Alexandra Lüönd: «Der Männerhass von Frauen ist nur noch peinlich!»
«Männer dürfen meine Tasche gerne tragen, aber mein Konto fülle ich selbst», schreibt unsere Beauty-Kolumnistin Alexandra Lüönd.

Das Wichtigste in Kürze
- Alexandra Lüönd schreibt eine monatliche Kolumne über Beauty-Themen.
- Der Männerhass auf Social Media werde immer schlimmer, findet sie.
- Lüönd ist Gründerin der Beauty2Go-Kliniken.
Ich liebe es, Frau zu sein! Ich liebe Lippenstift, ich liebe Business – und ich liebe High Heels. Ja sogar dann, wenn ich mich vierzehn Stunden lang zwischen Strategiemeetings, Excel-Tabellen und Business-Calls bewege.
Aber was ich nicht liebe ist, wenn das Frausein plötzlich zur politischen Waffe wird. Oder ausgenutzt wird, um billige Likes auf Social Media abzustauben.
In letzter Zeit lese ich auf Social Media immer öfters Beiträge, bei denen ich richtig wütend werde. Ich frage mich: Wann haben wir Frauen aufgehört, für uns selbst zu kämpfen? Und angefangen, gegen die anderen zu schiessen?
Der Männerhass auf Social Media wird immer schlimmer.
Das ist keine Emanzipation
Und das ausgerechnet von Frauen mit vielen Followern, die das populäre Thema für ihre Reichweite bewusst ausschlachten. Und das teilweise schon seit Jahren.
Nein, Männer werden dort nicht kritisiert, weil sie sich falsch verhalten. Sondern weil sie Männer sind.
Girls, ganz ehrlich: Das ist keine Emanzipation. Das ist Wutbürgertum, wie wir es sonst von Ruedi, Guido und Felix am Stammtisch im «Löwen» kennen.
Ich habe mein Beauty-Unternehmen mit aufgebaut. Wir haben bei uns einen Frauenanteil über 75 Prozent. Wir fördern Karrieren. Wir bilden Personal aus. Und wir ermöglichen Chancen.

Und ja: Ich bin stolz darauf, dass ich das alles geschafft habe – als feminine Frau, ohne mich je zu verstellen.
Aber nie im Leben hätte ich das erreicht, wenn ich meine Energie damit vergeudet hätte, Männer pauschal zu hassen.
Karriere ist kein Geschlechterkampf
Ich verstehe den Reflex, alles, was schwierig ist, mit dem Satz zu erklären: «Weil ich eine Frau bin.» Aber ich teile diesen Reflex nicht. Und das, obwohl ich unterdrückt wurde. Benachteiligt. Kleingemacht. Aber nie, weil ich eine Frau bin.
Nein, ich bin auch nicht naiv. Ich habe gelernt, mich zu wehren – genauso wie mein Bruder, mit dem ich mein Unternehmen aufgebaut habe.
Auch er musste sich Respekt erarbeiten. Karriere ist kein Geschlechterkampf. Es ist ein Charaktertest. Für Frauen wie Männer.
Besonders schlimm ist es zuletzt beim Thema Geld geworden. Immer wieder lese ich, wie benachteiligt Frauen beim Investieren seien. Really? Ist Geld etwa ein Genderproblem? Es ist ein Wissens- und Entscheidungsproblem.
Denn: Wer Verantwortung will – und das wollen wir Frauen ja – muss sie auch beim Thema Kapital übernehmen.

Wirtschaftliches Denken ist eine Haltung
Ich investiere, seit ich 25 Jahre alt bin. Nicht, weil ich ein Mann sein will. Sondern weil ich nie darauf gewartet habe, dass mir jemand meine Rechnung zahlt – weder im Restaurant, noch im Leben.
Und weil wirtschaftliches Denken kein Geschlechtsmerkmal ist, sondern eine Haltung.
Kapital schafft Möglichkeiten. Wer Macht will, muss rechnen können. Wer Mitsprache will, muss Verantwortung übernehmen.
Und wer beim Thema Finanzen immer noch benachteiligt ist, hat meistens eines nicht getan: angefangen.
Ich will Gleichwürdigkeit
Ich will übrigens auch keine «Gleichmacherei». Ich will Gleichwürdigkeit. Ich will, dass ich Frau sein darf. Mit Haltung, Charme und Entscheidungsfreude. Und ich will Männer an meiner Seite – und keine Feindbilder gegenüber.
Wenn mir einer die Tür aufhält, dann bedanke ich mich. Wenn ein Mann mein Kleid lobt, dann freue ich mich. Und wenn ein Mann in einer Diskussion bessere Argumente hat, dann höre ich zu.
Stärke entsteht nicht durch Lautstärke, sondern durch Klarheit. Und die lautet: Ich bin kein Opfer. Ich bin eine erfolgreiche Unternehmerin.
Und meine Taschen? Die dürfen Männer gerne tragen. Aber mein Konto, das fülle ich selbst.
Zur Autorin: Alexandra Lüönd ist eine führende Unternehmerin im Beauty- und Medical-Retail. Als Gründerin der Beauty2Go-Kliniken sowie «Brows & Brows» schuf sie die grössten Ästhetik-Ketten in der Schweiz. Mit «Brows & Brows» revolutioniert sie die PMU-Branche. Die 37-Jährige schreibt regelmässig Kolumnen für Nau.ch.