Aus der römisch-katholischen Kirche Aargau sind 2023 rund 9075 Personen ausgetreten, fast doppelt so viele wie 2022.
Die katholische Kirche verzeichnet in der Schweiz mehr Kirchenaustritte. (Archivbild)
Die römisch-katholische Kirche verzeichnet in der Schweiz mehr Kirchenaustritte. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER
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Aus der römisch-katholischen Kirche Aargau sind letztes Jahr 9075 Personen ausgetreten, fast doppelt so viele wie 2022. Die im September veröffentlichten Informationen zu Missbrauchsfällen führten zu einer Austrittswelle, wie die Landeskirche am Freitag mitteilte. Per Ende 2023 gab es noch rund rund 188'653 Mitglieder.

Damit gehören derzeit noch etwas mehr als ein Viertel der 720’000 Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Aargau der römisch-katholischen Kirche an, wie aus den Zahlen der Landeskirche hervorgeht. Den 9075 Austritten, knapp 4,6 Prozent, stünden 161 Wiedereintritte und rund 1000 Erstkommunionen gegenüber.

2022 waren 4559 Mitglieder ausgetreten.

Ein wichtiger Auslöser für die Austrittswelle waren die Resultate der Studie «Aufklärung Missbrauch» in der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz.

Zwischen Transparenz und finanziellen Folgen

Zwischen der Veröffentlichung am 12. September und Ende Dezember seien massiv mehr Austritte verzeichnet worden als in den gleichen Monaten der Vorjahre.

Trotz dieser Folgen begrüsse die Landeskirche die Studie als «wichtigen und längst fälligen Schritt in Richtung Transparenz und Verantwortung für die vergangenen Taten.» Es gebe noch viel zu tun um Missbräuche zu ahnden und Vertuschung zu verhindern, hiess es.

Die grosse Zahl der Austritte habe auch finanzielle Folgen, weil sich damit die Einnahmen aus Kirchensteuern reduzierten und die Mittel für Kirchgemeinden und Pfarreien vor Ort aber auch Jugendarbeit, Seelsorge in Spitälern und Heimen, Hilfswerke wie die Caritas Aargau oder die Notschlafstelle Aargau knapper würden.

Suche nach dem Mehrwert

«Katholikinnen und Katholiken müssen für sich selber und für die Gesellschaft den Mehrwert erkennen, der Kirche anzugehören, auch wenn sie nicht mehr regelmässig die Gottesdienste besuchen», wird Kirchenratspräsident Luc Humbel in der Mitteilung zitiert. Die Kirche sei für Menschen in allen Lebenslagen da und engagiere sich für die Schwachen am Rande der Gesellschaft.

Auch die reformierte Kirche Aargau meldete am Freitag eine Rekordzahl von 4892 Austritten. Dies entspreche einer Austrittsquote von 3,5 Prozent. Per Ende 2023 zählten die 74 reformierten Kirchgemeinden im Aargau noch 138’610 Mitglieder.

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