Eine Frau meldet ihren Arbeitskollegen wegen Terrorverdachts. Später wird sie dafür von der Staatsanwaltschaft verurteilt. Jetzt landet der Fall vor Gericht.
Bundesasylzentrum Asylbetreuer
Eine Asylbetreuerin wirft ihrem Arbeitskollegen Terrorismus vor. Nun wurde sie wegen Verleumdung verurteilt. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Asylbetreuerin meldete ihren Arbeitskollegen wegen Terrorverdacht.
  • Wegen Verleumdung wurde sie dafür nun verurteilt.
  • Die Verurteilte will den Fall vor Gericht ziehen.

Die Arbeitskollegin eines Asylbetreuers meldet diesen wegen Terrorverdachts. Nun verurteilt sie die Staatsanwaltschaft St.Gallen wegen Verleumdung und falscher Anschuldigung. Was ist passiert?

Der Asylbetreuer hält laut den «CH Media»-Zeitungen eine Führungsposition bei einem Unternehmen, das im Auftrag des Staatssekretariats für Migration (SEM) Flüchtlinge in Bundesasylzentren betreut. Eines Tages, im November 2021, trabt er an ein Gespräch mit SEM-Verantwortlichen an.

Im Vorfeld hatte er Interesse an einer Position als Leiter eines Bundesasylzentrums bekundet. Während des Gesprächs stellt er klar, dass er nun doch kein Interesse an der Stelle habe.

Asylsuchende auf einem Bett
Weil er einen Job ausschlägt, meldet eine St.Galler Asylbetreuerin ihren Arbeitskollegen wegen Terrorverdachts.
Asylsuchender vor Betten
Der Fall gelangt an die zuständige Staatsanwaltschaft.
Ukraine Krieg
Diese hat sie nun wegen Verleumdung verurteilt.

Die beim Gespräch anwesende Arbeitskollegin ist perplex und wirft ihm persönlich vor: Er sei ein Terrorist oder der Schläfer einer Terrororganisation.

Doch dabei bleibt es nicht. Als wäre es nicht genug, dass sie denselben Verdacht bei den SBB-Verantwortlichen meldet, erstattet sie auch beim Bundesamt für Polizei (Fedpol) und bei einer Kantonspolizei eine Verdachtsmeldung.

Vor rund zwei Wochen verurteilt die Staatsanwaltschaft St.Gallen sie darum wegen mehrfacher Verleumdung und falscher Anschuldigung zu einer bedingten Geldstrafe von 80 Tagessätzen zu 100 Franken bei einer zweijährigen Probezeit.

Haltlose Vorwürfe führten zu Einreise-Verwehrung

Laut der Staatsanwaltschaft handle es sich um reine Behauptungen und haltlose Vorwürfe. Laut dem Strafbefehl, welcher «CH Media» vorliegt, soll es zudem nicht bei diesen Anschuldigungen geblieben sein.

Wurden Sie schon einmal zu unrecht beschuldigt?

Ende November 2021 wollte der vermeintliche Terrorist in die Türkei einreisen. Doch der Durchlass am Flughafen Istanbul blieb ihm verwehrt. Die Polizei verwies auf die «öffentliche Sicherheit».

Denn: Der Asylbetreuer war auf einer schwarzen Liste gelandet. Diese beinhaltet Passagiere, welche von türkischen Behörden nicht zugelassen werden.

Darum musste der Asylbetreuer am Folgetag die Rückreise nach Zürich antreten. Weder er noch die Verurteilte wollten sich zum Fall äussern. Fest steht, dass der Fall vor Gericht landet.

Der Asylbetreuer hat den ehemaligen St.Galler SP-Ständerat Paul Rechensteiner engagiert. Seine frühere Arbeitskollegin den Ex-SVP-Kantonsrat Valentin Landmann. Letzterer bezeichnet den Strafbefehl als «blanken Unsinn».

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