Thomas Hirschhorn plädiert für Verteidigung des öffentlichen Raums

An der Bundesfeier der Stadt Biel vom Mittwoch hat der Künstler Thomas Hirschhorn die Bevölkerung dazu aufgerufen, den öffentlichen Raum zu verteidigen - «als freier Ort, wo Konfrontation und Dialog stattfinden können.»

Thomas Hirschhorn
Der Künstler Thomas Hirschhorn. - Keystone

Der öffentliche Raum sei vielerorts in Gefahr, so etwa in Städten wie London, «wo fast alles privatisiert und gesäubert wird.» Es sei wichtig, dass es Plätze gebe, von denen niemand ausgeschlossen werde, auch wenn dies manchmal unangenehm sei. «Man kann Probleme nicht einfach wegputzen und ignorieren.»

Für ihn als Künstler sei der öffentliche Raum eine «wichtige Kontaktfläche mit einer Realität, die auch schwierig sein kann», sagte Hirschhorn weiter. Kunst sei ein Werkzeug, um mit der Umwelt in Kontakt zu treten. Kunst sei aber auch Widerstand gegen Gewohnheiten, und sie habe die Kraft, Menschen zu verändern.

Hirschhorn zeigte sich positiv überrascht darüber, dass er als «Skandalkünstler» als 1. August-Redner an die Bundesfeier eingeladen worden sei. Der Künstler, der in Paris lebt, hält sich rund drei Monate in Biel auf, wo er im Rahmen der Schweizerischen Plastikausstellung die «Robert Walser-Sculpture» realisierte.

Bei der Installation auf dem Bieler Bahnhofplatz handelt es sich um eine rund 1300 Quadratmeter umfassende Plattform, die noch bis zum 8. September zu einer Auseinandersetzung mit dem Werk von Robert Walser einlädt.

Das Konzept basiert auf einer «Nicht-Programmation». Das heisst, dass die Skulptur als Ort der Begegnung und des Austauschs täglich von 10 bis 22 Uhr neu erfunden und gestaltet wird - unter dem Motto «Be an outsider! Be a hero! Be Robert Walser!».

Zum Angebot gehören etwa eine durchgehende Lesung aus Walsers Werken, ein Theaterstück, Sprachunterricht, tägliche Vernissagen, Spaziergänge sowie eine Ausstellung zu Erfolg und Misserfolg der Walser-Brüder und vieles mehr.

Hirschhorn macht die «Sculpture» so zu einem Durchgangs- und gleichzeitig zu einem Verweilort für alle - auch für Randständige. Biel ist die Geburtsstadt Robert Walsers. Der 1878 geborene Autor von Werken wie «Geschwister Tanner» und «Der Gehülfe» starb 1956 in Herisau.

Robert Walser habe ihn stark geprägt, als er als junger Künstler in Paris seinen Weg gesucht habe, sagte Hirschhorn in seiner 1.-August-Ansprache. Walser zeige eine moralfreie Sicht auf eine Welt ohne Konsumismus und Egoismus.

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