In den sozialen Medien gibt es tonnenweise Informationen zum Thema Sex, Verhütung und Geschlechtskrankheiten. Doch nicht alles stimmt – das hat Folgen.
Aufklärung
Auf Tiktok tummeln sich viele Fake News zum Thema Aufklärung. Gleichzeitig gibt es Hinweise, dass immer mehr Teenies ihre Sex-Infos dort holen. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Teenager informieren sich zunehmend auf Tiktok und Co. über Sex.
  • Expertinnen und Experten warnen: Dort tummeln sich auch Fehlinformationen.
  • Junge können so ein erhöhtes Risiko haben, sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken.
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Geschlechtskrankheiten sind weitverbreitet in der Schweiz. BAG-Zahlen zeigen: 2023 erkrankten 11'122 Personen an Chlamydien, 5301 Personen an Tripper und 883 an Syphilis.

Junge sind am stärksten gefährdet, sich anzustecken. Das grösste Risiko bei den meisten STIs (sexuell übertragbare Krankheiten) haben junge Männer, die Sex mit Männern haben. Bei Chlamydien sind es Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren.

Eine Rolle spielt mangelnde Aufklärung. Dafür, dass einige schlecht informiert sind, gibt es zahlreiche Gründe. Einer davon: die sozialen Medien.

Expertin warnt vor Fake News

Die Ärztin Ulrike Thieme von der Online-Arztpraxis Zava sagt zu Nau.ch: «Es gibt Anzeichen dafür, dass Jugendliche zunehmend auf sozialen Medien wie Tiktok für Informationen über Sex und STIs zurückgreifen.»

Denn dort sind Informationen leicht zugänglich. Zudem ist die Hemmschwelle im Vergleich zu Gesprächen mit Eltern oder Aufklärungsbüchern geringer.

Tiktok
Die Hemmschwelle, sich über Tiktok aufklären zu lassen, ist geringer … (Symbolbild)
Elterngespräch
... als im Gespräch mit den Eltern. (Symbolbild)
Aufklärung
Deshalb gehen viele Teenies heute für Infos über Sex und Geschlechtskrankheiten zu Dr. Tiktok. (Symbolbild)
Tiktok
Eine Expertin warnt: Dort «existieren auch viele Beiträge, die ungenau, irreführend oder gar falsch sind». (Symbolbild)

Doch die Entwicklung birgt Risiken. Auf Tiktok und Co. gebe es zwar durchaus einige sachliche Inhalte, sagt Thieme. Doch daneben «existieren auch viele Beiträge, die ungenau, irreführend oder gar falsch sind».

Es besteht also die Gefahr, dass Jugendliche schlecht informiert werden. Mit Folgen: «Eine unzureichende oder fehlerhafte Aufklärung auf diesen Plattformen könnte zu riskantem Verhalten beitragen. Das wiederum kann das Risiko für STIs erhöhen.»

Frau dachte, sie sei sicher – weil sie sich nach dem Sex wäscht

Dass einige Junge schlecht aufgeklärt sind, beobachtet auch Dermatologe Severin Läuchli vom Stadtspital Zürich. «Einmal erzählte mir eine junge Frau, die regelmässig mit vielen Männern sexuelle Kontakte hatte, dass sie keine Gefährdung sehe. Denn sie wasche sich ja immer nach dem Sex.»

Kein Einzelfall: «Es kursieren teilweise die wildesten Ideen, gerade zum Kondomgebrauch», sagt der Chefarzt zu Nau.ch. «Patienten kommen zu mir mit einer Geschlechtskrankheit und sagen ganz ungläubig, sie hätten doch immer mit Kondom Sex gehabt.» Viele würden meinen, ein Gummi sei eine 100-prozentige Garantie, sich nicht anzustecken.

Schützen Sie sich vor Geschlechtskrankheiten?

Das ist aber falsch: «Ein Kondom schützt zwar sehr effektiv vor HIV, aber viele andere Krankheiten sind trotzdem übertragbar.» Ein Beispiel sind Feigwarzen. «Der Penisansatz wird vom Kondom nicht bedeckt. Dadurch ist eine Ansteckung möglich.»

Beim Oralsex würden zudem die wenigsten Kondome benutzen, sagt Läuchli. «Dabei kann man sich auch so anstecken.» Und zwar mit vielen der in der Schweiz geläufigsten Geschlechtskrankheiten: Tripper, Chlamydien, Syphilis, Herpes. «Anders ist es mit HIV, das ist nicht durch Oralsex übertragbar.»

Krankheiten können lange unentdeckt bleiben

Ein weiterer Irrglaube, dem Läuchli ab und zu begegnet: «Es kommt vor, dass Leute meinen, Geschlechtskrankheiten würden nur Homosexuelle betreffen. Das ist natürlich falsch, es können sich alle anstecken, die sexuell aktiv sind.»

Gewisse STIs verursachen bei einigen Infizierten kaum Symptome. «Bei Tripper und Chlamydien ist das oft der Fall. Betroffene spüren teilweise nur ein ganz leichtes Brennen beim Urinieren.» So können Erkrankungen lange unentdeckt bleiben.

«So steckt eine Person unwissentlich immer wieder Sexualpartner an. Von alleine verschwinden die Krankheiten selten, eine Behandlung ist zwingend nötig.»

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