Die Zufriedenheit mit der Schweizer Politik ist im Vergleich zum letzten Jahr leicht gesunken. Am meisten Handlungsbedarf gibt es in der Altersvorsorge.
Interview mit Omar Aleiwi, Leiter der Vimentis-Umfrage. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vimentis führt jedes Jahr die grösste politische Online-Umfrage der Schweiz durch.
  • Das Vertrauen in die Politik hat im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen.
  • Am meisten Handlungsbedarf sehen die Befragten in der Altersvorsorge.
  • Auch die Klimapolitik hat in der Umfrage an Bedeutung gewonnen.

Vimentis führt jährlich die grösste politische Online-Umfrage der Schweiz durch. Wie die neusten Ergebnisse zeigen, ist die Zufriedenheit mit der Politik in der Schweiz bei der Stimmbevölkerung auf dem Sinkflug. Umso grösser ist dafür die Sorge um das Klima und die Altersvorsorge.

CVP-Wähler sind die zufriedensten

Die allgemeine Zufriedenheit mit der Politik ist von 38 auf 36 Prozent gesunken, wie die neuste, am Mittwoch veröffentlichte Vimentis-Umfrage zeigt. 17 Prozent sind in dieser Frage neutral, 47 Prozent sind tendenziell nicht zufrieden. Die zufriedensten Wählerinnen und Wähler sind jene der CVP (64%), die unzufriedensten jene der SVP (72%). Die zufriedensten Stimmbürger insgesamt sind in der Westschweiz zuhause.

CVP
Die Wähler der CVP unter Parteipräsident Gerhard Pfister sind gemäss Umfrage von Vimentis am zufriedensten. - keystone

Als vordringlichstes Problem wird die Altersvorsorge (18%) wahrgenommen, vor allem bei den Wählern von FDP, CVP und BDP. «Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber dem letzten Jahr, wo die Altersvorsorge von acht Prozent der Befragten als grösstes Problem gesehen wurde», sagt Umfragenleiter Omar Aleiwi. Das sei ein deutliches Zeichen, dass in diesem Bereich dringend Lösungen gesucht werden müssen.

An zweiter und dritter Stelle folgen die Asylpolitik (14%) und der Klimawandel (12%). Letztere hat gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent zugenommen. Aleiwi erläutert: «Vor allem bei den jungen und linken Wählern ist das Thema sehr gut angekommen.»

58 Prozent für Netto-Null bis 2050

62 Prozent der Teilnehmenden sehen in der Klimapolitik grundsätzlich Handlungsbedarf. 58 Prozent der stimmberechtigten Schweizerinnen und Schweizer sind dafür, dass die Schweiz bis spätestens 2050 aus Öl, Gas und Kohle aussteigt, um die CO2-Nettoemissionen auf Null zu senken. 30 Prozent wollen das nicht, 12 Prozent sind unentschieden.

43 Prozent befürworten die Einführung einer CO2-Abgabe für Unternehmen, 40 Prozent halten nichts davon. Nahezu ein Patt ergab sich auch beim Verbot für Kurzstreckenflüge: 49 Prozent sind dafür, 48 Prozent dagegen. Mit steigendem Einkommen steigt die Ablehnung eines Verbots.

Vimentis
Bei diesen Themen drückt der Schweizer Bevölkerung der Schuh besonders. - Vimentis

Fast zwei von drei Befragten (62%) sind mit der Flüchtlingspolitik unzufrieden oder eher unzufrieden. 55 Prozent finden, dass weitere Massnahmen ergriffen werden sollten, um vorläufig aufgenommene und anerkannte Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. 68 Prozent unterstützen die Idee, die Schweiz soll in den Herkunftsländern Informationsprogramme zum Asylverfahren durchführen, um die Zahl der Asylgesuche zu reduzieren.

Jeder und jede zweite Befragte ist der Ansicht, die Schweiz unterstütze vorläufig aufgenommene und anerkannte Flüchtlinge finanziell zu stark, 32 Prozent meinen, zu wenig.

Ehepartner getrennt besteuern

Klarer Trend bei der Frage der Besteuerung von Ehepartnern: 67 Prozent geben an, Ehepartner müssten individuell besteuert werden. Parteiübergreifend sind keine grossen Unterschiede erkennbar, ausser die relativ hohe Ablehnung durch Lega-Wählende.

Uneinheitlich präsentiert sich das Bild zur Frage, ob ein gesetzlicher Mindestlohn nötig ist, und falls ja, wie hoch dieser sein sollte. Drei von zehn Teilnehmenden sind grundsätzlich dagegen, von den Befürwortern werden 4000 Franken am meisten genannt (32%). 17 Prozent fänden mindestens 4500 Franken angemessen.

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Das Tessiner Kantonsparlament stimmte der Einführung eines Mindestlohnes zu. (Symbolbild) - Keystone

70 Prozent fordern, dass Arbeitslose Zivildienst leisten müssten, um Sozialhilfe und Arbeitslosengeld zu erhalten. Der Zivildienst soll also nach Ansicht der Mehrheit auch für all jene geöffnet werden, die als arbeitslos gemeldet sind. In dieser Frage besteht ein breiter Konsens über Partei- und Kantonsgrenzen hinaus. Sogar von den SP-Wählenden sind 55 Prozent für eine solche Praxis.

Vimentis hat die Daten für die repräsentative Online-Umfrage zwischen dem 13. November 2019 und dem 18. Januar 2020 erhoben. Insgesamt haben 21'736 stimmberechtigte Personen teilgenommen. Grundlage für die Gewichtung waren die Bevölkerungsdaten des Bundesamtes für Statistik (BFS).

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