Trotz möglichen Geschwindigkeitsüberschreitungen kontrolliert die Polizei bislang nicht am Escher-Wyss-Platz. Eine Politikerin fordert nun rasche Kontrollen.
Am Escher-Wyss Platz in Zürich gilt neu Tempo 30. Doch kaum jemand hält sich daran. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Anwohner berichten: Trotz Tempo 30 am Escher-Wyss-Platz sind Autofahrende zu schnell.
  • Bislang werden aber keine Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt.
  • Bei Nau.ch werden mögliche Blitzer an der Kreuzung im Kreis 5 heiss diskutiert.
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Seit drei Wochen gilt am Escher-Wyss-Platz Tempo 30. Die Geschwindigkeitsbegrenzung führte die Stadt Zürich als Reaktion auf einen tragischen Unfall im Jahr 2022 ein. Damals wurde ein fünfjähriger Bub überfahren und getötet.

Doch: Viele Zürcherinnen und Zürcher pfeifen auf Tempo 30. «Die Autofahrenden sind immer noch gleich schnell unterwegs wie vorher», klagte ein Zürcher Velofahrer bei Nau.ch. Und auch der Augenschein unseres Reporters vor Ort bestätigte: «Die meisten fahren sicherlich nicht 30!»

Escher-Wyss-Platz
Im Dezember 2022 ist am Escher-Wyss-Platz ein fünfjähriger Bub gestorben.
Escher-Wyss-Platz
In der Folge wurde Tempo 30 gefordert.
Escher-Wyss-Platz
Die Geschwindigkeitsbeschränkung wurde Mitte Mai nun auch umgesetzt.
Escher-Wyss-Platz
Doch: Nicht alle halten sich daran.
Escher-Wyss-Platz
Die Polizei prüft nun, ob sie Geschwindigkeitsmessungen einführen will.

Die Stadtpolizei kann diese Beobachtungen zwar nicht bestätigen. Sie weist aber auch darauf hin, dass sie bislang keine Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt habe. Dafür müsse sie erst einmal Verkehrsdaten erheben und diese auswerten, was sie in der nächsten Zeit auch tun will.

GLPlerin berichtet von «vielen Regelbrüchen durch Autofahrende»

Sandra Bienek geht das zu wenig schnell. Die GLP-Politikerin kennt die Familie des verstorbenen Buben.

Gegenüber Nau.ch verweist sie darauf, dass sich Eltern bereits vor dem Unfall für einen sichereren Schulweg eingesetzt hatten. Darunter auch die Eltern des verstorbenen Kindes.

Sandra Bienek
Sandra Bienek, Kantonsrätin und ehemalige Gemeinderätin von der GLP, setzt sich für Geschwindigkeitskontrollen am Escher-Wyss-Platz ein. - Grünliberale Zürich

Bienek führt aus: «Im Speziellen forderten sie, dass Verkehrskontrollen durchgeführt würden. Dies, weil beim Escher-Wyss-Platz besonders viele Regelbrüche durch die Autofahrenden begangen werden.»

Sie sagt: «Ich würde daher Verkehrskontrollen am Escher-Wyss-Platz sehr begrüssen, aber nicht nur hinsichtlich des Tempos 30.» Das sei auch von der umliegenden Wohnbevölkerung gewünscht.

Generell sei die Verkehrsführung «suboptimal» und sie bringe «chaotische Zustände». «Immer wieder verfährt sich sogar eine Autofahrerin oder ein Autofahrer mitten auf dem Platz in den Fussgängerbereich.»

Grüner fordert Smileys statt Blitzer

Auch der Zürcher Stadtparlamentarier Markus Knauss von den Grünen hat sich damals für Tempo 30 eingesetzt. «Dass die neuen Verkehrsregeln noch nicht von allen eingehalten werden, erstaunt mich nicht», sagt er zu Nau.ch.

Markus Knauss
Der Zürcher Gemeinderat Markus Knauss fordert Smileys statt Blitzer. - Grüne Zürich

«Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich die Autofahrenden daran gewöhnen», sagt er nachsichtig. Wichtig sei, dass das neue Tempolimit klar ausgeschildert sei.

«Mein Vorschlag ist daher, dass Smiley-Geschwindigkeitsanzeigen aufgestellt werden.» Diese messen die Geschwindigkeit, wer Tempo 30 nicht einhält, erhält ein trauriges Smiley – und nicht gleich eine Busse.

«Erst in einem zweiten Schritt sollten dann Blitzer aufgestellt werden», sagt Knauss. «Wichtig ist aber, dass man damit auch nicht zu lange wartet», fordert er.

Smiley
Eine solche Smiley-Anzeige stellt sich Markus Knauss vor. - keystone

Auf Tempo 30 gepocht hat auch der Quartierverein «5 Industrie». «Wir fordern daher ein, dass sich die Autofahrenden daran halten», sagt Präsident Alex Goetz zu Nau.ch

Doch die vereinsinterne Debatte laufe noch. Schliesslich seien seit der Einführung erst drei Wochen verstrichen.

Sollte die Stadt Zürich am Escher-Wyss-Platz Blitzer aufstellen?

Konkrete Massnahmen müsse man zunächst noch im Vorstand besprechen. Eine Sitzung ist für Ende Juni traktandiert. «Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die möglichst für alle im Quartier stimmt», so Goetz.

SVP: «Blitzerkasten wären Abzocke»

Widerstand gegen eine entsprechende Forderung hat sich bereits angekündigt.

Lokalpolitiker Stephan Iten von der SVP und grosser Kritiker von Tempo 30 sagt zu Nau.ch: «Es ist schön, dass die Polizei nicht gleich Bussen verteilt. Gleich einen Blitzerkasten aufzustellen, wäre Abzocke.» Ein neues Verkehrsregime müsse sich zunächst einpendeln.

Die aktuellen Beobachtungen, dass Autofahrer zu schnell unterwegs seien, könne er nicht bestätigen. «Es ist aber sehr speziell, dass dieser Vorwurf ausgerechnet von einem Velofahrer kommt», sagt Iten. Schliesslich seien es die Velofahrer, die sich sonst nicht an Verkehrsregeln halten würden.

Stephan Iten
Der Zürcher Gemeinderat Stephan Iten (SVP) findet, Blitzerkasten wären eine «Abzocke». - SVP Zürich

Sollte die Polizei künftig tatsächlich Geschwindigkeitsüberschreitungen feststellen, wäre das ein «klares Zeichen». Die Geschwindigkeitsbegrenzung hält Iten für «Unsinn» und für einen grossen Fehler.

«Es wurden Massnahmen ergriffen, ohne dass der Unfallhergang genau geklärt ist», sagt er. Tatsächlich sind die Untersuchungen bis heute nicht abgeschlossen.

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