Kürzlich wurde der Genfer Staatsrat Pierre Maudet wegen Vorteilsannahme verurteilt. Das dürfte seine Chancen auf eine Ersatzwahl aber nicht gross verändern.
Pierre Maudet
Pierre Maudet blickt nach unten. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Pierre Maudet wurde letzten Montag wegen Vorteilsannahme schuldig gesprochen.
  • Ein Professor glaubt, das Urteil habe nur einen geringfügigen Einfluss auf die Wahlen.

Das Urteil hat für Aufsehen gesorgt: Der Genfer Staatsrat Pierre Maudet wurde am Montag wegen Vorteilsannahme schuldig gesprochen. Das Urteil – mitten im Wahlkampf – dürfte Maudets Chancen in der Ersatzwahl nicht grundlegend verändern.

«Dieses Urteil könnte noch einen geringfügigen, zusätzlichen Einfluss, aber nicht eine substanzielle Wirkung haben», sagte Pascal Sciarini, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Genf, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

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Pierre Maudet wurde zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. - Keystone

Der Politologe glaubt zwar, dass dieser «ziemlich deutliche» Schuldspruch das Ansehen des Staatsrats weiter schädigt. Aber die meisten Menschen hätten schon vor dem Prozess ihre Meinung über den Politiker gemacht, betonte er.

«Entweder wird Pierre Maudet als energischer Staatsmann gesehen, der sich für seine Fehler entschuldigt hat, oder er wird als Politiker gesehen, der gelogen hat, was inakzeptabel ist.» Am Ende könnte der Schuldspruch nur für ein paar Unentschlossene den Ausschlag geben, ist Sciarini überzeugt.

Maudet zu bedingter Geldstrafe verurteilt

Maudet war am Montag vom Genfer Polizeigericht zu einer bedingten Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 400 Franken verurteilt worden, weil er im Zusammenhang mit einer Luxus-Reise seiner Familie nach Abu Dhabi Vorteile angenommen hatte. Der Aufenthalt wurde von zwei befreundeten Geschäftsleuten von Maudet arrangiert. die Rechnung von der emiratischen Königsfamilie beglichen.

Der seit dem Ausschluss aus der FDP parteilose Staatsrat hat gegen seine Verurteilung Berufung eingelegt und setzt seine Wahlkampagne energisch fort.

Der 42-Jährige ist in den sozialen Netzwerken sehr präsent und setzt sich weiterhin für die von der Gesundheitskrise betroffenen Selbständigen ein, indem er seine Kollegen im Staatsrat angreift, die ihm jegliche Kompetenzen entzogen haben.

Maudet-Amtskollege sorgt sich um Image von Genf

Maudets Amtskollege Antonio Hodgers (Grüne), der inmitten der Maudet-Affäre Regierungspräsident war, nahm am Dienstag in der Sendung Forum im Westschweizer Radio RTS kein Blatt vor den Mund: «Jeder muss verstehen, welche Auswirkungen es auf das Image Genfs in der Schweiz, in Europa und in der Welt hat, wenn das Volk einen Magistraten wählt, der sich der Korruption bei der Ausübung seines Amtes schuldig gemacht hat.»

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Der Genfer Regierungspräsident Antonio Hodgers. - sda

Das letzte Wort hat das Volk. Am Sonntag, 7. März, findet der erste Wahlgang der Ersatzwahl statt, die Maudet mit seinem Rücktritt verursacht hat. Sciarini sieht Maudet, der für seine eigene Nachfolge antritt, in der ersten Runde auf Platz drei oder vier.

In Führung sieht der Politologe Fabienne Fischer, die von der SP unterstützte Kandidatin der Grünen. Insgesamt stehen für den ersten Wahlgang acht Kandidatinnen und Kandidaten in den Startlöchern.

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