Umfrage zeigt schlechtes Image der katholischen Kirche
Laut einer Umfrage erwägen 27 Prozent der katholischen und 21 Prozent der reformierten Kirchenmitglieder einen Austritt.

Laut einer Umfrage hat die katholische Kirche ein schlechtes Image. 27 Prozent der Kirchenmitglieder dachten laut der Forschungsstelle Sotomo schon an einen Austritt. Bei den Reformierten sind es 21 Prozent.
Ernüchternd fiel für die Kirche die Frage nach dem Image aus: Nur 15 Prozent der Befragten sahen sie positiv. 65 Prozent beurteilten sie negativ. Bei den katholischen Kirchenmitgliedern selber hatten 38 Prozent ein positives Bild, wie Michael Hermann von Sotomo am Dienstag vor den Medien sagte. Das sei ein «hartes Resultat», es brodle auch bei der aktiven Basis.
Zum Vergleich: die reformierte Kirche wird von 37 Prozent positiv gesehen. 64 Prozent der Mitglieder hatten ein positives Bild.
Die Resultate seien nicht besonders angenehm, sagte der Zürcher Synodalratspräsident Raphael Meyer. Die Missbrauchsskandale und der Umgang damit hätten sicher für das negative Image gesorgt. Diese sollen aufgearbeitet werden, auch zusammen mit staatlichen Stellen.
Umfrage: Missbrauch und politische Stellungnahmen schaden Kirchenimage
Neben den Missbrauchsfällen nannten Befragte auch die religiösen Positionen oder gesellschaftlich-politische Stellungnahmen. Letzteres fiel vor allem den Nicht-Mitgliedern negativ auf.
Rund 90 Prozent der Befragten kritisierten die Haltung der katholischen Kirche zur Frauenordination. Sehr hoch waren die ablehnenden Werte auch bei der Haltung zur Abtreibung und Homosexualität.
Die Kirchen ernten aber nicht nur Kritik. 71 Prozent der Katholiken äusserten sich positiv zum sozialen Engagement. 95 Prozent erwarten, dass ich die Kirche sozial engagiert. Die Kirche will das aufnehmen, die «Kirchen-DNA» sei in den Mitgliedern verankert, sagte Susanne Brauer, Bereichsleiterin Soziales und Bildung der katholischen Kirche Zürich.
Die Mitglieder schätzten auch das Zusammenleben und die Gottesdienste, wie die Umfrage weiter zeigte. Gründe, um in der Kirche zu bleiben, sehen die Befragten in den Ritualen und Angeboten wie dem Chor oder der Seniorenarbeit.
Migranten schätzen Kirche stärker als Gemeinschafts- und Glaubensort
Laut Hermann zeigte sich, dass unter Migrantinnen und Migranten die Gemeinschaft sehr wichtig ist. So nannten 80 Prozent unter ihnen die Kirche als wichtigen Ort, um den Glauben auszuleben, 45 Prozent mehr als unter den anderen Mitgliedern. 61 Prozent schätzten die Freundschaften in der Kirche, nur 23 Prozent der anderen Mitglieder.
Erste Resultate hatten die katholische Kirche schon im Dezember aufgeschreckt. Nachdem bekannt worden war, dass 18 Prozent der Befragten schon über einen Austritt nachgedacht hatten, nahm der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain Anfang Dezember 2024 das Telefon in die Hand.
An einem «Telefontag» nahmen Bonnemain und weitere Vertreterinnen und Vertreter Anrufe von Kirchenmitgliedern entgegen.
An der Online-Befragung nahmen im September und Oktober 2024 2913 Personen aus der Deutschschweiz teil. 705 sind noch Mitglieder der katholischen Kirche, 517 ehemalige Mitglieder. Von der reformierten Kirche nahmen 853 Mitglieder teil und 558 ehemalige.