Unser Blogger Lucas schreibt über sein Leben als Teil der Generation Z und der LGBTQIA+-Community. Tauchen Sie ein in seine Welt! Ein Gastbeitrag.
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Zwei Männer küssen sich. - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • Lucas (Anfangs 20) lebt in der City und nennt sich selbst ein Träumer der Extraklasse.
  • Gerade heraus gibt er einen Einblick in die Extremen der Generation Z und LGBTQIA+-Welt.

Früher dachte ich, dass ich verrückt bin. Ich war anders. Niemanden, den ich kannte, war so wie ich. Alle sprachen immer nur von Mann und Frau. Alles andere existierte einfach nicht, oder wurde totgeschwiegen. Ich brauchte lange, um zu realisieren, dass ich ein Recht habe auf mein eigenes Leben.

Und glaubt mir: Es lohnt, sich durchzuhalten. Viele junge und ältere Menschen sind sich nicht sicher, ob sie es wagen sollen, ihre ganz eigene Welt zu entdecken. Auch mir ging es so; bis ich realisiert habe, dass ich nicht der einzige Verrückte bin. Deshalb nehme ich Euch mit in meine bunte Welt – um zu zeigen, dass ihr nicht alleine seid.

Zürich, die Stadt der Geschichten

Züri isch Liebi. Hier hatte ich mein erstes Mal. Meinen erster Gay-Ausgang. Und in Zürich habe ich so viele Geschichten erlebt.

So auch die mit Jonas. Denn als ich letztens in der Stadt auf Grinder war – einer Dating-App für Schwule – wurde mir etwas klar: Mein Crush war ganz in der Nähe!

Ich wollte sofort auf Jonas‘ Profilbild klicken, da öffnete sich ein anderes Chatfenster: «Hoi, Lust auf Sex für Taschengeld?» Für alle, die das schockiert: Keine Sorge, ich habe ihn blockiert.

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Ein Nutzer hält ein Smartphone, auf dem die App Tinde» läuft, in der Hand. - dpa

Bei den meisten LGBTQIA-Apps gehören Escort-Anfragen leider zum Alltag. It is what it is: Auf Grinder und Co. treiben sich zahlreiche perverse Männer rum. Sie versuchen, deinen Körper wie einen billigen Stricher zu buchen. Als ich die App als 15-Jähriger erstmals (illegal) heruntergeladen hatte, ahnte ich gar nicht, was für eine Welt da auf mich zukommen würde. (Die Geschichte folgt noch.)

Als Teenie musste ich einige Erfahrungen sammeln, um heute sagen zu können, wie der Hase hoppelt.

Ich finde sowieso, dass man Männer gut mit Hasen vergleichen kann. Denn: Sie rammeln die ganze Zeit, können echt niedlich und kuschlig sein, aber wenn sie sich erschrecken, hoppeln sie in weiten Sprüngen davon. Und hinterlassen ganz viel Scheisse. (Übrigens hatte ich früher Hasen, die ich mehr geliebt habe als jeden Dreibeinigen Bunny bisher).

Wird's noch was mit Jonas?

Ihr könnt sicher sein, dass ihr im Laufe meines Blogs einige meiner Geschichten erfahren werdet; von unverschämt schönen Begegnungen, nicht wenigen Schockmomenten, von Fake Sugar Daddys bis hin zu Zwei-Minuten-Typen, einem reichen Wissenschaftler und vielen puren Gefühlen (nicht in dieser Reihenfolge).

Aber zurück zu Jonas. Auf diesen grossen, durchtrainierten Sunnyboy habe ich schon länger ein Auge geworfen: Alleine auf der Dating-App Tinder hatten wir sicher schon vier oder fünfmal einen Match. (Das kommt daher, dass die Auswahl an schwulen Single-Männer in meiner Liga in der Schweiz auch enorm begrenzt ist. Doch bevor ich wieder zu sehr abschweife: Folgt später)

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Die queere Community Graubündens fordert bessere finanzielle Unterstützung durch den Kanton. - dpa-infocom GmbH

Zu einem Treffen mit Jonas ist es bisher nie gekommen. Beim ersten Mal sagte er ab, und ich schrieb ihm nicht mehr zurück. Kurze Zeit später löschte ich die App – um sie wenige Wochen später wieder zu installieren.

Wer kennt das nicht? Swipen, Chatten, App löschen, wieder Herunterladen, Swipen. Immer dasselbe.

Dating im Jahr 2021 ist schwierig

Das nächste Mal chatteten wir eine Weile, bis dann irgendwann sein Profil gelöscht war!? An alle die jetzt Fragezeichen im Kopf haben – lasst es sein. Es braucht am Anfang wenig, um jemanden zu ghosten*.

Das muss überhaupt nichts mit der Person zu tun haben, um jemanden noch vor dem ersten Treffen wortlos tschüss zu sagen. Welcome to Dating 2021. Nimm es mit Humor. Schliesslich kannst du schnell wieder jemanden am Start haben, wenn du willst.

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Daten im Jahr 2021 ist nicht immer einfach. Das musste Lucas am eigenen Leib erfahren (Symbolbild) - Pexels

Wie auch immer. Plötzlich war Jonas wieder da. In der Stadt auf meinem App-Radar. Heiss wie immer. Dieses Mal war er ganz in der Nähe und ich entschied mich, aktiver zu sein: «Hey, ich glaube wir hatten schon so viele Matches. Scheissen wir auf das Kennenlern-Chatten und treffen uns gleich auf einen Drink?» Seine Antwort kam schnell: «Haha stimmt. Bin ich dabei!» Er gab mir seine Nummer und wir verabredeten uns für in zwei Wochen.

Es lohnt sich, durchzuhalten. Ich denke, wir wissen alle, wohin das führt...

Cya

Über Lucas: Der Anfangszwanziger lebt in der City und nennt sich selbst ein Träumer der Extraklasse. Gerade heraus schreibt er über sein junges Leben und gibt einen tiefen Einblick in die Extremen der Generation Z und LGBTQIA+-Welt.

*Für die ältere Generation: Wörterkatalog Generation Z

Crush: Mein Schwarm!

Damn right: Verdammt richtig.

Dreibeiniger Bunny: Mann

Fake Sugar Daddys: Nicht echtes Online Profil von jemanden, der sich als reicher über 40-jähriger Mann ausgibt, auf der Suche nach jemanden, dem er als Gegenleistung für sexuelle und romantische Handlungen übermässige Geschenke machen kann. Er zahlt dafür.

Match: Wenn zwei Personen sich auf einer App gegenseitig liken, ist es ein Match.

Swipen: Auf einer Dating App erscheint das Profilbild einer Person. Wenn Du das Bild nach links wischt, sagst du Nein. Und nach rechts wischen bedeutet: «Ich habe Interesse an einem Match.»

Ghosten: Jemanden blockieren, löschen, den Kontakt abbrechen.

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