Dunkelrestaurant blindekuh bleibt Pionierin
Alles begann mit einem blinden Pfarrer und einem sehbehinderten Psychologen. Heute blickt das Dunkelrestaurant «blindekuh» auf 20 Jahre zurück.
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Das Wichtigste in Kürze
- Das Dunkelrestaurant «blindekuh» in Zürich und Basel feiert sein 20-Jähriges.
- Knapp die Hälfte der rund 60 Angestellten ist blind oder sehbehindert.
- Seit Beginn kehrten 510'000 Gäste in Zürich ein, in Basel (2005 eröffnet) bislang 185'000.
Die Augen sind zwar geöffnet, und doch sieht man nichts. Mal geht eine geladene Gabel daneben, und doch findet man sich in kurzer Zeit zu Recht. Das Dunkelrestaurant «blindekuh» schafft seit nun schon 20 Jahren ein besonderes Gastro-Erlebnis.
Denn die Gäste speisen in kompletter Dunkelheit. Entstanden ist die Idee unter anderem dank einem blinden Pfarrer und dem sehbehinderten Psychologen Stefan Zappa. «Es war damals wirklich weltweit das erste Dunkelrestaurant.» Der Erfolg war riesig und hält bis heute an.
Pionierin begeisterte rund um den Globus
Als das Dunkelrestaurant vor 20 Jahren seinen Betrieb aufnahm, war die Resonanz gewaltig. Die «blindekuh» wurde im australischen Fernsehen gezeigt oder landete auf der Titelseite des Wall Street Journals.

Doch Zappa gibt zu: «Wir mussten schnell nachbessern, das Konzept zu Beginn hat zu viele Erwartungen geweckt.» Anfänglich hätten sie mehr ein Begegnungszentrum zwischen Blinden und Sehenden schaffen wollen. Eine Bar mit Fingerfood: «Viel reden, wenig konsumieren.»
Doch damit habe man schlicht zu wenig Umsatz generiert. Doch mit dem Restaurant sei dieser Begegnungs-Sinn keineswegs verloren gegangen. Der Gast wird nämlich vom Blinden ins Dunkle geführt, wobei sich die sonst alltägliche Rolle kehrt. «Der Blinde führt die Sehenden.»

Das erste Restaurant 1999 wurde in Zürich gegründet, 2005 das zweite in Basel. «Zürich ist für neue Trends extrem offen, in Basel hatten wir eher Schwierigkeiten.» Dies zeigt sich auch in den Zahlen: Im letzten Jahr besuchten 22'500 das Restaurant in Zürich, 7'800 dasjenige in Basel.
«blindekuh» macht Leben der Sehbehinderten bunter
Die Stiftung blindekuh ist eine der wichtigsten Arbeitgeber für sehbehinderte Menschen. Von den rund 60 Angestellten ist die Hälfte entweder sehbehindert, oder gar blind.
Die grösste Herausforderung sei das Nachwuchsproblem, «denn es ist ein anspruchsvoller Job.» Die sehbehinderten Servicemitarbeiter müssen beispielsweise ein gutes Gedächtnis für die Bestellungen oder einen guten Orientierungssinn haben.
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Auch träumt Stefan Zappa davon, das Arbeitsfeld für sehbehinderte Menschen auszuweiten. Denn der Mehrwert von diesem Austausch sei riesig: «Blind sein heisst nicht einfach, keine Lebensqualität zu haben.»