Zinssenkung: Mieter wollten weniger zahlen – jetzt wird es teurer!

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Zürich,

Im März wurde der Referenzzinssatz gesenkt. Mietende können seither eine Reduktion beantragen. Doch bei einigen ging der Schuss nach hinten los.

Wohnungen
Eine Ansicht des Dorfkerns der Gemeinde Meggen am Vierwaldstättersee mit Mehrfamilienhäusern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im März wurde der Referenzzinssatz für Wohnungsmieten von 1,75 auf 1,50 Prozent gesenkt.
  • Aber aufgepasst: Wegen der Teuerung kann das sogar zu einer Mietzinserhöhung führen.
  • Erste Mietende sind bereits in die Falle getappt.

Anfang März gab es gute Nachrichten für Mieterinnen und Mieter in der Schweiz. Der Referenzzinssatz für Wohnungsmieten sank. Der hypothekarische Referenzzinssatz ging von 1,75 auf 1,50 Prozent zurück.

Heisst: Mieter können verlangen, dass ihre Miete günstiger wird. Doch: Der Schuss kann auch nach hinten losgehen.

Denn: Laut dem Mieterverband kann dies in manchen Fällen sogar zu einer Mietzinserhöhung führen. Der Grund ist die Teuerung.

Wohnungen
Der Mieterverband empfiehlt, den eigenen Anspruch zu prüfen, bevor ein Senkungsbegehren gestellt wird. Hier ein Bild von Wohnhäusern in Sils im Engadin. (Archivbild) - keystone

Die hohe Teuerung in den letzten Jahren führe zu Szenarien, «in welchem der Teuerungsausgleich der Vermieterschaft höher ist als der Senkungsanspruch der Mieterschaft». Davor warnte der Mieterverband bereits im März.

Sprich: Die Miete würde wegen des gesunkenen Referenzzinses zwar billiger. Falls aber die Teuerung lange nicht beachtet wurde, könnte diese nun auf den Preis aufgeschlagen werden. Dann ist die Miete sogar teurer als vorher.

Mietende sind bereits in die Falle getappt

Eine solche Situation hat es noch nie zuvor gegeben. Nau.ch hat deshalb beim Mieterverband nachgefragt: Wie viele Mietende sind bereits in die Falle getappt? Gibt es Fälle, in denen ein Mietsenkungsbegehren gestellt wurde und nun die Miete trotzdem steigt?

Walter Angst vom Mieterverband Zürich sagt: «Ja, es sind aber seltene Einzelfälle.» Genaue Zahlen könne er nicht liefern, da der Verband dazu keine Statistik führe.

Walter Angst
Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband Zürich. - zVg

Und wie sieht es auf der anderen Seite aus? Also auf der Seite der Verwaltungen?

Die Immobilien-Verwaltung Adimmo AG hat dazu Zahlen.

Und auch hier ist klar: Einige sind in die Falle getappt.

Fabio Filleti, Leiter Bewirtschaftung bei der Adimmo AG sagt zu Nau.ch: «Bei unseren Kunden treten vereinzelt Ausnahmefälle auf, in denen eine Mietsenkung nicht unmittelbar zu einer Reduktion der Brutto-Mietkosten führt.»

Adimmo AG: Entscheidung liegt bei den Eigentümern

Die Adimmo AG verwaltet laut Filleti schweizweit über 15'000 Mietobjekte. Fälle, in denen Mieter billiger wohnen wollten und es schliesslich teurer wurde, seien äusserst selten: «Weniger als zehn im gesamten Portfolio», sagt Filleti.

In solchen Ausnahmefällen sei die Mietzinserhöhung aber marginal. Diese bewege sich im niedrigen zweistelligen Frankenbereich pro Monat.

Wohnungen Mieten Referenzzinssatz Leitzins
Die Adimmo AG verwaltet schweizweit über 15'000 Mietobjekte. (Symbolbild) - keystone

In den meisten Fällen werde eine solche Situation bei ihnen kulant gehandhabt. Die Mehrkosten werden also nicht in allen Fällen an die Mietenden weitergegeben.

Aber letztlich obliege die Entscheidung über die konkrete Anwendung der Mietzinsanpassungen den Eigentümern. Sprich ihren Auftraggebern. «Selbstverständlich stets im Rahmen der gesetzlich definierten Vorgaben», führt Filleti aus.

Vor dem Senkungsbegehren Anspruch prüfen

Der Mieterverband empfiehlt, den eigenen Anspruch mit dem Online-Rechner oder einer Beratung zu prüfen, bevor ein Senkungsbegehren gestellt wird. «Der Online-Rechner wurde bereits zehntausende Male benutzt.» Dies sagte Larissa Steiner vom Mieterverband Zürich bereits im März zu Nau.ch.

Walter Angst erklärte damals: «Auf der Geschäftsstelle des Mieterverbands Zürich haben wir die Ressourcen für die Beantwortung von Mail- und Telefonanfragen erhöhen müssen.»

Der Mieterverband Bern hat dazu noch genauere Zahlen, die aktuellsten sind vom 2. April: «Der Rechner wurde über 55'000-mal genutzt», sagt Sabina Meier vom Mieterverband Bern. In rund 70 Prozent der Fälle wurde eine Senkung errechnet. Diese betrage im Durchschnitt um die 60 Franken.

Hast du schon mal ein Mietsenkungsbegehren gestellt?

Diese Zahlen zeigen laut Meier, dass es sich auf jeden Fall lohne, als Mietende aktiv zu werden. «Es ist aber wichtig, zuerst zu prüfen und erst dann ein allfälliges Senkungsbegehren zu stellen», erklärt Meier.

Kommentare

User #1954 (nicht angemeldet)

Es ist ein Geben und Nehmen. Ich vermiete mein Haus und habe tolle Mieter. Als der Referenzzins stieg, erhöhte ich die Miete nicht, da meine Hypothek noch lief und sich noch nicht mit erhöhte. Dies erklärte ich so auch meinen Mietern, die sehr dankbar waren. Als die Hypothek auslief und ich merklich mehr bezahlen musste (der Satz war zu dem Zeitpunkt schon zweimal gestiegen), suchte ich das Gespräch und erhöhte die Miete moderat. Unter dem Strich sind die Einnahmen nun tiefer für mich, da der Hypozins mehr stieg als der Mietzins. Nun sank der Satz wieder ein wenig, doch bislang kamen noch keine Forderungen seitens Mieter. Ich glaube, das liegt genau daran. Sollte er erneut sinken, ist es völlig legitim, wenn sie nach einer Reduktion fragen. Aber sie würden, genauso wie ich damals, erst das Gespräch suchen. So funktioniert ein tolles und schönes Mietverhältnis. Aber mir ist natürlich klar, dass es einen Unterschied macht, ob man als Privatperson ein Häuschen vermietet oder als Immo-Hai riesige Betonblöcke. ;-)

User #1753 (nicht angemeldet)

Ich bekomme eine kleine Senkung. Die Teuerung hat zwar etwas abgezogen. Aber lieber etwas als gar nix

Weiterlesen

Zürich
58 Interaktionen
Sinken jetzt Mieten?
mieten preise volksinitiative kontrolle
60 Interaktionen
Kostenmiete
Mietzinsreduktion
99 Interaktionen
In Zürich

MEHR AUS STADT ZüRICH

Kiosk Josefwiese Brandursache Grund
3 Interaktionen
Zürich
Corine Mauch
17 Interaktionen
Zürich
Zürich Limmat
10 Interaktionen
«Faustgross»
174 Interaktionen
Vor Eröffnung