Wegen Verletzung der Unschuldsvermutung wurde ein türkischer Journalist beim «Kill Erdogan»-Prozess verwarnt. Er darf weiterhin beim Prozess in Bern dabei sein.
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Das Plakat des Anstosses im März 2017 in Bern. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Aktuell läuft der Prozess zum «Kill Erdogan»-Plakat von 2017 in Bern.
  • Weiterhin darf ein Journalist des türkischen «Anadolu» am Prozess dabei sein.
  • Dies, obwohl er vom Gerichtspräsidenten wegen eines Tweets verwarnt wurde.

Der Korrespondent der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu darf den Prozess zum «Kill Erdogan»-Plakat von 2017 in Bern weiter verfolgen. Er ist aber am Mittwochmorgen vom Gerichtspräsidenten verwarnt worden.

Der türkische Journalist habe die Unschuldsvermutung verletzt, sagte der Gerichtspräsident zu Beginn des zweiten Prozesstags. Dies, als er in einem - inzwischen gelöschten - Tweet vom Dienstagmorgen die vor Gericht stehenden Beschuldigten als «Terroristen» bezeichnete.

Ausschluss vom Prozess bei weiterer Verletzung

Wie der Gerichtspräsident weiter sagte, droht dem Mann bei einer erneuten Verletzung der Unschuldsvermutung der Ausschluss vom Prozess. Das Reglement lasse einen Ausschluss oder eine Verwarnung zu. In einem ersten Schritt sei es angebracht, die weniger starke Sanktion zu wählen. Die Verletzung der Unschuldsvermutung müsse aber Konsequenzen haben.

Einer der Verteidiger der Beschuldigten hatte am Dienstag im Gerichtssaal den Antrag gestellt, der Mann sei des Saals zu verweisen. Recherchen in einer Sitzungspause hätten ergeben, dass er die vier Beschuldigten als «Terroristen» bezeichnet habe. Das sei ehrverletzend. Der Anwalt reichte auch einen Strafantrag gegen den Mann ein.

Bei ihm handle es sich um einen «Vertreter des türkischen Staats» im Saal, so der Verteidiger weiter. Der Rechtsanwalt bezog sich auf die Tatsache, dass der Mann laut seinem Twitter-Profil für die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu arbeitet. Das sagte er im Gerichtsgebäude auch selber.

Die Kurznachricht veröffentlichte der Journalist auf seinem privaten Twitter-Account.

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