Viele Frauen entscheiden sich gegen Kinder – darunter vor allem gut ausgebildete und nicht-religiöse. Wie wirkt sich das auf die Gesellschaft aus?
Kinder
Immer mehr Frauen verzichten auf Babys – darunter besonders viele mit Hochschulabschluss. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz sinkt die Geburtenrate seit Jahren.
  • Vor allem gebildete Frauen entscheiden sich häufiger gegen Babys.
  • Das heisst aber nicht, dass bald nur noch bildungsfernere Paare Kinder bekommen.
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Die Geburtenrate in der Schweiz ist tief: Besonders nicht-religiöse Frauen und solche mit hohem Bildungsabschluss haben laut dem Bundesamt für Statistik seltener Kinder.

Bedeutet das, dass bald fast nur noch bildungsferne und religiöse Frauen Babys haben? Und wie wirken sich diese Geburtentrends auf die Gesellschaft aus? Experten ordnen ein.

Mehr Kinder kommen aus bildungsfernen Familien

Zukunftsforscher Lars Thomsen sagt zu Nau.ch: «Von den wenigen Kindern, die geboren werden, kommen mehr aus bildungsferneren Haushalten.» Diese Verschiebung berge die Gefahr, «dass einige Werte- und Kulturerrungenschaften nicht mehr an die nächste Generation weitergegeben werden können».

Was also tun? Nun gelte es, das bisherige Muster zu brechen, dass Kinder aus bildungsfernen Familien seltener höhere Ausbildungen absolvieren. «Hier braucht es umfassende Unterstützung für Kinder und Eltern», ist Thomsen überzeugt.

Geburt
In der Schweiz sinkt die Geburtenrate seit Jahren. (Symbolbild)
Frauen
Besonders nicht-religiöse und Frauen mit hohem Bildungsabschluss haben laut dem Bundesamt für Statistik seltener Kinder. (Symbolbild)
Lars Thomsen
Zukunftsforscher Lars Thomsen sagt zu Nau.ch: «Von den wenigen Kindern, die geboren werden, kommen mehr aus bildungsferneren Haushalten.»
Hochschule
Nun gelte es, das bisherige Muster zu brechen, dass Kinder aus bildungsfernen Familien seltener höhere Ausbildungen absolvieren. (Symbolbild)
KI
Dank Künstlicher Intelligenz werde das Bildungsniveau nicht sinken, ist der Experte überzeugt. (Symbolbild)

Eine Lösung: Künstliche Intelligenz könne in Zukunft Menschen helfen, effizient zu lernen. Dank ihr glaubt Thomsen, dass das Bildungsniveau der nächsten Generation nicht sinken wird.

Gebildete Männer haben öfter Kinder

Demografie-Experte Manuel Buchmann glaubt nicht, dass in Zukunft prozentual mehr Kinder aus bildungsfernen Haushalten kommen. Seine Begründung: «Gerade Schweizer Männer mit Hochschulabschluss haben häufiger Kinder als Männer mit einem tieferen Bildungsniveau.»

Haben Sie Kinder?

Dazu kommt: «Frauen mit Hochschulabschluss haben zwar seltener Kinder – es gibt aber dafür immer mehr gebildete Frauen. Die Effekte heben sich also gegenseitig auf.»

Er sehe bislang auch keine Anzeichen dafür, dass die Schweiz durch die Geburtenentwicklung religiöser werde. «Dass Personen ohne Religionszugehörigkeit häufiger kinderlos sind, ist kein neues Phänomen. Der Anteil an Personen mit Religionszugehörigkeit nimmt trotzdem stetig ab.»

Menschlicher Nachwuchs ist «knappes Gut»

Was aber feststeht: «Wenn die Geburtenraten so tief bleiben, wird die inländische Bevölkerung ohne Zuwanderung bald schrumpfen.»

Das führe zu grossen wirtschaftlichen Veränderungen – denn: «Unser aktuelles System ist auf stetiges Wachstum angewiesen. Mit einer schrumpfenden Bevölkerung wird das immer schwieriger – mit Auswirkungen auf den Wohlstand der Schweizer Bevölkerung.»

Geburt
«Unser aktuelles System ist auf stetiges Wachstum angewiesen»: Die sinkenden Geburten führen laut Demografie-Experte Manuel Buchmann zu grossen wirtschaftlichen Veränderungen. - Demografik

Dafür gibt es mehrere Gründe. «Wenn nachfolgende Generationen immer kleiner werden, wird die Altersvorsorge immer schwieriger zu finanzieren.» Zudem werde sich der Arbeitskräftemangel weiter akzentuieren. Und die Bevölkerung wird immer älter und internationaler, so Buchmann.

Ähnlich sieht das Zukunftsforscher Thomsen. Er gibt aber zu bedenken, dass einiges durch den zunehmenden Einsatz von Robotik und künstlicher Intelligenz aufgefangen werde. «Aber menschlicher Nachwuchs ist ein ‹knappes Gut› und wird immer knapper.»

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