Strafverfahren wegen Filmen von Wildpinklern
Ein Mann in Baden AG hat ein Strafverfahren wegen versuchter Nötigung am Hals. Er filmt Wildpinkler vor seinem Haus und stellt die Aufnahmen ins Internet.

Das Wichtigste in Kürze
- Wildpinkler erleichtern sich immer wieder in einem Hauseingang in Baden AG.
- Der Bewohner installierte eine Kamera und stellt die Wildpinkler ins Internet.
- Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchter Nötigung.
Stephan Hafner wohnt mitten in Baden AG an der Bahnhofstrasse. Immer wieder pinkeln Männern in den Hauseingang. Hafner hat deshalb eine Kamera installiert, die die Söiniggel filmt.
Die Aufnahmen stellt Hafner ins Internet. Unverpixelt. Er knüpft das Löschen der Videos an zwei Bedingungen: Er will eine Entschuldigung und eine Spende von mindestens 100 Franken an eine wohltätige Organisation – inklusive Nachweis.

Wildpinkler ins Netz geladen: Offizialdelikt
Das wird ihm jetzt zum Verhängnis. Die Aargauer Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen versuchter Nötigung gegen Hafner eröffnet. «Es besteht ein hinreichender Anfangsverdacht», sagt Sprecherin Fiona Strebel zum Regional-TV-Sender Tele M1. Die Staatsanwaltschaft eröffnete das Verfahren, weil es sich um ein Offizialdelikt handelt.
Daniel Lorenzi führt neben dem Haus, in dem Hafner wohnt, ein Küchenwarengeschäft. Er kann nicht verstehen, dass die Staatsanwaltschaft jetzt ein Verfahren eröffnet hat. Er wünscht sich von der Justiz mehr Augenmass. «Sonst würden wir die Staatsanwaltschaft gerne mal einladen, um das am Morgen anzuschauen.»

50 Meter entfernt hat es ein WC
Jetzt, da es warm werde, entstünden gewisse Gerüche, die er «nicht so lässig» findet. Auch Lorenzi ärgert sich über die Wildpinkler: «Wir haben genügend WC-Anlagen, die nächste ist 50 Meter von hier entfernt. Also was soll das?»
Wildpinkler-Filmer Hafner ist über das Strafverfahren nicht überrascht. «Ich rechne mit juristischen Konsequenzen und bin das Risiko bewusst eingegangen», sagte er bereits vor einer Woche. Den Nachweis der Spende verlangt Hafner inzwischen nicht mehr. Auch den Wortlaut der Forderungen hat er abgeschwächt.