Das Kantonsspital Baden AG klagt über «Bagatellen» auf den Notfallstationen. Dem Unispital Basel machen aber nicht diese, sondern die Schwerkranken Sorgen.
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Dem Unispital Basel bereitet die Unterbringung von Schwerkranken Sorgen. (Archiv) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Unispital Basel verzeichnet eine starke Zunahme schwerkranker Patienten.
  • Es werde schwieriger, «in vernünftiger Zeit eine stationäre Versorgung zu ermöglichen».
  • Der Verband der Notärzte warnt vor Bettenknappheit.

Die Schweizer Notfallstationen sind am Anschlag. Doch nicht immer sind die Notfall-Konsultationen auch wirklich dringend.

Vergangene Woche schlug das Kantonsspital Baden AG Alarm: Rund 75 Prozent der Behandlungen im Kinder-Notfall würden in die Rubrik «Bagatellen» fallen.

Bei den Erwachsenen sieht die Situation jedoch anders aus: Am Unispital Basel liegen die «Bagatellen» seit 2020 unter fünf Prozent.

Bei den als «ESI 1» eingestuften Fällen wurde hingegen in den letzten zehn Jahren eine Zunahme um 200 Prozent verzeichnet, wie das Unispital auf Anfrage erklärt. In diesen Fällen sind lebensrettende Massnahmen erforderlich.

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Die Anzahl Fälle, in denen Patienten lebensrettende Massnahmen brauchen, ist in den letzten zehn Jahren am Unispital Basel um 200 Prozent gestiegen. (Archiv)
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Es werde immer schwieriger, «in vernünftiger Zeit» eine stationäre Versorgung für Schwerkranke zu ermöglichen. (Symbolbild)
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Dies betreffe vor allem Patienten mit geriatrischen Problemen. (Archiv)
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Auch die Vereinigung von Notärzten in der Schweiz erklärt: Bei einem ungewohnten Anstieg von schwer kranken Patienten können die Beatmungsbetten knapp werden. (Symbolbild)

«Nicht die ‹Bagatellen› machen uns Sorgen», sagt Roland Bingisser, Leiter des Notfallzentrums am Unispital Basel. «Sondern die Schwerkranken, für die es immer schwieriger wird, in vernünftiger Zeit eine stationäre Versorgung zu ermöglichen.»

Dies sei speziell bei Erkrankungen älterer Patientinnen und Patienten der Fall.

Auch die Schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin (SGNOR) bestätigt: In den letzten zehn Jahren habe sich in den meisten Notfallstationen die Patientenzahl «stark erhöht – in einigen sogar verdoppelt».

Es fehlt noch immer an Personal

«Somit kann man davon ausgehen, dass auch die Anzahl der schwer Erkrankten zugenommen hat», heisst es weiter. Gleichermassen seien aber auch neue Bettenkapazitäten geschaffen worden.

Aktuelle Entwicklungen wie die Krankheitslage Ende 2022 bereiten der Notfall-Gesellschaft Sorgen: «Kommt es nun wie in der letzten Dezemberhälfte zu einem ungewohnten Anstieg von schwer kranken Patientinnen und Patienten, zum Beispiel mit Lungenentzündungen, kann es sein, dass die Beatmungsbetten knapp werden.»

Zurückzuführen sei dies auch darauf, dass nicht alle Akutbetten in der Schweiz betrieben werden können. Grund dafür sei der Mangel an pflegerischem Fachpersonal sowie teilweise auch ärztlichem Personal.

Mussten Sie schon mal im Spital übernachten?

Bern versucht, das Problem der Bettenknappheit zu entschärfen, indem der Rettungsdienst über «alle nötigen Informationen bezüglich freien Bettenkapazitäten in allen öffentlichen und privaten Spitälern» verfügt.

Somit könne man mit der Ambulanz transportierte oder verlegte Patientinnen und Patienten entsprechend auf die freien Betten verteilen, erklärt Gundekar Giebel von der Berner Gesundheitsdirektion auf Anfrage.

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