Schweizweit haben rund 800'000 Erwachsene Mühe mit Lesen. Experten warnen davor, dass man die Fähigkeit auch verlernen kann, wenn man nicht oft liest.
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Viele erwachsene Leute in der Schweiz haben Mühe mit dem Lesen. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund 800'000 Erwachsene haben in der Schweiz Probleme beim Lesen.
  • Die Digitalisierung könnte diese Zahl sogar noch verschlechtern.
  • Es besteht zudem die Gefahr, dass Personen die Lesefähigkeit wieder verlernen können.
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Kürzlich schlug die Schweizer Professorin Katharina Maag Merki Alarm. «Bei Beendigung der Volksschule kann ein Viertel der jungen Menschen nicht genügend gut lesen, um einfache Texte zu verstehen», warnte sie. Das sei ein «riesiges Problem».

Doch: Auch bei Erwachsenen sieht es nicht viel besser aus.

Lesefähigkeit braucht viel Übung

800'000 Erwachsene haben hierzulande Mühe mit dem Lesen und Schreiben. Das sagt Tonja Bollinger vom Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben auf Anfrage.

Die Daten stammen aus der ALL-Studie, die 2006 vom Bundesamt für Statistik und der Universität Zürich durchgeführt wurde. Neuere Daten gibt es nicht. Jedoch gehe man nicht davon aus, dass sich die Situation verbessert habe, so Bollinger.

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Rund 800'000 Erwachsene in der Schweiz haben eine Leseschwäche.
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Digitale Hilfsmittel wie Vorlesetools seien für solche Personen laut Tonja Bollinger vom Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben ein Fluch und Segen zugleich.
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Lesen ist eine komplexe Fähigkeit und sollte immer wieder gebraucht werden.
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Falls die Übung wegfällt, könnte es laut Bollinger dazu kommen, dass man die Lesefähigkeit verliert.
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Es schadet also nicht, zwischendurch etwas zu lesen.

Denn wer einmal Lesen und Schreiben gelernt hat, muss dies immer wieder üben. Tonja Bollinger sagt: «Es besteht die Gefahr, dass Lese- und Schreibfähigkeiten wieder verlernt werden können, wenn sie nicht regelmässig genutzt werden.» Wenn jemand beim Schulabschluss schon Lücken hat, könne das Problem danach noch grösser werden.

Dies komme daher, dass Lesen eine sehr komplexe Fähigkeit sei und viel Übung brauche. Heisst: Wenn man in einem Beruf arbeitet, bei dem Lesen weniger oft gebraucht wird, kann man aus der Übung fallen.

Lese-Apps machen das Problem noch grösser

Bollinger sieht auch keine Besserung kommen. Im Gegenteil. «Gerade mit der zunehmenden Digitalisierung entstehen neben neuen Hilfsmitteln auch neue Hürden», sagt sie.

Denn Vorlesetools und Speech-to-Text-Apps können zwar unterstützen, führen aber auch zu weniger Übung mit Lesen und Schreiben. Die Digitalisierung könne für Personen mit Leseschwäche also «Fluch und Segen zugleich sein».

Haben Sie Mühe beim Lesen?

«Immer mehr Dienstleistungen und Informationen sind nur noch online zugänglich», führt Bollinger fort. Wenn also Personen mit Leseschwäche noch Mühe im Umgang mit digitalen Geräten haben, könne es sehr schwierig werden.

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