Der Direktor der Strafanstalt Thorberg tritt ab. Dies gab Thomas Egger am Dienstag bekannt. Ein Coach sollte zuvor helfen, das Betriebsklima zu verbessern.
Interview mit Thomas Egger, abtretender Direktor Thorberg. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Direktor der Strafanstalt Thorberg tritt per Ende Jahr zurück.
  • Eine Mitarbeiterumfrage im Herbst zeigte eine grosse Unzufriedenheit mit seiner Führung.
  • Ein Coach konnte während den vergangenen sechs Monaten erste Verbesserungen erreichen.

Der Direktor der Justizvollzugsanstalt Thorberg tritt zurück. Eine Mitarbeiterbefragung letzten Herbst zeigte, dass ein Grossteil der Mitarbeitenden mit dem Betriebsklima unter Direktor Thomas Egger unzufrieden ist.

Zur Unterstützung wurde der gesamten Thorberg-Belegschaft ein Coach zur Seite gestellt. Nach einem halben Jahr ziehen die Verantwortlichen Bilanz. Ergebnis: Direktor Egger nimmt den Hut.

«Eine Parallelwelt mit eigenen Gesetzen»

«Es ist kein Knabengesangsverein da oben auf dem Thorberg», sagt Psychologe und Coach Karl-Heinz Vogt. Darum musste das Coaching mit Fingerspitzengefühl angegangen werden. Rund 45 Mitarbeitergespräche hat er in den letzten sechs Monaten geführt, um der Unzufriedenheit auf den Grund zu gehen.

«Es hatte ganz viel mit reden zu tun», sagt Vogt. Daneben wurden konkrete Massnahmen getroffen. Darunter ein neues Schicht-Arbeitsmodell für die Nachtwache oder ein Newsletter der Geschäftsleitung an die Mitarbeiter.

Interview mit Karl-Heinz Vogt, Psychologe und Coach. - Nau

«Das Coaching hat sich bewährt», sagt Philippe Müller, Polizei- und Militärdirektor von Bern. Auch Egger zeigt sich zufrieden. Alle Beteiligten hätten «sehr viel davon profitiert». Das Coaching sei aber noch nicht vorbei.

Auf dem Thorberg werde laufend an der Kommunikation und der Kultur gearbeitet. Konkret müssten die richtigen Gefässe gefunden werden, um Probleme und Unstimmigkeiten zu bereden. «Sonst redet man irgendwo in der Anstalt über die Themen, aber am falschen Ort mit den falschen Menschen», so Vogt.

Ein Abgang, kein Scheitern

Thomas Egger will nicht vom Eingestehen von Fehlern reden: «Wenn jemand von sich behauptet, er mache nie Fehler, dann ist das suspekt.» Er habe das Coaching gerne angenommen. Trotzdem tritt Egger per Ende Jahr zurück.

Er betont, dass er die Entscheidung, seinen Posten zu räumen, selbst gefällt hat. Dazu gedrängt habe ihn niemand: «Ich bin nicht als Bauernopfer zu betrachten», sagt der abtretende Direktor mit Nachdruck. Als Scheitern sei sein Abgang auch nicht zu betrachten, «nicht im Ansatz».

Ganzes Interview mit Karl-Heinz Vogt, Psychologe und Coach. - Nau

Wer Eggers Nachfolge antreten wird, ist noch nicht bekannt. Der abtretende Direktor will sich auch nicht einmischen: «Da nehme ich keinen Enfluss darauf.» Eine Abgangsentschädigung erhält Egger nicht.

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