Wirkung von Methan im Treibhausgasinventar nicht adäquat erfasst

Keystone-SDA
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Bern,

Die Treibhausgasinventare der Schweiz und anderer Länder berücksichtigen die Dynamik der Klimawirkung des Treibhausgases Methan nicht. Das führt dazu, dass dessen kurzfristige Klimawirkung unterschätzt, die langfristige hingegen überschätzt wird.

Methan
Viehzucht ist ein wesentlicher Verursacher von Methangas. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Das teilte das Forum ProClim der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) am Donnerstag mit.

Es stellt in einem Bericht eine neue Metrik vor, die den Zeitverlauf der Klimawirkung von Methan realistischer erfasst. Demnach könnte eine Reduktion der Methanemissionen den Klimawandel kurzfristig wesentlich stärker eindämmen als dies die Treibhausgasinventare darstellten.

Bislang stützen sich die Länder für die Treibhausgasinventare auf das «Global Warming Potential» über 100 Jahre (GWP 100), das die Klimawirkung aller Treibhausgase in CO2-Äquivalente umrechnet. Nur: Der Vergleich zwischen CO2 und kurzlebigen Klimagasen wie Methan hängt stark vom Zeithorizont ab. Über hundert Jahre ist die Klimawirkung von Methan rund 25- bis 30-mal stärker als jene von CO2, über zwanzig Jahre ist sie 100-mal so gross.

Denn anders als CO2 wird Methan in der Atmosphäre relativ rasch abgebaut, die Erwärmung nimmt bei gleichbleibenden Methan-Emissionen daher nicht zu. Bei CO2 hingegen stetig, weil sich das Gas in der Atmosphäre akkumuliert.

In der Schweiz nahmen die Methanemissionen in den letzten 20 Jahren leicht ab, vor allem weil brennbare Abfälle nicht mehr deponiert werden dürfen und das Erdgasnetz saniert wurde. Beim Hauptverursacher, der Landwirtschaft, gingen die Emissionen ebenfalls geringfügig zurück.

Dementsprechend würde die Klimawirkung der Methanemissionen aus der Landwirtschaft nach der neuen Metrik deutlich tiefer liegen als zurzeit im Treibhausgasinventar ausgewiesen, heisst es im Bericht. Und eine weitere Reduktion dieser Emissionen könnte entscheidend zur Erreichung der Klimaziele beitragen.

Auch im Hinblick auf das Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, spiele die Metrik zur Umrechnung von Methanemissionen eine bedeutende Rolle. Denn unter Verwendung der neuen Metrik wären wesentlich geringere Mengen negativer Emissionen nötig, um die Klimawirkung der im Jahr 2050 verbleibenden Methanemissionen auszugleichen.

Aus wissenschaftlicher Sicht, schreiben die Forschenden, sei die zeitdynamische Metrik zur Erfassung der Klimawirkung im Zusammenhang mit Emissionsreduktionspfaden, der Einhaltung von Temperaturzielen oder verbleibenden Emissionsbudgets zu empfehlen. Denn dies würde ein wesentlich adäquateres Bild der Klimaschutzmassnahmen liefern als die bisherige Berechnungsmethode.

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