Wegen Pöbel-Gästen bleibt ein Hotel am Oeschinensee geschlossen. Das hält die Touristen aber nicht von einem Ausflug ab.
Am Oeschinensee schliesst ein Hotel, wegen Pöbeleien der Touristen. Besucher sind darüber enttäuscht. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Belästigungen und Drohungen änderte das Berghotel am Oeschinensee sein Angebot.
  • In der Sommersaison bietet es nur noch Selfservice an, das Hotel bleibt geschlossen.
  • Trotzdem kommen die Touristinnen und Touristen noch ins Gebiet.
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Nach Belästigungen und Morddrohungen zog das Berghotel am Oeschinensee bei Kandersteg BE die Reissleine: In der Sommersaison bietet das Restaurant nur noch Selfservice an, das Hotel bleibt bis auf Weiteres geschlossen.

Über das neue Angebot informierte das Wirtepaar kürzlich auf Facebook. In der Kommentarspalte stösst der Entscheid mehrheitlich auf Verständnis. Kritisiert werden hingegen die Gäste, die Gesellschaft und deren Entwicklung.

Doch nicht nur virtuell solidarisieren sich Menschen mit den Betreibern. «Ich finde es traurig, dass so etwas überhaupt passieren kann», sagt Wanderer Christoph gegenüber Nau.ch. «Ich verstehe nicht, wie jemand hier oben Ärger machen kann und so negativ sein kann.»

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Der Oeschinensee liegt auf 1578 Meter über Meer.
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Auf der Sonnenterrasse können Gäste ihr Essen, das sie sich selbst geholt haben, geniessen.
In den vergangenen Jahren hat sich der Geheimtipp zur touristischen Hochburg entwickelt.
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Von der Mittelstation beträgt die Wanderzeit zum Oeschinensee etwa eine Stunde.
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Wegen des Besuchsansturms verzichtet die Region seit Jahren auf Werbung, Zusammenarbeit mit Influencerinnen und Werbeaufnahmen für Firmen oder grosse Events.

«Ich finde auch, dass dies eine schwierige Situation für die Wirte ist, wenn Gäste so unflätig sind», sagt Regula. Es sei so auch schwierig, Personal zu finden.

Verständnis für die Mitarbeitenden hat auch Kathi: «Von Seiten der Mitarbeiter verstehe ich, dass sie sich nicht so anpöbeln lassen wollen», sagt die Wanderin. Die Situation sei für beide Seiten nicht schön.

Diese Meinung teilt auch Sascha. Aber: «Es ist für die Umgebung natürlich sehr schade, dass es dieses Übernachtungsangebot nicht mehr gibt», sagt er.

Kein Touristenrückgang erwartet

Könnten nach der Schliessung des Hotels nun weniger Gäste den Bergsee besuchen? Möglich. Davon merkt man derzeit aber noch nichts. Als Nau.ch am Freitagnachmittag am See den Puls fühlt, kommen zahlreiche Touristen an. Auch viele aus asiatischen Ländern.

«Ich glaube, die Gäste kommen in erster Linie hier hin, um den Ausblick zu geniessen», sagt Kathi. «Wenn jemand hier übernachten möchte, kann er das woanders tun und von dort hier hin kommen.»

Ein Hotel am Oeschinensee. Besucher werden nach ihrer Meinung dazu befragt. - Nau.ch

Die Hotelschliessung betreffe sie nicht direkt, sagen Melanie und Sascha. Sie seien mit dem Auto angereist. «Es wäre aber schon ein fader Beigeschmack dabei zu wissen, dass es hier in der Umgebung regelmässig zu Pöbeleien kommt», sagt Sascha. «Man sieht die Touristen so nochmals in einem anderen Licht, ein bisschen kritischer», sagt Melanie.

Vom Geheimtipp zum Touristen-Magnet

Der Oeschinensee hat sich in den vergangenen Jahren von einem Geheimtipp zum Touristen-Magneten entwickelt. Das türkise Wasser und die eindrückliche Berglandschaft locken jährlich Tausende Besucherinnen und Besucher zum Bergsee oberhalb von Kandersteg.

Waren Sie schon einmal am Oeschinensee in Kandersteg BE?

Zur Zunahme der Besucherzahl hätte auch die neue Seilbahn beigetragen, sagt ein Chauffeur des E-Shuttles gegenüber Nau.ch. Der kleine blaue Bus bringt Besuchende im Halbstundentakt von der Bergstation bis zum See.

Auch der Chauffeur kritisiert das Verhalten einiger Gäste. Viele seien es sich nicht gewohnt, nach Ankunft an der Bergstation zu einem Ziel laufen zu müssen. Dies führe zu langen Wartezeiten für die Busse – und wiederum zu grösserem Frust.

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