Spitäler kritisieren geplante Notfallgebühr

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Bern,

Der Nationalrat will für Notfall-Patienten eine Gebühr von 50 Franken erheben. Verschiedene Spitäler halten davon aber nichts.

Beckenbodensenkung OP-Methode Spital Baden
Das Kantonsspital Baden wendet bei Beckenbodensenkungen eine neue Operationsmethode an. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Patienten sollen auf Notfallstationen künftig eine Gebühr von 50 Franken bezahlen.
  • Dies fordert der Nationalrat wegen zu vieler Bagatell-Besucher.
  • Die Spitäler zeigen sich ab dieser Gebühr nicht begeistert und verneinen eine Wirkung.

Künftig soll der Besuch auf der Notfall-Station mit einer Gebühr von 50 Franken einhergehen – so will es der Nationalrat.

Grund dafür ist die zunehmende Anzahl Patienten, die den Notfall aufsuchen, anstatt ihrem Hausarzt einen Besuch abzustatten. Dies führt nicht nur zu überfüllten Wartezimmern und immensen Kosten. Auch Patienten mit bedrohlichen Beschwerden müssen kürzer treten.

Notfall Baden Spital
Immer mehr Personen besuchen die Notfallstation. (Symbolbild) - Keystone

Solche Bagatell-Besuche seien ihnen zwar geläufig, meint das Universitätsspital Basel, jedoch mache der Anteil an solchen Notfallpatienten lediglich einen Bruchteil aus. «Ein Drittel der Notfall-Patienten wird bei uns stationär aufgenommen, ein Drittel braucht weitergehende Abklärungen», sagt Mediensprecher Nicolas Drechsler. «Es ist also schon einmal nur ein Drittel, das auch anders versorgt werden könnte.»

Aber: «Hier stellt sich die Frage, wer das tun soll rund um die Uhr 365 Tage im Jahr.» Drechsler hält die Notfallgebühr deshalb für einen administrativ zu hohen Aufwand. Er ist sich sicher: «Spezialgebühren für einzelne Behandlungen eignen sich in der Praxis des Spitalalltags nicht für die Steuerung von Patientenströmen.»

Notfallpraxis – die Lösung des Problems?

Auch das Kantonsspital Baden braucht die Gebühr seiner Meinung nach nicht. Es habe bereits vor zehn Jahren eine bewährte Lösung gefunden: Ein Interdisziplinäres Notfallzentrum. Darin integriert ist eine Notfallpraxis.

Die Notfallpraxis ist mit einer Hausarztpraxis zu vergleichen, welche weniger dringliche Patienten gleich neben der Hauptnotfallstation versorgt. Leicht erkrankte Patienten werden in die Notfallpraxis eingewiesen und dort behandelt. So wird der Notfall entlastet, der für schwer verletzte oder erkrankte Personen reserviert ist.

«Immer mehr Patienten suchen direkt das Spital auf. Die Zahl der Hausärzte geht zurück, und gerade andere Kulturkreise kennen das Hausarzt-Model oft nicht. Für sie ist es selbstverständlich, dass man bei gesundheitlichen Problemen das Spital aufsucht», erklärt Mediensprecher Omar Gisler.

Notfall Spital Baden
Herznotfälle haben auch auf der Notfallstation Priorität. (Symbolbild) - Keystone

Aus diesem Grund gibt es die Notfallpraxis: «Wenn beispielsweise jemand mit Heuschnupfen kommt, ist das aus medizinischer Sicht kein Notfall. Trotzdem braucht die betroffene Person dringend Medikamente. Die Notfallpraxis ist auf solche Fälle ausgelegt.»

Das Interdisziplinäre Notfallzentrum hat rund um die Uhr geöffnet. Und das Konzept bringt Erfolg: 2018 wurden von 57'000 Notfall-Aufsuchenden knapp die Hälfte in der Notfallpraxis versorgt. «Das Konzept hat sich bei uns eindeutig bewährt.»

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