Eine Angestellte des Kantonsspitals Winterthur macht in Kursen für junge Mütter Werbung für eine umstrittene Organisation, die Züchtigungspädagogik lehrt.
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Frisch gebackene Mütter mit ihren Kindern. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Kursleiterin des Kantonsspitals Winterthur empfiehlt die Züchtigung von Kindern.
  • In einem Kurs hat sie für die umstrittene Organisation «Childwise» Werbung gemacht.
  • Die Gründer lehren Erziehungsmethoden nach dem alten Testament.

Eine junge Mutter hatte nach der Geburt ihres Kindes einen Kurs am Kantonsspital Winterthur (KSW) gebucht. Die Kursleiterin, eine Spital-Angestellte, versuchte dort, die jungen Mütter für Erziehungskurse des höchst umstrittenen Vereins «Childwise» zu überzeugen.

Diese beziehen sich auf die Erziehungsratgeber des US-Freikirchler-Paares Gary und Anne Marie Ezzo, wie «Der Landbote» berichtet. Die beiden haben Erziehungsratgeber herausgegeben, in denen sie sich auf das alte Testament beziehen.

Das Gebäude des Kantonsspitals Winterthur.
Das Gebäude des Kantonsspitals Winterthur. - Keystone

Kantonsspital Winterthur untersucht den Fall

Kinder werden geschlagen, wenn sie nicht gehorchen. Babys werden schreihen gelassen und nur nach striktem Plan gefüttert. Im Buch «Kindererziehung nach Gottes Plan» steht etwa, dass Züchtigung eine «global gültige Form der Korrektur sei» und im biblischen Sinne etwas, «das die Eltern für ihr Kind tun» und den «kindlichen Charakter fürs Leben forme».

Mit dem Fall konfrontiert, sagt KSW-Mediensprecher Michael Baumann zur Zeitung: «Grundsätzlich macht das KSW nie Werbung für Dritte.» Würde das trotzdem passieren, sei das weder im Sinn, noch im Interesse oder Wissen des Spitals. Man kläre den Fall derzeit ab, so Baumann.

Anleitung zu Gewalt an Kindern

Infosekta, die Fachstelle für Sektenfragen, hat sich 2013 genauer mit den Erziehungspraktiken der Ezzos auseinandergesetzt und kommt zum Schluss: «Die Ratgeber sind eine systematische Anleitung zu körperlicher und psychischer Gewalt an Kindern.» Die beschriebenen Erziehungsmethoden zielten bewusst auf die Zerstörung der sich entwickelnden Persönlichkeit.

Die betroffene Mutter meint gegenüber «Der Landbote»: «Seine Kinder zu schlagen, ist einfach nur furchtbar.» Sie selbst will mit einer solchen Erziehungspraxis nichts zu tun haben. Andere Kursteilnehmerinnen hätten sich jedoch für die Kurse angemeldet, sagt sie.

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