Die Aktivisten vom Klimastreik haben sich noch nie gescheut, Gesicht zu bekennen. So soll der Sache die Anonymität und Abgrenzung genommen werden.
Interview mit der Klimaaktivistin Miriam Rizvi zum Verhüllen von Aktivisten. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Während dem Klimastreik werden immer weniger Masken und Ähnliches getragen.
  • Mit der Offenheit der Aktivisten soll zum Dialog eingeladen werden.
  • Der Klimastreik ist per se kein Streik, sondern eine Demonstration.

Mit der «Fridays for Future»-Bewegung wurden Streiks und Demonstrationen unter das Volk gebracht. Jeden Freitag werden weltweit Demos abgehalten, um im Zeichen vom Klimastreik für das Klima einzustehen.

Dabei kann man eine interessante Beobachtung machen: Immer weniger Demonstrierende verstecken ihr Gesicht.

Masken, Sturmhauben und ähnliches verschwinden von der Bildfläche. Als Erklärung dienen ganz unterschiedliche Gründe. Für die jungen Klimaaktivisten gibt es jedoch ein ganz entscheidendes Argument.

Klimastreik möchte Gesicht zeigen

Für Miriam Rizvi, Klimaaktivistin, ist es eine klare Angelegenheit: «Wir möchten der Politik direkt ins Gesicht schauen. Wir wollen ihnen sagen: Das sind eure Kinder!» Die Aktivisten möchten mit ihren offenen Gesichtern die Anonymität der Streiks eliminieren und offen sein für den Dialog.

Rizvi hat auch keine Angst vor Konsequenzen. Klar gäbe es beim Streiken Massnahmen, «aber die sind es uns wert.» Das Aufhalten des Klimawandels sei ihnen wichtiger, als Rüffel vom Schulleiter zu umgehen.

Earthstrike Zürich
Der Earthstrike in Zürich ist in vollem Gange. - Nau

Johannes Reich, Professor für öffentliches Recht an der Universität Zürich, sieht auch einen juristischen Grund. «Für die überwiegende Zahl der Teilnehmenden ist der «Klimastreik» kein Streik, sondern eine Demonstration. Demonstrationen sind als Teil der Meinungsäusserungs- und Versammlungsfreiheit der Bundesverfassung geschützt.»

Des Weiteren ist es in zahlreichen Kantonen verboten, sich bei öffentlichen Versammlungen unkenntlich zu machen.

«Man muss sich schützen»

Ganz anders sieht dies aber bei unbewilligten Demonstrationen oder Hausbesetzungen aus. Dort sieht man des Öfteren noch vermummte Gestalten und bedeckte Gesichter. Viele vermuten dahinter einen Versuch, Eindruck bei Passanten zu schinden. Ein Beispiel dafür wäre etwa die Aktion einiger Klima-Aktivisten diese Woche in Liebefeld BE.

Landhaus Liebefeld BE
Das Kollektiv #ganzodergarnid im Restaurant Le Caveau im Keller des Landhauses in Liebefeld BE. - Nau

Doch das Verstecken geschieht aus Selbstschutz. Denn obwohl die Bevölkerung sehr aufgeschlossen gegenüber dem Klimastreik wirkt, gibt es dennoch Gefahren für die Aktivisten.

Earthstrike Lausanne
Jugendliche demonstrieren am Earthstrike in Lausanne. - Keystone

«Die Leute würden am liebsten ihre Gesichter zeigen! Aber unser heutiges System akzeptiert solche Leute und Aktionen nicht», so Rizvi. «Man muss sich schützen, um seine politische Meinung ausdrücken zu können, ohne sich zu fürchten.»

Die anhaltenden Klimastreiks haben diese Furcht offenbar weiträumig eingedämmt. So streikten am Freitag in rund 15 Schweizer Städte Tausende Menschen – mit Gesicht.

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