Trotz der Freilandeier-Offensive der Migros sind Legehennen aus Bio- und Freilandhaltung oft nicht so glücklich, wie es uns die Werbung weismachen will. Das Problem liegt zumeist an der grossen Anzahl Mitbewohner im Hühnerstall – aber auch am nicht immer gewährten Zugang zum Freiland.
Das Bild von glücklichen Hühnern entspricht offenbar nicht immer der Realität.
Das Bild von glücklichen Hühnern entspricht offenbar nicht immer der Realität. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Freilandauslauf von Legehennen hängt auch mit der Anzahl Hühnern zusammen, die sich gemeinsam den Stall teilen.
  • Zu viele Tiere in einem Stall schränkt gemäss Tierschutzorganisationen die «Ausgehfreudigkeit» ein.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Migros bis 2020 konsequent auf Eier aus Freilandhaltung verkaufen will. Die Werbebilder von glücklich gackernden Freilandhühnern scheinen somit endlich Realität zu werden (Nau berichtete).

Die Umstellung erfreut den Schweizer Tierschutz, er mahnt jedoch vor einer «Alibi-Freilandhaltung». Denn Legehennen entfernten sich nicht weiter als 120 Meter von ihrem angetrauten Plätzchen und verblieben somit ungeachtet der Freilandfläche zumeist nahe beisammen. Daher ist nicht nur der Auslauf selbst von Relevanz, sondern auch die Anzahl der Tiere, die in einem Stall untergebracht sind.

Tierischer Dichtestress

Wie die «Sonntagszeitung» heute berichtet, lebten selbst auf Biohöfen bis zu 2000 Hühner pro Hof. Laut Nadja Brodmann vom Zürcher Tierschutz sei diese Zahl «viel zu hoch». Auch die Hühner seien nämlich auf ein sozial intaktes Umfeld angewiesen, welches in Ställen mit mehr als 60 bis 80 Tieren in einer anonymen Masse unterginge.

Lebten also zu viele Hennen in einem Stall, könne es unabhängig von der Weidegrösse zu einem tierischen Dichtestress kommen, der kein natürliches Sozialverhalten der Tiere zulasse. Auch das kann dazu führen, dass Hühner trotz Zugang zu einer Weide im Stall verharrten.

Werbung vs. Wirklichkeit

Der Verein gegen Tierfabriken Schweiz (VgT) prangert gegenüber der «Sonntagszeitung» die Grossverteiler an, dass selbst als «Freiland» deklarierte Eier nicht immer den festgeschriebenen Anforderungen entsprechen würden. So blieben Luken oft verschlossen und damit auch den ausgehwilligen Hennen den Zugang zur Aussenwelt verunmöglicht. Migros und Coop weisen die Vorwürfe zurück und verweisen auf bestehende Kontrollberichte ihrer Zertifizierungsstellen.

«Ich wollt, ich wär ein Freiland-Huhn...»
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