Teenies erhoffen sich asiatische Züge dank irren Videos
Popmusik und Netflix-Serien aus Japan und vor allem Korea werden im Westen immer beliebter. Bei einigen Fans lässt das bizarre Wünsche aufkommen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Koreanische und japanische Popkultur wird im Westen immer beliebter.
- Einige Teenie-Fans wollen gar so aussehen wie ihre Idole – und ihre Ethnie ändern.
- Bizarre Videos versprechen ihnen schmalere Augen und dunklere Haare.
Die gebürtige Ukrainerin Alisa aus den USA glaubt, ihre Ethnie ändern zu können. Schon als Kind habe die 15-Jährige eine spezielle Verbindung zu Japan gefühlt, sagt sie. Jetzt nennt sie sich «Miyuki» und schaut Youtube-Videos, die ihr versprechen, ihre Gesichtszüge zu verändern.
Darüber berichtet der US-Sender «NBC News». Die Teenagerin glaubt, dass ihre Augenlider dank der Videos «kleiner und ihre Haare ein wenig dunkler geworden sind.»
Alisa ist kein Einzelfall. Im Netz sind die Begriffe «Race change to another» (RCTA, Deutsch: Rasse zu einer anderen ändern) und «Transracialism» (Deutsch etwa: Transrassismus) weitverbreitet.
Ihr bizarres Versprechen: Schaue man sich Fotos von ostasiatischen Menschen an und höre dazu Musik, erhalte man ostasiatische Züge.
Korea und Co. lösen USA als Trendsetter ab
Seine Ethnie zu ändern, ist natürlich biologisch unmöglich. Dennoch wünschen sich das viele, wie die Klickzahlen zeigen: Der «RCTA»-Account «Misu» zum Beispiel hat rund 35'000 Abonnentinnen und Abonnenten. Seine Videos wurden fast sechs Millionen Mal geklickt.
Popkultur-Experte Moritz Ege von der Universität Zürich erklärt sich das Phänomen so: «In den letzten Jahrzehnten sind die koreanische und japanische Popkultur immer erfolgreicher geworden.»
Ein Grund dafür: Laut dem Professor schaffen es die Länder, den globalen Teenager-Geschmack gut zu treffen.
«Zudem hat es etwas mit Chinas Aufstieg zu einer dominanten Macht zu tun.» China werde die Fähigkeit zugesprochen, die Zukunft zu gestalten. «Vor allem technologisch, aber auch ästhetisch. Diese Rolle kam in den Jahrzehnten zuvor viel eindeutiger den USA zu.»
Exotismus sei gerade in Jugendkulturen verbreitet. Denn Teenager sind, so Ege, interessiert an imaginären Welten und am Tagträumen.
Das habe aber auch viel mit Unbehagen in der eigenen Gesellschaft zu tun. «So, dass man anderswo oder unter anderen Leuten viel mehr Freiheit und intensiveres Leben vermutet.»
«Transracial»-Videos keine kulturelle Aneignung
So ausgefallen das Phänomen sein mag: «Um kulturelle Aneignung handelt es sich unserer Meinung nach nicht», sagt Stephanie Graetz von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus.
Denn: Es sei hier nicht so, dass Menschen aus anderen Kulturen sich an der asiatischen Community bereichern. «Warum man als weisse Person den Wunsch verspüren würde, die eigenen Gesichtszüge asiatischer erscheinen zu lassen, ist ein anderes Thema.»