Kaum eine Süssigkeit ist so mythenumrankt, wie Schokolade. Ein Basler Arzt wollte wissen: Was macht Schoggi wirklich mit unserem Körper?
Angebrochene Tafel dunkler Schokolade
Dunkle Schokolade besteht zu gleichen Teilen aus Zucker und Fett. Dazu kommen Stoffe und Spurenelemente, denen gesunde Eigenschaften zugeschrieben werden. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schokolade soll stopfen und glücklich machen, so der Volksmund.
  • Ein Forscher hat untersucht, wie die Stoffe der Kakaobohne im Körper wirklich wirken.
  • Schoggi verlangsamt den Dickdarm und stopft tatsächlich.
  • Doch Glückshormone werden keine ausgeschüttet. Dafür sehen wir besser.

Weihnachten bringt nicht nur Kerzenschein und Päckli – sie bringt auch richtig viel Schokolade mit sich. In Folie gewickelte Schoko-Nikoläuse, Schoggi-Güetzi, Torten, Mousse und Crèmes – die «Speise der Götter», wie die Südamerikaner den Genuss aus der Kakaobohne nennen, ist allgegenwärtig. Und Mythen-umrankt.

Dunkle Schoggi beruhigt den Darm, bringt die Glückshormone zum tanzen und macht glücklich. «Moment – stimmt das alles wirklich?», haben sich nun Mark Fox, Freimut Jüngling, Dieter Köberle und weitere Mediziner vom Basler Claraspital gefragt. Mit der Unterstützung von Anne-Christin Meyer aus der Clara Forschung beschlossen sie, den Schoggi-Essern während dem Genuss in Kopf und Bauch zu gucken.

Der Schokolade auf der Spur

Um den Tatsachen auf die Spur zu kommen, liess Fox im Zuge einer Studie seine Probanden erst eine Woche dunkle Schokolade mit 70 Prozent Kakao-Anteil essen und dann, nach einer Pause, eine Woche lang weisse Schokolade.

Während in der dunklen Schokolade all die Stoffe enthalten sind, die Schoggi gesund machen sollen, bleibt bei der weissen nur noch Zucker und Fett. Sie wurde damit zur Kontrollinstanz: Sieht es in Hirn und Darm der Probanden beim Essen der weissen Schokolade anders aus, als bei der dunklen?

Gastroenterologe Mark Fox
Der Gastroenterologe Mark Fox hat für das Basler Claraspital eine Studie zur Schokolade realisiert. 2019 wird er an die Klinik Arlesheim wechseln, um ein Zentrum für Menschen mit chronischen Verdauungsproblemen aufzubauen. - idigest

Schoggi im Kopf

Das hartnäckigste Gerücht um die Schokolade besagt: Schoggi macht glücklich. «Wir hatten darum erwartet, dass unter anderem das limbische System, jener Bereich im Gehirn, der für Emotionen zuständig ist, aktiv sein wird, wenn die Probanden die dunkle Schokolade gegessen haben», sagt Fox.

Rote und goldene Schokoladen-Nikoläuse
Machen die bunten Schoko-Nikoläuse uns wirklich glücklich? - Pixabay

Das hätte die Annahme gestützt, dass beim Schokoladenkonsum zahlreiche Glückshormone ausgeschüttet werden. Doch nicht die Hirnareale, die für Emotionen und Glücksgefühle verantwortlich sind, waren beim Essen der dunklen Schokolade aktiv.

«Geleuchtet hat aber das Sehzentrum», ruft Fox aus. Dieser Effekt verbessert zwar nicht das Sehvermögen an sich, er könnte uns jedoch dabei helfen, visuelle Informationen besser und schneller zu nutzen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass die Unterscheidung von Farben und Formen nach Einnahme von Schokolade einfacher wird. Fox grinst: «Die Kinder zum Rüebli-Essen zu verknurren, wird jetzt sehr schwer.»

Schoggi im Bauch

Stimmt denn immerhin Omas Weisheit, dass «Schoggi stopft»? Von dem, was wir essen, zehrt nicht nur unser Körper. «Im Darm leben Tausende verschiedene Bakterien. Sie ernähren sich von dem, was wir ihnen übrig lassen. Alle Bakterien zusammen nennen wir das Mikrobiom», sagt Fox. Ernähren wir uns abwechslungsreich und gesund, haben wir auch ein gesundes Mikrobiom.

Essen wir dunkle Schokolade, freuen sich die Bakterien in unserem Darm über den komplexen Inhalt des Cacaos. Weil sie so viel zu schmausen haben, wandert die dunkle Schokolade langsamer durch den Dickdarm, als die weisse und produziert einen kompakteren Stuhl. Mit anderen Worten: Ja, Schoggi stopft.

«Wenn Schokolade den Darm beruhigt und den Stuhl reguliert, wäre das für Patienten mit Reizdarmsyndrom ein riesiger Gewinn», sagt Fox. Denn obwohl Schoggi uns alle interessiert, sind es doch seine Patienten mit Magen-Darm-Problemen, für die Fox forscht.

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