Nach der Entlassung einer Professorin will die ETH Zürich unter anderem ihre Führungsstrukturen anpassen. Notwendig, finden Bildungspolitiker. Aber nicht alle.
Martina Munz, Nationalrätin SP spricht von der Entlassung einer Physikprofessorin an der ETH. - Nau
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der ETH-Rat hat Professorin Marcella Carollo nach Mobbing-Vorwürfen am Montag entlassen.
  • Das erste Mal in der 164-jährigen Geschichte der ETH wird einer Professorin gekündet.
  • Bildungspolitiker äussern sich zum Fall und fordern Massnahmen.
  • Die ETH müsse unter anderem ihre Führungsstrukturen anpassen.

Zum ersten Mal in der 164-jährigen Geschichte der ETH Zürich wurde am Montag eine Professorin entlassen. Hintergrund der Entlassung sind die Mobbing-Vorwürfe gegen Marcella Carollo.

Die Vorwürfe gegen die Physikprofessorin des ehemaligen Astronomie-Instituts schlagen bereits seit Ende 2016 hohe Wellen. Und auch nach der Entlassung ist der Druck auf die ETH Zürich hoch.

ETH Zürich mit Frauenproblem

Bei der Schaffhauser SP-Nationalrätin Martina Munz löst die Entlassung ein fahles Gefühl aus. «Die ETH hat schon wenige Professorinnen und dass genau jetzt bei einer Frau so genau hingeschaut wird, erschreckt mich.» Laut der Bildungspolitikerin habe die Hochschule ein Frauenproblem: Frauen seien an der ETH stark untervertreten.

Grundsätzlich findet es Munz aber richtig, dass die Anstellungsverhältnisse von Professorinnen und Professoren nicht mehr völlig unantastbar sind.

SVP glaubt an «absoluten Einzelfall»

Wie steht es um den Schaden für die Hochschule? «Wenn die ETH diesen Fall abhakt und er gut gelöst und aufgearbeitet wird, dann profitiert die ETH. Wenn sie nichts lernt und den Fall aussitzt, dann kann der Schaden sehr gross werden», glaubt Munz.

Die ETH müsse nicht nur auf wissenschaftlicher Basis Topleistungen bringen, sondern auch im Bereich der «Good Governance».

SVP peter koller
Peter Keller ist Nationalrat der SVP und Mitglied der Bildungskommission. - Keystone

Weniger streng sieht dies SVP Nationalrat Peter Keller. Es bestehe keinen Grund, sich wegen dieses Falls Sorgen um den Bildungsstandort Schweiz zu machen. «Es gibt Tausende von Angestellten an Schweizer Hochschulen. Wir haben es hier mit einem drastischen und unschönen Konflikt zu tun, aber es ist ein absoluter Ausnahmefall.»

SP und CVP pochen auf Transparenz

Bei der ETH sorgten in jüngster Zeit aber auch andere Fälle von mutmasslichem Mobbing oder Machtmissbrauch regelmässig für Schlagzeilen. Für Munz zeigen die Fälle klar: Die ETH braucht nun neue Führungs- und Steuerungsstrukturen. Aber auch neue Anlaufstellen und transparentere Entscheidungsprozesse.

Martina Munz, Nationalrätin SP erklärt, was sich an der ETH ändern soll. - Nau

Zum Beispiel stünden die Doktorierenden in einem zu starken Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Professorinnen und Professoren.

Dass die ETH vor allem ihre Führungsstrukturen verbessern will begrüsst auch Philipp Kutter. Der Zürcher CVP-Nationalrat meint: «Konflikte gibt es überall, wo Menschen zusammen arbeiten. Die ETH muss für faire Verfahren sorgen in Konflikten.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

MobbingNationalratSVPETH ZürichDie Mitte