In Davos gibt es Probleme zwischen Tourismusverband und Schweizerischem Israelitischen Gemeindebund. Insbesondere wurden jüdisch-orthodoxe Gäste kritisiert.
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Skifahrer geniessen Sonne und Pause zur Eröffnung der Skisaison im Oktober auf der Totalp-Piste in Davos. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Schweizer Kurort Davos wurden Stimmen gegen jüdisch-orthodoxe Gäste laut.
  • Ein Artikel der Lokalzeitung beschimpfte sie und beschuldigte sie der Verunreinigung.
  • Der Tourismusverband beendete ein Projekt zur Förderung des jüdisch-orthodoxen Austauschs.

In der Schweizer Stadt Davos, bekannt für ihren Tourismus, wird öffentlich gegen Hotelgäste Stimmung gemacht. Wie die «Jüdische Allgemeine» berichtet, stehen insbesondere jüdisch-orthodoxe Touristen im Mittelpunkt der Kritik.

Die lokale Zeitung «Gipfel-Zytig» veröffentlichte kürzlich ein Foto von Fäkalien vor einem Haus mit dem Titel: «Ein ‹Scheissdreck› auf der Terrasse». Der Artikel behauptete, dass die Verunreinigung von einem jüdischen Gast stammte. Der Hausbesitzer würde in Zukunft keine Wohnungen mehr an «diese Menschen» vermieten.

Davos: Kritik an jüdisch-orthodoxen Gästen

In einem Leserbrief in einer lokalen Zeitung wurde das Verhalten jüdisch-orthodoxer Gäste als «grenzwertig» und «anmassend» bezeichnet. Es wurde argumentiert, dass das trotz des Leidens des jüdischen Volkes nicht akzeptabel sei. Die Nachkommen verhielten sich auf eine Weise, die nicht mit den lokalen Gepflogenheiten vereinbar sei.

Reto Branschi, Geschäftsführer des Tourismusverbandes «Destination Davos Klosters», machte ebenfalls öffentlich seine Meinung bekannt. Er sagte gegenüber der «Bündner Zeitung», dass das Problem mit Vermüllung während den Hauptferienzeiten der orthodoxen Juden stark zunimmt.

Projekt zur Förderung gegenseitigen Verständnisses beendet

Trotz seiner Aussage betonte Branschi auch die Offenheit von Davos für alle Urlauber unabhängig ihrer Herkunft oder Religion. Allerdings bemängelte er speziell bei orthodoxen Juden eine Missachtung dieser Regeln. Dieses Fehlverhalten schreckt laut ihm nicht nur Einheimische ab, sondern auch andere Touristen.

Aufgrund dessen hat der Tourismusverband nun ein Projekt zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Einheimischen und jüdisch-orthodoxen Gästen abrupt beendet. Branschi begründete dies damit, dass das Projekt nichts gebracht habe und sie sich noch immer in derselben Situation befänden.

Gegenreaktion aus dem Israelitischen Gemeindebund

Diese Aussagen wurden vom Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), Jonathan Kreutner, scharf zurückgewiesen: «Es ist wirklich krass ... dass Herr Branschi vom Verhalten Einzelner auf eine ganze Gemeinschaft schliesst und in dieser Art und Weise generalisiert.»

Kreutner äusserte zudem seine Enttäuschung über die Beendigung der Zusammenarbeit zwischen SIG und dem Tourismusverband. Auch das Ausbleiben öffentlicher Reaktionen auf Branschis Aussagen sei ernüchternd.

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