobohne
Ein Mann hält eine geöffnete Kakaofrucht in der Hand.
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