Eine Primarschule in Wädenswil ZH verlangt 34,40 Franken pro Tag für den Mittagstisch. Die Eltern wehren sich – die Gemeinde beharrt auf der Entscheidung.
Mittagstisch
In Wädenswil ZH sind in einer Primarschule die Preise für den Mittagstisch deutlich angestiegen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Wädenswil ZH kostet der Mittagstisch in der Primarschule 34,40 Franken.
  • Den Elternrat erreichten viele Beschwerden – auch rechtliche Schritte wurden eingeleitet.
  • Der Gemeinderat zeigt sich unbeeindruckt und hält bislang an der Entscheidung fest.
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In der Primarschule Wädenswil ZH sind die Eltern aufgebracht. Der Grund? Die Kosten für das Mittagessen ihrer Kinder haben sich seit August drastisch erhöht, schreibt die «Zürichsee-Zeitung».

Für ein Mittagessen müssen sie nun 34,40 Franken pro Tag und Kind berappen. Ein deutlicher Anstieg: Vorher kostete ein Menü noch 27 Franken.

Muss ein Kind jeden Tag den Mittagstisch besuchen, belaufen sich die jährlichen Kosten auf rund 6700 Franken. Auch hier gilt wieder pro Kind – ein Geschwisterrabatt ist im neuen Reglement nicht vorgesehen.

Die Erhöhung der Preise hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, vor allem seitens der betroffenen Eltern. Marcia Roos, Präsidentin des Elternrats, wird seit Monaten mit Beschwerden konfrontiert: «Zum Preis von 34,40 Franken könnte der Schützling auch im Restaurant bestellen», ist ein häufig gehörter Kommentar.

Elternrat reicht Interpellation ein

Marcia Roos plant nun, politische Schritte gegen die Preissteigerung einzuleiten. Ihr zufolge sei diese weder gerechtfertigt noch transparent kommuniziert worden.

Zusammen mit Gemeinderätin Ursula Gall (Mitte) und Patrick Reust (SP) will sie bei der Stadt Wädenswil eine Interpellation einreichen. Gefordert werden ein klares Konzept sowie klare Zahlen seitens der Schulpflege, die bisherigen Antworten seien «unbefriedigend» gewesen.

wädenswil
In Wädenswil wurde der Preis für den Mittagstisch in der Primarschule deutlich angehoben.
Mittagstisch Essensausgabe
Betroffene Eltern zeigten sich empört, dass der Dienst so teuer wurde. (Symbolbild)
Stefan Meierhans Preisüberwacher
Auch der Preisüberwacher kommt zum Fazit, dass die Beträge aussergewöhnlich hoch sind.

Auch Reust zeigt sich irritiert über die Situation: «Das Einzige, was bei uns angekommen ist, ist die Rechnung.» Ihm fehle es in der Erklärung unter anderem an Gründen, wer von der Erhöhung profitiere und warum diese notwendig sei.

Preisüberwacher empfiehlt stufenweise Einführung

Die Kritik an den hohen Elternbeiträgen in Wädenswil erhält Unterstützung vom Preisüberwacher des Bundes. Der Betrag aus Wädenswil ist im Vergleich zu anderen schweizerischen Gemeinden auffallend hoch. Zu diesem Schluss kommt die Behörde laut dem Antwortschreiben.

Sollten starke Erhöhungen der Elternbeiträge notwendig sein, empfiehlt der Preisüberwacher zudem eine stufenweise Einführung über mehrere Jahre hinweg. Doch diese Empfehlung scheint in Wädenswil nicht beachtet zu werden, so die Interpellanten.

Gemeinderat beharrt auf Preiserhöhung

Die Gemeinde Wädenswil hält jedoch an ihrer Entscheidung fest. Pierre Rappazzo (GLP), Schulpräsident und Gemeinderat der Stadt Wädenswil, betont: «Die durchgeführte Anpassung entspricht bei den tiefen Einkommen der Teuerung.» Er fügt hinzu, dass viele Familien keine Tariferhöhung erfahren haben, da das bestehende Rabattmodell einkommensabhängig ist.

Würden Sie für den Mittagstisch 34,40 Franken pro Kind bezahlen?

Wädenswil sei lange Zeit günstiger als die meisten Gemeinden gewesen. Jetzt liegt die Stadt für sehr gut verdienende Familien im oberen Bereich. Rappazzo: «Beim Mittelstand mit Bruttoeinkommen von 140’000 Franken pro Jahr und tiefer sind wir günstiger als die Nachbargemeinden.»

Auch nach der Tariferhöhung werden laut Rappazzo immer noch 30 Prozent der Kosten durch den Steuerhaushalt finanziert. Daher decke der Maximaltarif die effektiven Kosten noch keineswegs.

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