Wohnungssuche: Zürcher durchforsten jetzt schon Todesanzeigen
Verzweifelte Wohnungssuchende in Zürich durchforsten laut einem Experten sogar Todesanzeigen, um frei werdende Wohnungen zu finden.

Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich herrscht ein Mangel an Wohnraum.
- Wohnungssuchende durchforsten laut einem Immobilienexperten gar Todesanzeigen.
- Anschliessend bewerben sie sich blind bei dem Hauseigentümer als Nachmieter.
Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, Wohnungssuchende in Zürich greifen laut Donato Scognamiglio zu bizarren Methoden: Manche würden täglich die Todesanzeigen durchforsten, beschreibt der Immobilienexperte gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung».
Die Wohnungssuchenden notieren sich demnach die Adressen der Verstorbenen. Anschliessend informieren sie sich beim Grundbuchamt über den Hauseigentümer und würden sich bei diesem blind bewerben.
«Das Beispiel zeigt, wie verzweifelt gewisse Leute sind», so Scognamiglio. Laut ihm ist dieses Vorgehen sogar erstaunlich erfolgreich, denn: Die Verwaltung könne sich damit ein Inserat sparen.
Reger Austausch – mit hoher Geschwindigkeit
Aufgrund der durchschnittlichen Leerwohnungsziffer im Kanton Zürich (0,5 Prozent) herrscht laut dem Bundesamt für Statistik eine Notlage. Die Zahlen müsse man jedoch relativieren, da die Leerwohnungsziffer nicht das ganze Bild zeige, äussert Scognamiglio.

Rund 30'000 Wohnungen pro Jahr könnten in der Stadt Zürich neu vermietet werden, womit ein reger Austausch gegeben sei. Die Wohnungen seien nur kurz auf dem Markt, «man muss schnell sein», so der Immobilienexperte.
Bei einem Wohnungswechsel müsse im Schnitt mit einem Mietaufschlag von bis zu 50 Prozent gerechnet werden. Die Hauptursache für die angespannte Lage lasse sich in den politischen Hindernissen beim Bau finden.
Neue Baugesetze könnten helfen
Scognamiglio schlägt eine Anpassung der Baugesetze vor: So, «dass ein Investor in einer gewissen Zone neu zehn Stockwerke hoch bauen darf statt nur fünf wie bis anhin.»
Im Gegenzug solle er sich verpflichten, einen Fünftel der neuen Wohnungen preisgünstig zu vermieten, was weiterhin einen «hochlukrativen Deal» darstelle. Gleichzeitig zeigt der Immobilienexperte Verständnis für die wachstumskritische Haltung vieler Menschen in der Schweiz.