Während unbewilligten Demonstrationen ist der Verkehr in der Zürcher Innenstadt meist für mehrere Stunden lahmgelegt. Für die VBZ bedeutet das viel Stress.
VBZ Zürich
Während der letzten «Black Lives Matter»-Demonstration am 13. Juni kam es im Netz der VBZ zu Verspätungen und Ausfällen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die neusten Demonstrationen legten den Verkehr in Zürich teilweise komplett lahm.
  • Gerade bei unbewilligten Kundgebungen kommt es jeweils zu grossen Auswirkungen im ÖV.
  • Das Personal der Zürcher Verkehrsbetriebe (VBZ) wird dabei zum Teil psychisch belastet.

Seit dem Ende des Lockdowns wird in der Schweiz wieder fleissig demonstriert. Zuletzt fanden in verschiedenen Schweizer Städten regelmässig grössere «Black Lives Matter»-Kundgebungen statt. Auch die Klima-Aktivisten meldeten sich letzte Woche mit einer Aktion in Zürich wieder zurück.

Genau dort finden die Demonstrationen meist ein grosses Publikum: Teilweise werden am Wochenende über 10'000 Demonstranten erwartet – nicht alle davon sind bewilligt. Für den Strassenverkehr bedeutet das ein grosses Chaos mit Verspätungen im öV und gesperrten Strassen im Privatverkehr.

Grosse Auswirkungen fürs Netz der VBZ

Klar: Nicht jede Kundgebung legt den gesamten Strassenverkehr in der Zürcher Innenstadt gleich komplett lahm. «Bei bewilligten Demos bricht das Netz nicht zusammen», stellt Mediensprecher Oliver Obergfell klar. Die Umleitungen würden in diesem Fall durch die Leitstelle nach einem «Drehbuch» angeordnet werden und anschliessend wieder zurückgenommen werden.

Black Lives Matter
Viele Demonstrationen führen in der Zürcher Innenstadt zu Verspätungen und Ausfällen im öffentlichen Verkehr. - sda - Keystone-SDA/Silva Schnurrenberger

Doch die letzten Demonstrationen waren alle unbewilligt, wodurch die Umleitungen nicht durch die VBZ vorbereitet werden konnten. «In diesen Situationen versucht die Leitstelle, die in Frage kommenden Strecken möglichst zu umfahren», erklärt Obergfell. Je nach Örtlichkeit der Demo sei dies aber nicht immer möglich.

Fahrgäste haben Verständnis für Verspätungen

Bei bewilligten Demonstrationen sei das weniger ein Problem. Laut VBZ könne der Normalbetrieb dann innerhalb kurzer Zeit, normalerweise innert 60 bis 90 Minuten, wieder hergestellt werden. Auch die meisten Fahrgäste scheinen sich nicht über die Betriebsstörungen zu ärgern: «Unsere Kunden sind während einer Demo sehr verständnisvoll und versuchen, den Rummel so gut wie möglich zu umgehen», meint Obergfell.

VBZ Zürich
Für viele Fahrgäste sind die Verspätungen der VBZ aufgrund der Demos ein grosses Ärgernis. - Keystone

Während der letzten Kundgebung am vergangenen Samstag seien lediglich zwei Kundenreaktionen eingegangen. In beiden Fällen habe es sich aber nicht um Reklamationen gehandelt, versichern die VBZ. Grundsätzlich seien Demos aber immer mit Betriebseinschränkungen verbunden. «Davon sind immer auch Fahrgäste betroffen», heisst es auf Anfrage.

Personal teilweise psychisch belastet

Die Passagiere sind aber nicht die einzig Betroffenen. Gerade an einer unbewilligten Demo ist das Personal der VBZ jeweils intensiv gefordert – und dieses reagiere unterschiedlich auf Stresssituationen. «Für Mitarbeiter im Ereignismanagement steht die Bewältigung einer dynamischen Lage im Vordergrund», erklärt Obergfell.

Trotzdem würden teilweise psychische Belastungen aus aggressivem Verhalten und gewaltbereiten Demonstranten resultieren. Obergfell: «Treten besonders belastende Situationen auf, unterstützt der Sozialdienst der VBZ.» Dieser könne auch externe Hilfe hinzuziehen.

VBZ Zürich
Das Personal der VBZ ist bei einer unbewilligten Demonstration intensiv gefordert. - Keystone

Bei traumatischen Erlebnissen, wie beispielsweise bei Kollisionen mit Verletzungen, könnte zusätzlich das Care-Pikett aufgeboten werden. Dieses kümmere sich dann um die Betreuung der betroffenen Mitarbeiter.

Die vielen Demos gehen also nicht spurlos am Personal der VBZ vorbei. Grund genug, um das die Einsatzkräfte künftig zu erhöhen? «Nein, die VBZ verfügen in der Regel über genügend Ressourcen, um auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren», so der Mediensprecher. Doch für den Zürcher Verkehrsbetrieb ist klar: «Sollte die Anzahl der Demonstrationen signifikant steigen, wäre zu überprüfen, ob die personellen Ressourcen genügen.»

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