Der verstorbene Chansonnier Mani Matter ist unbestritten ein Sympathieträger der Nation. Doch der SP Luzern wird ein vermeintlich harmloser Post zum Verhängnis.
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Ein Post der SP Luzern verärgerte die Familie des verstorbenen Chansonniers Mani Matter. Beim Klimastreik sieht die Sache anders aus. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die SP des Kantons Luzern wirbt mit einem Foto und Liedauszug von Mani Matter.
  • Die Familie des verstorbenen Chansonniers ist entsetzt.
  • Wie Tochter Sibyl Matter erklärt, sei kommerzielle oder politische Werbung ein Tabu.

Plakate am Strassenrand, Werbe-Botschaften auf den sozialen Kanälen. Das grosse Wahljahr hat begonnen. Bis zu den Nationalrats- und Ständeratswahlen im Herbst wird die Dichte an Werbebotschaften noch mehr zunehmen. Daher geben sich die Parteien auch die grösste Mühe, mit ihren Werbebotschaften bei den Wählern zu punkten.

Beispielsweise mit einem der grössten Sympathieträgern der Schweiz, dem verstorbenen Chansonnier Mani Matter. Die SP des Kantons Luzern hat diese Woche mit einem Foto und Spruch von Mani Matter für sozialkritisches Denken geworben.

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Mit diesem Post hat die SP Kanton Luzern diese Woche für eine sozialkritische Haltung geworben. Der Post wurde mittlerweile gelöscht. - SP Luzern/Facebook

Brisant daran: Matter war weder Mitglied der SP, noch wurde seine Familie um Erlaubnis gefragt.

Engagement bei grüner Partei und nicht der SP

Man sagt Matter zwar nach, er sei ein sehr sozialkritischer Mensch gewesen. Doch nicht etwa bei der SP, sondern den «Jungen Bern». Die Stadtberner Mitte-links-Partei schloss sich anfangs der 90er-Jahre mit der «Grünen freien Liste» zusammen. Auch seine Frau Joy Matter war aktiv in der Partei, die sich schlussendlich den Grünen Schweiz anschloss.

«Die Leute wissen, dass Matter kein SP-Mitglied war und ordnen es richtig ein», rechtfertigt sich die SP Kanton Luzern. Parteisekretär Sebastian Dissler erklärt: «Es ging uns um die Aussage, die Mani Matter im Lied macht.» Es sei nicht als Werbung gedacht gewesen, «sondern sollte die Leute zum Nachdenken anregen.»

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Sebastian Dissler, Parteisektretär der SP Kanton Luzern, nimmt zum Mani Matter Post Stellung. - SP Luzern

So hätte die SP auch bewusst keinen Wahlslogan oder ähnliches dazu geschrieben. «Man kennt ihn und sein sozialkritisches Engagement, daher fand ich, es passt sehr gut.»

Familie von Mani Matter fährt zwei strikte Regeln

Weniger passend findet es die Familie des verstorbenen Liedermachers. Sowohl Witwe Joy, wie auch Tochter Sibyl sagen zu Nau: «Ich bin entsetzt.» Sibyl Matter arbeitet als Fürsprecherin und Notarin in einer Anwaltskanzlei und stellt fest: «Wir haben nie eine Anfrage der SP bekommen, ob sie Manis Bild und Text verwenden dürfen.»

Sibyl Matter
Mani Matters Tochter Sibyl ist entsetzt, dass die Familie nicht von der SP Luzern angefragt wurde. - Solvas

Denn ihre Familie habe bisher immer zwei Regeln strikt eingehalten: «Keine Bewilligungen für kommerzielle und für politische Werbung, egal worum es geht.» Sie hätten deshalb solche Anfragen immer abschlägig beantwortet. «Auch dann, wenn uns eine Kampagne selber sehr wichtig gewesen ist.»

Daher sei es auch sehr stossend all denen gegenüber, «die den Anstand hatten anzufragen und eine Absage bekommen haben.» Daher werde sie sicherlich den Kontakt zur SP Luzern suchen und sich mit ihrem Anwalt absprechen. Doch offenbar hat die Nau-Anfrage und Intervention der Familie bereits gewirkt, die SP hat den Post mittlerweile gelöscht.

YB-Fans singen Mani Matter. - Nau
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