Wendy-Holdener-Dorf: «Sympathie darf bei Einbürgerung Rolle spielen»

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Schwyz,

Unteriberg SZ schmettert den Einbürgerungs-Antrag eines niederländischen Paares ab. Auch, weil Ronny (72) nicht sympathisch rüberkommt.

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Ronny van Unen bleibt Niederländer. Auch, weil die Sympathie mit den Unteribergern nicht stimmte. - SRF Rundschau

Das Wichtigste in Kürze

  • Ronny van Unen darf nicht Schweizer werden.
  • Unteriberg SZ lehnte den Einbürgerungs-Antrag des niederländischen Paares ab.
  • Der Gemeinderats-Präsident sagt: «Sympathie darf eine Rolle spielen.»
  • Zudem patzten die Niederländer beim Schweiz-Fragen-Test.

Ronny van Unen (72) hat die Schweizer Bundesverfassung drei Mal gelesen. Er ist Mitglied in einem SAC in der Gegend. Wenn Wendy Holdener eine Medaille gewinnt, dann komme er an die Empfänge.

«Beim Alpaufzug laufe ich mit Bauernhut und weissem Shirt mit. Unteriberg ist unsere Heimat», erzählt er in der SRF-Sendung «Rundschau».

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Ronny van Unen und seine Frau werden keine Schweizer. Unteriberg lehnte den Einbürgerungs-Antrag im April ab. - SRF Rundschau

Trotzdem bekommen der Niederländer und seine Frau den Schweizer Pass nicht.

Mit 94 zu fünf Stimmen schmettern die Bürger von Unteriberg SZ den Antrag an der Gemeindeversammlung Anfang April ab.

Niederländer Ronny bei den Schweiz-Fragen

Die Bürger folgen damit dem Antrag des Gemeinderats. Gemeinderats-Präsident Ruedi Keller (SVP) steht noch immer hinter dem Entscheid. Einerseits, weil das Paar bei den Schweiz-Fragen patzte.

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Der nicht eingebürgerte Niederländer Ronny van Unen (l.) diskutiert mit Unteribergs Gemeinderats-Präsidenten Ruedi Keller (SVP). - SRF Rundschau

Beim Test orientiere man sich an einem Fragebogen. Fragen zu Politik oder Geografie können aber spontan geändert werden. «Ich stelle mir das vor wie ein gutes Vorstellungs-Gespräch», sagt Keller.

Zum Beispiel werde häufig nach den sieben Bundesräten gefragt. «Diesmal war vielleicht die Frage: Kennen Sie den neuen SVP-Präsidenten?»

Einwanderungs-Frage in Unteriberg: Wer ist seit Frühling 2024 Präsident/in der SVP?

60 Prozent der Fragen sollte eine Person, die den Schweizer Pass will, richtig beantworten können. Ronny van Unen und seine Frau bestanden diesen Test nicht.

«Sympathie darf eine Rolle spielen»

Doch auch sonst passt es irgendwie nicht. «Man spürt nicht, dass er erfreut ist, da zu sein.» Ronny sei abweisend, laufe davon, wenn man ihn etwas frage. «Sympathie darf bei der Einbürgerung eine Rolle spielen», findet Keller.

Findest du es gut, dass in Unteriberg bei Einbürgerungs-Verfahren auch Sympathie eine Rolle spielt?

Bei Ronny sei aufgefallen: «Man sieht ihn nie im Dorf. Wenn er den Schweizer Pass will, dann darf er die Freude zeigen, dass er die Schweiz als Heimat angeben kann. Und nicht so zurückgezogen leben.»

Wendy-Holdener-Dorf ist konservativ, aber ...

Wer in der Schweiz eingebürgert werden will, muss mindestens zehn Jahre hier wohnen. Jede Gemeinde hat ein etwas anderes Einbürgerungs-Verfahren.

Das Heimat-Dorf von Wendy Holdener (knapp 2500 Einwohner) gilt als einer der konservativsten Orte der Schweiz.

Wendy Holdener
Die prominenteste Einwohnerin: Ski-Ass Wendy Holdener präsentiert Mitte April stolz den Schlüssel zu ihrer neuen Wohnung in Unteriberg. - Instagram

Allerdings zeigt die Statistik, dass die Einbürgerungs-Chancen – wenn alles passt – durchaus gut sind. Von elf Gesuchen lehnte die Unteriberger Einbürgerungs-Kommission um Keller nur deren drei ab.

Eingebürgerter Mann aus Deutschland lobt die Unteriberger

Eingebürgert wurde vor zwei Jahren auch Ingo Herbolzheimer aus Deutschland. Und der heutige Schweizer lobt die Unteriberger.

«Hier ist der persönliche Anteil höher gewichtet als ein Fragen-Katalog, der stur abgearbeitet wird. Es muss halt einfach irgendwie passen. Es spielt eine grosse Rolle, ob man vom Auftreten und von der Persönlichkeit hierher passt.»

«Ingo? Er ist offen, geht auf die Leute zu. Er beteiligt sich aktiv am Dorfleben», lobt ihn Keller bei einer Stange Bier in der Dorf-Beiz. «Und er konnte auch die Wissensfragen beantworten.»

Ob es Ronny noch einmal versuchen wird, weiss er noch nicht. Eines will er aber nicht auf sich sitzen lassen: den Vorwurf, zu wenig geübt zu haben. «Ich habe ein Jahr lang geübt. Das ist eine Beleidigung.»

Kommentare

User #4668 (nicht angemeldet)

Das ganze Einbürgerungsverfahren ist in der heutigen Zeit (bspw. social media anstelle von Stammtisch) eine einzige Farce. Wie kann 'Sympathie' als Kriterium gelten (bspw. in der Stadt Zürich)?! Wieso ist eine Anzahl Jahre in einer Gemeinde (5-10 Jahre) ein Beweis der Intergration (regelmässiger Wohnungorts-/Jobwechsel)? Wieso sind Kenntnisse über die Bundespolitik für 'Ausländer' wichtig, wenn die Hälfte der Schweizer keine Ahnung davon hat?

User #4172 (nicht angemeldet)

Hört doch auf mit dem ewigen Gejammer. Auf beiden Seiten. Heute meint jeder und jede ein Recht auf alles zu haben. Es gibt gesetzliche Regeln. Sind sie erfüllt ok. Ansonsten verkommen wir immer mehr zur unfähigen Wo ken Gesellschaft

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