Darum sind sieben von zehn Häftlingen in der Schweiz Ausländer

Die Schweiz hat mit rund 71 Prozent einen der höchsten Ausländeranteile in Gefängnissen im europäischen Vergleich. Aber warum eigentlich?

Gefängnis Geiselnahme
Hinter einem Gitter laufen Insassen über einen Gefängnishof. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz hat im europaweiten Vergleich einen hohen Ausländeranteil mit 25 Prozent.
  • Ausländer machen 71 Prozent der Gefängnispopulation der Schweiz aus.
  • Die hohe Kaufkraft und der Umgang mit Ausländern bis zum Urteil sind Gründe dafür.

Rund 25 Prozent der Schweizer Bevölkerung besitzen keinen Schweizer Pass – dies macht etwa 2,1 Millionen Menschen aus. Dies geht aus den neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik hervor.

Ohne europäische Kleinstaaten wie Monaco, Luxemburg und Liechtenstein mit eingerechnet ist die Schweiz somit das Land mit dem grössten Ausländeranteil in Europa.

75 Prozent Ausländer in Schweizer Gefängnissen

In den Schweizer Gefängnissen ist der Prozentsatz von Ausländern höher. Rund 71 Prozent der Insassen haben keinen Schweizer Pass. Verglichen mit dem europäischen Durchschnitt von 25 Prozent weist die Schweiz damit einen der höchsten Ausländeranteile hinter Gittern auf.

michail fridman
Ein Mann trägt Handschellen. (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

Nur Luxemburg, Liechtenstein, Andorra und Monaco haben einen höheren Anteil. Betrachtet man also nur europäische Länder mit einer Bevölkerung von über einer Million, liegt die Schweiz in der Statistik an der Spitze.

Gefängnisbevölkerung: U-Haft und Vollzug

Schweizer und Ausländer mit legalem Wohnsitz in der Schweiz machen gemeinsam 49,3 Prozent der Gefängnisbevölkerung in der Schweiz aus. 9,6 Prozent sind Asylsuchende und bei 41,1 Prozent handelt es sich um andere Ausländer und Personen mit unbekanntem Status.

Zur letzten Kategorie gehören Ausländer ohne Wohnsitz in der Schweiz, Grenzarbeiter mit G-Bewilligung, «Sans Papiers» und Touristen.

Gefängnis
Gefängnis - Keystone

Zur Gefängnisbevölkerung werden dabei sowohl die Personen in Untersuchungshaft als auch die Insassen des Straf- und Massnahmenvollzuges gezählt.

Ausländer bleiben öfters in U-Haft

Marcelo Aebi, Verantwortlicher für die jährlichen Kriminalstatistiken des Europarats, nennt gegenüber «Swissinfo» einige Gründe für den hohen Ausländeranteil in Schweizer Gefängnissen. So hat die Schweiz beispielsweise eine relativ hohe Kaufkraft, weshalb sie für ausländische Drogenhändler und Diebe besonders interessant ist.

Ein weiterer Mitgrund ist zudem die soziale Ungleichheit. Im Herzen Mitteleuropas ist die Schweiz eines der reichsten Länder der Welt. Mit ihrem guten Verkehrsnetz wird sie zum Mittelpunkt vieler Aktivitäten.

Angeklagter im Gerichtssaal
Angeklagter im Gerichtssaal - dpa/dpa/picture-alliance

Eine der wichtigsten Gründe ist jedoch der Fakt, dass ausländische Insassen, die keinen Wohnsitz in der Schweiz haben, oft bis zum Urteil in U-Haft bleiben, während «nationale Häftlinge» auf Bewährung frei kommen, erklärt Aebi.

Aebi bestätigt abschliessend, dass «in der Schweiz die Farbe des Passes keine bestimmende Variable zur Messung der Kriminalität ist. Wohl aber sind es der sozioökonomische Status sowie das Ausbildungsniveau».

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