Hinter uns liegt ein weisser Mega-Winter: Im Januar fiel teils so viel Schnee wie seit rund 15 Jahren nicht mehr. Doch die Schneemengen gehen stetig zurück.
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Ein Schneeräumungsfahrzeug im Einsatz beim verschneiten Central in Zürich, am 15. Januar 2021. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In diesem Winter fiel in der Schweiz besonders viel Schnee – auch im Flachland.
  • Der Eindruck täuscht jedoch: Langfristigen Studien zufolge geht die Schneemenge zurück.
  • Ein Experte von Meteo Schweiz ordnet ein.

Ein abwechslungsreicher Winter geht mit dem Frühlingsanfang zumindest im Kalender zu Ende. Von Saharastaub über Temperatur-Rekorde bis hin zu Schneemassen im Flachland: Das Wetter hatte einiges zu bieten. Besonders freute Wintersportler und Kinder dieses Jahr der viele Schnee – doch dieser könnte bald der Vergangenheit angehören.

Im Januar schneite es insbesondere zur Monatsmitte stellenweise so viel wie seit rund 15 Jahren nicht mehr. Davon waren insbesondere die zentralen und östlichen Teile der Schweiz betroffen. So fielen beispielsweise in St.Gallen innerhalb von 24 Stunden 45 Zentimeter und in Zürich-Kloten 33 Zentimeter Neuschnee. Das berichtete «Meteonews» Ende Februar.

Schnee in der Schweiz
Ein Mann fährt auf Langlaufskiern auf dem Lindenhof in Zürich. - dpa

Doch das Schneegestöber kann täuschen. Mehreren Langzeitstudien zufolge sinkt die Schneemasse in den Alpen stetig. Kürzlich wurde eine grosse Studie des Instituts für Erdbeobachtung von Eurac Research abgeschlossen.

Dafür wurden seit 1971 die Schneehöhen an 800 Messstationen in den Alpen ausgewertet. Während dieser Zeit hat die Schneehöhe an den meisten Orten unterhalb von 2000 Metern abgenommen.

Meteo Schweiz relativiert: «Bei Weitem kein Rekordwinter»

Auch Meteo Schweiz dämpft die Schneebegeisterung. Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Klimatologe Stephan Bader: «Der eine grosse Schneefall Mitte Januar 2021 macht den Winter im Flachland bei Weitem zu keinem Rekordwinter.»

In Zürich seien im ganzen Winter bislang 73 Zentimeter Neuschnee gefallen. «Das liegt weit unter den wirklich neuschneereichen Wintern, die in Zürich das Doppelte und mehr liefern.» Es gelte zudem, nicht zu vergessen, dass die Westschweiz vom Januarschnee kaum etwas zu spüren bekam.

Haben Sie den vielen Schnee Mitte Januar genossen?

Bader ergänzt, dass der diesjährige Winter im Flachland auch bei den Tagen mit Schneedecken nicht brillieren könne. So schaffte er es in Zürich auf 41 Tage mit Schneedecke. «Wirklich gute Winter bringen in Zürich 60 Tage und mehr.»

Schnee noch bis im Mai möglich

Auch wenn der Winter 2020/21 keine Rekorde brachte – viel Schnee fiel allemal. Ob es sich beim Schneefall der laufenden Woche um den letzten Schnee der Saison handelt, lässt sich noch nicht sagen.

Stephan Bader von Meteo Schweiz sagt: «Schneefälle im meteorologischen Frühling, das heisst zwischen März und Mai, sind auch in den Tieflagen der Alpennord- und Alpensüdseite keine Seltenheit.»

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Schnee ist auch in den Tieflagen der Alpennord- und Südseite keine Seltenheit. (Symbolbild) - Keystone

In Zürich zum Beispiel falle der letzte Schnee in 30 Prozent aller Jahre nach Mitte April. In der etwas höheren Lage von Einsiedeln meist erst nach dem 1. Mai. «Was das Wetter für uns bis dahin noch bereithält, wissen wir nicht. Lassen wir uns also überraschen.»

Experten: «Trend zu schneeärmeren Wintern setzt sich fort»

Was können wir angesichts der Studie zur sinkenden Schneemenge von den kommenden Wintern erwarten? Stephan Bader erklärt: «Im Mittelland der Schweiz hat die Zahl der Tage mit Schneedecke in den letzten 90 Jahren zwischen 25 und 35 Prozent abgenommen.» Der wesentliche Einbruch sei dabei Ende der 1980er-Jahre erfolgt.

«Kurz nach 2000 gab es vorübergehend schneereichere Winter im Schweizer Mittelland. In den letzten Jahren ist hingegen wieder eine ausgeprägte Schneearmut zu beobachten», so der Klimatologe. Er malt ein düsteres Bild der Winterzukunft: «Der Trend zu schneeärmeren Wintern im Flachland setzt sich in den nächsten Jahrzehnten mit grosser Wahrscheinlichkeit fort.»

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Die Schneebedeckungen wird in der Schweiz ohne weitere Klimamassnahmen mit grosser Wahrscheinlichkeit um bis zu über 80 Prozent zurückgehen. (Symbolbild) - Keystone

Am Alpennordhang sei die winterliche Nullgradgrenze in den letzten 150 Jahren bereits um etwa 600 Meter auf heute über 900 Meter über Meer angestiegen. Sie werde gemäss Klimaprojektionen auch in Zukunft weiter ansteigen.

Unterhalb von 1000 Metern werde deshalb die Schneebedeckung in der Schweiz ohne weiteren Klimaschutz bis 2060 im Vergleich zu heute um über 80 Prozent, in Höhenlagen über 1500 Meter Seehöhe um etwa 30 bis 50 Prozent schwinden.

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