Pflegende Angehörige: Entlastung statt finanzielles Risiko!
Das Wichtigste in Kürze
- Private Spitex-Firmen würden sich auf Kosten der Steuer- und Prämienzahlenden bereichern.
- Auf diesen Vorwurf von Nau-Kolumnist Patrick Hässig nimmt Hellman im Gastbeitrag Stellung.
Die Angehörigenpflege wird im Hinblick auf die Zukunft des Schweizer Gesundheitssystems kontrovers diskutiert. Angesichts einer alternden Bevölkerung und eines akuten Mangels an Pflegefachkräften wird sie immer wichtiger.
Das Modell der pflegenden Angehörigen ist eine zukunftsweisende Antwort auf die Herausforderungen des Schweizer Gesundheitssystems und nicht dessen Problem.
Die Schweizer Pflegeversorgung steht vor einer doppelten Herausforderung: Eine alternde Bevölkerung trifft auf einen gravierenden Mangel an Pflegepersonal. Bis 2030 wird die Zahl der über 65-Jährigen um 30 Prozent steigen. Das zeigen die Prognosen des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (2022).
Schon heute fehlen gemäss einer Studie (Swiss Nursing Workforce) mindestens 12’000 Pflegefachkräfte. Angesichts dieser Entwicklungen sind die Angehörigen in der häuslichen Pflege eine zunehmend unverzichtbare Säule des Schweizer Gesundheitswesens.
Pflegende Angehörige ermöglichen es älteren und pflegebedürftigen Menschen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben. Das ist nicht nur eine menschlich wertvolle Lösung, sondern auch eine ökonomisch effiziente. Indem sie Krankenhausaufenthalte reduzieren und teure Pflegeheimplätze vermeiden, tragen pflegende Angehörige entscheidend zur Entlastung des Gesundheitssystems bei.
Kritik ohne Weitsicht
Trotz dieser Vorteile werden private Spitex-Unternehmen, die pflegende Angehörige anstellen, vermehrt in ein schlechtes Licht gerückt. Argumentiert wird stets, dass diese Firmen sich auf Kosten der Steuerzahlenden bereichern würden.
Es ist wichtig und richtig, dass die Zuweisung öffentlicher Gelder an private Firmen im Pflegesektor öffentlich diskutiert wird. Denn diese Mittel müssen effizient und zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt werden.
Bei dieser Diskussion wird allerdings oft übersehen, dass das Modell der Angehörigenpflege weit mehr umfasst als akute Pflegefälle oder kurzfristige Kostenfragen. Es ist ein Konzept mit Blick auf die Zukunft, das dem Fachkräftemangel und den steigenden Gesundheitskosten direkt entgegenwirkt.
Ein zukunftsfähiges Versorgungsmodell braucht Weitsicht, denn durch präventive Massnahmen wird die Belastung des Gesundheitssystems langfristig reduziert.
Es ist hinlänglich bekannt, dass innovative Technologien zur Früherkennung Krankenhausaufenthalte verhindern und Kosten senken können, womit die moderne Angehörigenpflege das Gesundheitssystem langfristig entlastet.
Die Angehörigenpflege: Effizient und menschlich
Angehörige übernehmen mit viel Engagement und emotionaler Bindung die Pflege ihrer Liebsten. Mit der Anstellung pflegender Angehöriger stellen private Spitex-Anbieter wie Pflegewegweiser sicher, dass diese nicht nur die notwendige Ausbildung und Betreuung erhalten, um ihre Aufgaben kompetent auszuführen, sondern dafür auch die finanzielle Absicherung, die sie verdienen.
Dies führt zu einer persönlicheren und qualitativ hochwertigeren Pflege – ein Innovationsschub für die ganze Branche, den die öffentlichen Anbieter des Schweizer Gesundheitssystem allein nicht leisten können.
Investitionen, die sich lohnen
Während grosse Einigkeit über die Sinnhaftigkeit der Angehörigenpflege herrscht, steht der sogenannte Restkostenbeitrag an die privaten Spitex-Anbieter häufig in der Kritik. Entgegen den Behauptungen einiger Kritiker «grasen» private Spitex-Anbieter nicht einfach ab, sondern investieren in die Verbesserung der Pflegequalität – zu Gunsten der gesamten Branche.
Dank Investitionen in Schulungen, der Begleitung pflegender Angehöriger durch Pflegefachpersonen, technologischer Innovationen und Präventionsmassnahmen wird nicht nur das Gesundheitssystem langfristig entlastet, sondern auch die psychische Gesundheit der Pflegenden gestärkt.
Sie fördern die Autonomie der Patienten, was massgeblich zu einer verbesserten Lebensqualität führt.
Prävention und Technologie als Zukunft der Pflege
Ein oft unterschätzter Aspekt der Angehörigenpflege ist der präventive Ansatz, insbesondere im Bereich der Sekundärprävention. Diese zielt darauf ab, bereits bestehende gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um das Fortschreiten von Erkrankungen zu verhindern.
Der Einsatz moderner Technologien, wie sie von Pflegewegweiser standardisiert genutzt werden, schafft eine kontinuierliche Überwachung der Patienten. Damit steht bei der professionellen Angehörigenpflege der Patientennutzen im Mittelpunkt, anstatt die Pflege lediglich nach der Anzahl der erbachten Leistungen zu bewerten.
Fazit: Ein Modell für die Zukunft
Die Debatte um die reinen Kosten greift zu kurz. Die Kritiker verkennen die wahre Bedeutung der pflegenden Angehörigen – sie sind das Rückgrat der häuslichen Versorgung und verdienen Wertschätzung. Private Spitex-Organisationen wie Pflegewegweiser geben der Angehörigenpflege einen Wert, und machen das Gesundheitssystem dank Investitionen in Innovation und Fortschritt zukunftssicher.
Sie bieten Lösungen für den Fachkräftemangel und setzen auf Prävention, um die Kosten langfristig zu senken. Dieses Modell ist keine Belastung – es ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Lösung.
Diese Weitsicht wünschen wir uns von der Politik. Es müssen gemeinsam mit den betroffenen Akteuren politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit öffentliche Gelder zielgerichtet eingesetzt, pflegende Angehörige weiterhin unterstützt und Missbrauchsfälle vermieden werden.
Zur Person: Andreas Hellman (41) ist promovierter Neurowissenschaftler und Medizinischer Direktor bei der privaten Spitex-Organisation Pflegewegweiser mit ihrem Hauptsitz in St. Gallen.