Die Lausanner Pro-Palästina-Studierenden sind mit dem Vorwurf der Undifferenziertheit und des Antisemitismus konfrontiert. Jubel gibts von einem Terror-Sender.
Uni Lausanne
Zwei Studierende der Uni Lausanne geben dem Hisbollah-Sender Al Mayadeen breitwillig Auskunft. - Screenshot Al Mayadeen via X

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit letzter Woche demonstrieren Studierende an der Universität Lausanne für Palästina.
  • Das mediale Interesse ist gross. Auch ein umstrittener Sender aus dem Libanon ist vor Ort.
  • Ein Dschihadismus-Experte kritisiert, dass Studis diesem nun ein Interview gegeben haben.
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Knapp eine Woche lang haben Studierende das Gebäude der Universität Lausanne Tag und Nacht besetzt. Sie demonstrierten gegen den Israel-Gaza-Krieg und für einen sofortigen Waffenstillstand. Hierzu soll die Unileitung klar Stellung beziehen. Ausserdem forderten sie einen Boykott israelischer akademischer Einrichtungen.

Lausanne
In Lausanne protestieren Studierende gegen Israels Krieg im Gazastreifen.
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Sie sprechen auch von Apartheid und Genozid.
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Die Eingangshalle ist besetzt.
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Die Studierenden haben Zelte und Matratzen mitgebracht.

Den Protestierenden, die sich an den pro-palästinensischen Studierendenprotesten in den USA orientieren, wird von Kritikern Undifferenziertheit und Antisemitismus vorgeworfen. Brisant ist daher auch, dass ihr Protest nun sogar von einem Terror-nahen TV-Sender gelobt wird.

Johannes Saal, Dschihadismus-Experte an der Universität Luzern, schreibt auf X: «Die Besetzung der Uni Lausanne durch pro-palästinensische Studenten wird auch vom Hisbollah-nahen TV-Sender Al Mayadeen honoriert.» Er teilt den dazugehörigen TV-Beitrag in arabischer Sprache.

Und nicht nur das: Zwei Studierende geben dem TV-Sender sogar breitwillig Auskunft. Im Interview erklären sie ihre anti-israelischen Positionen.

Hisbollah-Sender berichtet nicht objektiv

Bei Al Mayadeen handelt es sich um einen im Libanon verwurzelten pan-arabischen Nachrichtensender. Er wurde im Zuge des syrischen Bürgerkriegs gegründet und berichtet wohlwollend über Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Ebenso ist seine Berichterstattung im Sinne der im Libanon ansässigen islamistischen Terror-Miliz Hisbollah.

Baschar al-Assad
Baschar al-Assad, Präsident von Syrien, während einer Kabinettssitzung. - dpa-infocom GmbH

Finanziert werden soll der Sender unter anderem durch den Iran und einem Cousin von al-Assad.

Johannes Saal erklärt auf Anfrage von Nau.ch: «Demnach steht der Sender propagandistisch der sogenannten ‹Achse des Widerstands› nahe und berichtet nicht im Sinne von Objektivität.»

Die «Achse des Widerstands» ist gegen den Westen gerichtet. Sie umfasst den Iran und Syrien sowie die Hisbollah-Miliz und die Huthi-Rebellen im Widerstand. Im Kampf gegen Israel gehört auch die Hamas dazu.

AL Mayadeen mit «Russia Today» vergleichbar

Saal sagt, man könne den Sender mit Propaganda-Sendern wie «Russia Today» oder «Iran TV» vergleichen.

«Keine Ahnung, ob sich die beiden Studis dem Hintergrund des Senders bewusst sind», sagt er. «Was ja bei vielen Pro-Palästina-Studis auffällt, ist ja ein generelles Unwissen über die politischen Verhältnisse im Nahen Osten.»

Der Dschihadismus-Experte geht jedoch davon aus, dass zumindest einige der Hauptakteure sich durchaus über den Hintergrund des Senders bewusst seien. «Und dort nach meinen Recherchen auch einige ideologische Parallelen, allein schon beim Antizionismus, bestehen.»

Bist du im Zuge des Nahostkonflikts schon einmal auf Propaganda gestossen?

Antizionismus richtet sich gegen den Staat Israel als jüdischen Staat.

«Interessanterweise berichtet Al Mayadeen auch bereits seit mindestens drei Tagen vor Ort», bemerkt Saal. Der Korrespondent sei ihm bereits durch «seinen Kontakt zum persönlichen Umfeld der Hauptakteure der Besetzung» aufgefallen. Etwa auf Anti-Israel-Demos in Lausanne.

Protest an Uni Lausanne geht weiter

Der Protest an der Uni Lausanne geht trotz Beendigung der nächtlichen Besetzung weiter. Tagsüber dürfen weiterhin pro-palästinensische Protestierende vor Ort sein. Die Gespräche zwischen dem Kollektiv und der Unileitung gehen weiter.

Studierende an der ETH Zürich demonstrieren am Dienstag für Palästina. - Nau.ch/Nico Leuthold

Auch an der ETH Zürich soll der Dialog ermöglicht werden. Dies, nachdem am Dienstag ein ähnlicher Protest von der Polizei aufgelöst wurde.

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