Touristen im Walliser Saastal werden mit Werbung gelockt, Futtersäcke für Murmeltiere zu kaufen. Diese enthalten jedoch schädliches Futter.
Tierpark Biel Futter
Die Tiere im Tierpark Biel erhalten seit Sommer nur noch naturnahes Futter. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Walliser Saastal verkauft Touristen schädliches Futter für Murmeltiere.
  • Wildtierexperten sind besorgt: Das könnte zu gesundheitlichen Problemen führen.
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Für Wanderer und Touristen im Saastal sind die dort lebenden Murmeltiere ein Highlight. Das will sich das Oberwallis zunutze machen: Es bemüht sich mit Infotafeln und Futtersäcken um die Vermarktung der Tiere. So kann man sie hautnah miterleben.

Die Futtersäcke werden im Tourismusbüro und im Restaurant Spielboden verkauft. Gemäss Angaben auf der Webseite besteht der Inhalt aus Nüssen und kostet sechs Franken.

In einem Infoflyer steht, dass die Tiere mit Karotten, grünem Salat und Erdnüssen oder altem Brot gefüttert werden sollen. Das Problem: Vieles davon gehört laut dem «Walliser Boten» nicht zum natürlichen Futter der Tiere.

«Geht eindeutig zu weit»

Wildtierexperten sehen die Aktion deshalb kritisch: Falsches Futter kann zu einer Überpopulation führen und auch gesundheitliche Folgen für die Wildtiere haben.

Brigitte Wolf, Präsidentin der Walliser Gesellschaft für Wildtierbiologie, spricht sich in der Zeitung deutlich gegen die Fütterung der Murmelis aus. «Wenn sogar Futtersäckchen verkauft werden und im Flyer geschrieben steht, man dürfe die Tiere gerne streicheln, geht das eindeutig zu weit.»

Murmelt
Die Murmeltiere im Saastal sind für Touristen ein Highlight. (Symbolbild)
Wallis
Saastal Tourismus vermarktet die Tiere mit Futtersäcken und Flyern. (Symbolbild)
Wildtier
Wildtierexperten halten davon nicht viel – eine Biologin sagt, die Aktionen gingen «zu weit».
Futter
In den Futtersäcken ist zudem Nahrung enthalten, die die Tiere in der Wildnis nicht essen würden. (Symbolbild)

Das natürliche Gleichgewicht werde dadurch gestört. Zudem könne es zu einer Überpopulation und zu einer Veränderung im Sozialverhalten führen.

Murmeltiere werden fett und träge

Die Fütterei könnte Rangordnungskämpfe auslösen, was wiederum zu mehr Stress für die Murmelis führt. Die Überpopulation selbst birgt laut Wolf gleich mehrere Gefahren: Gibt es mehr Tiere, kommt es auch zu vermehrtem Kontakt zwischen ihnen – und zu grösseren Kotansammlungen. Dadurch werden Krankheiten leichter übertragen.

Ausserdem gewöhnen sich die Tiere daran, gefüttert zu werden, werden davon abhängig. Das kann einerseits eine einseitige Ernährung zur Folge haben. Mit Auswirkungen auf die Fitness der Wildtiere: Sie werden fett und träge, sagt Robert Graf, Umwelt- und Naturschutzfachmann.

Würden Sie gerne ein Murmeltier streicheln?

Herrscht andererseits eine Schlechtwetterperiode und die Touristen und Wanderer kommen nicht mehr vorbei, entfällt diese dadurch. Sind die Tiere zu stark auf das Füttern durch die Touristen fixiert, hungern sie.

Der «Walliser Bote» hat Saastal Tourismus in einer Anfrage auf die Kritik hingewiesen. Die Organisation geht in ihrer Antwort aber nicht darauf ein. Stattdessen verweist sie auf eine Medienmitteilung aus dem Jahr 2021. Darin wird ein Wildhüter mit den Worten zitiert, den Murmeltieren gehe es «mit Wahrscheinlichkeit gut».

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