Im Kanton Appenzell Ausserrhoden werden aus dem Ukraine-Krieg geflüchtete Kinder teilweise in separaten Klassen unterrichtet. Dort lernen sie Deutsch.
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Bildungsdirektor Alfred Stricker mit dem ukrainischen Flüchtlingskind Matvey im Unterricht am 13. Mai 2022. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Appenzell Ausserrhoden gehen derzeit 15 ukrainische Kinder zur Schule.
  • In drei Gemeinden werden für sie separate Willkommensklassen geführt.
  • Eine ukrainische Lehrerin und ein Schweizer Lehrer bringen den Kindern Deutsch bei.
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150 ukrainische Kinder und Jugendliche besuchen derzeit in Appenzell Ausserrhoden eine Schule. Zum Teil sind sie in Regelklassen integriert, während in Herisau, Teufen und Heiden separate Willkommensklassen geführt werden. Ein Augenschein.

Sie heissen Karina, Veronika, Alina oder Matvey und besuchen jeweils am Morgen den Unterricht für die Kleinen im Schulhaus Landhaus in Herisau.

Die ukrainische Lehrerin Alina Tochenyuk und der pensionierte Lehrer Lukas Pfiffner bringen den Kindern im Team-Teaching Deutsch und Schweizer Kultur bei.

Bildungsdirektor «berührt» von Offenheit

Auf den Tischen liegen Farbstifte und Blätter, die Kinder malen und kleben und schreiben Wörter. An der Wand hängen Plakate mit Bildern zu wichtigen Verben wie «spielen», «rutschen», «sitzen», «fahren», «schneiden», «spazieren», «essen» oder «kochen». Die Schülerinnen und Schüler arbeiten ruhig und sprechen leise miteinander.

Der Ausserrhoder Bildungsdirektor Alfred Stricker und die Kantonsratspräsidentin Claudia Frischknecht besuchten die Herisauer Willkommensklasse am Freitag. «Die Offenheit und die gegenseitige Unterstützung der Kinder hat mich berührt», sagte Frischknecht. Die Stimmung sei «trotz allem positiv».

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Das ukrainische Flüchtlingskind Stephan beim Znüni mit Lehrerin Alina Tochenyuk im Unterricht.
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Die Kinder in der Herisauer Willkommensklasse werden von einer ukrainischen Lehrerin und einem pensionierten Schweizer Lehrer unterrichtet.
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Die Klasse wurde heute Freitag von Kantonsratspräsidentin Claudia Frischknecht besucht.

Regierungsrat Stricker lernt von den Kindern und ihrer Lehrerin ein paar Brocken Ukrainisch und begrüsst die Medienschaffenden im Klassenzimmer mit einem «Privit!» (Hallo). Er sei «tief beeindruckt von der Ruhe und Selbstverständlichkeit» des Unterrichts. Wichtig sei für die Kinder auch die Geborgenheit und die Tagesstruktur.

Viele erhalten ukrainischen Fernunterricht

Von den grösseren ukrainischen Kindern erhalten viele am Morgen Fernunterricht aus ihrer Heimat. Am Nachmittag besuchen sie dann die Willkommensklasse. Ausserrhoden setzt bei der Einschulung auf drei Szenarien: Treffen wenige Kinder in einer Gemeinde ein, werden sie direkt in die Regelklassen integriert.

Grössere Gruppen von Schülerinnen und Schülern besuchen während zehn bis zwölf Lektionen pro Woche regionale Integrations-Lerngruppen. Dort lernen sie Deutsch und weitere wichtige Kenntnisse für das Leben in der Schweiz. Daneben besuchen sie an ihrem jeweiligen Wohnort eine Regelklasse.

Hatten Sie bereits Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine?

Spezielle Willkommensklassen werden gebildet, wenn innert kurzer Zeit viele ukrainische Kinder eintreffen wie in Herisau, Teufen oder Heiden. Dabei brauche es Flexibilität und rasche Entscheidungen, sagte Stricker. Die Schulen leisteten enorm viel. Sie müssten nach der Corona-Pandemie schon wieder eine grosse Herausforderung meistern.

Appenzell Ausserrhoden beherbergt, gemessen an der Bevölkerung, schweizweit am meisten Schutzsuchende aus der Ukraine. Derzeit sind es 568. Bis im Juni rechnet das kantonale Steuergremium Asyl mit 600 Flüchtlingen, darunter rund 180 Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter.

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