Markus Ritter: Warum «Hors-Sol» besser ist als sein Ruf
«Im April macht das Wetter, was es will», besagt eine alte Bauernregel. Heutzutage sei es das ganze Jahr April. Eine Kolumne von Markus Ritter.

Das Wichtigste in Kürze
- Markus Ritter ist gewählter Präsident des Schweizer Bauernverbandes.
- Auf Nau.ch schreibt der Mitte-Nationalrat regelmässig Kolumnen.
- Heute schreibt Ritter über die Bewirtschaftung der Felder und neue Methoden.
Das Wetter ist seit jeher ein grosses Thema für uns Bauernfamilien. Unsere Produktion findet draussen statt. Und ist den Elementen zu grossen Teilen «ausgeliefert».
Am liebsten ist es uns, wenn regelmässig, aber nicht zu grosse Mengen Wasser vom Himmel fallen. Dazwischen sollte es regelmässig mindestens eine Woche trocken bleiben.
So haben unsere Kulturen genug Feuchtigkeit zum Wachsen, ohne dass Pilzkrankheiten sich allzu stark ausbreiten können. Und die Felder trocknen dazwischen genug ab, um sie für Pflegearbeiten zu befahren.
Trockene Tage am Stück sind rar
Solch ideale Produktionsjahre sind leider selten geworden. Es gibt vermehrt extrem lange Phasen extremer Trockenheit, in denen alles verdorrt. Oder umgekehrt: Während Monaten ist es kaum zwei Tage trocken.

Es gibt bis spät im Jahr Frost, der im Obst- und Weinbau zu Totalausfällen führen kann. Es gibt orkanartige Stürme oder Starkregen, der die Feldkulturen flachlegt – oder unter Wasser setzt.
Es braucht Nerven wie Drahtseile
Wer heute Felder draussen bewirtschaftet, braucht nicht nur Fachwissen, sondern auch Nerven wie Drahtseile.
Empfindliche oder teure Kulturen versuchen die Bauernbetriebe deshalb so gut wie möglich zu schützen und richten eine Möglichkeit zur Bewässerung ein.
Apfelkulturen haben heute ein Hagelnetz, Himbeeren stehen unter einem Plastikdach und viele Gemüsearten im Treibhaus. Und alle sind mit einer Tröpfchenbewässerung ausgerüstet.
Wachsen auf einem Substrat
Geschlossene Treibhäuser bieten auch in Bezug auf den Pflanzenschutz Vorteile. So kann man dort Schädlinge viel besser mit Nützlingen bekämpfen.
Viele Menschen sind kritisch, was die «Hors-Sol»-Produktion anbelangt. Dort wachsen die Erdbeeren oder Tomaten nicht mehr im Boden, sondern auf einem Substrat. Das ist unbestritten High-Tech.
Es ist aber eine sehr umweltfreundliche Produktion: Wasser und Nährstoffe können recycelt werden, so dass keine Verluste entstehen. Krankheiten und Schädlinge gibt es kaum, Pflanzenschutzmittel braucht es keine.
Es ist wie so oft: Es gibt nicht schwarz oder weiss. Vielmehr hat alles seine Vor- und Nachteile.
Zum Autor: Markus Ritter (58) ist Nationalrat (Die Mitte) und gewählter Präsident des Schweizer Bauernverbandes.












