Schweizerische Nationalbank senkt Leitzins um 0,25 Prozentpunkte
Die Schweizerische Nationalbank senkt den Leitzins von 0,25 auf 0 Prozent. Der neue Wert tritt ab morgen Freitag in Kraft.

Das Wichtigste in Kürze
- Erneut senkt die Schweizerische Nationalbank den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte.
- Dieser liegt nun bei 0 Prozent.
- Der Grund sei der zurückgegangene Inflationsdruck gegenüber dem Vorquartal.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt den Leitzins erneut. Er liegt nun bei 0 Prozent. Die Währungshüter begründen die Senkung mit der sehr tiefen Inflation.
Die SNB senkt den Leitzins konkret um 25 Basispunkte auf 0,00 Prozent, wie sie am Donnerstag nach ihrer vierteljährlichen Lagebeurteilung bekannt gab. Es handelt sich um die sechste Zinssenkung in Folge.
Zuletzt war Leitzins im Mai leicht negativ
Zur Erinnerung: Im März, Juni und September 2024 senkte die SNB den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte, im vergangenen Dezember um 50 Basispunkte, im März 2025 dann wieder um 25 Basispunkte.
Zuvor hatte die Notenbank ab Juni 2022 den Leitzins von damals -0,75 Prozent in nur fünf Schritten auf 1,75 Prozent gehievt. Der Grund war die markant gestiegene Teuerung, die sich seither wieder deutlich verringert hat. Zuletzt war sie im Mai sogar leicht negativ.

Mit dem neuen Leitzins ist die Preisstabilität, also eine Teuerung von 0 bis maximal 2 Prozent, laut der SNB gewährleistet. Für 2025 wird mit einer Teuerung von 0,2 Prozent gerechnet, für 2026 mit einer solchen von 0,5 Prozent und für 2027 von 0,7 Prozent.
Im vergangenen März wurde – bei einem Leitzins von 0,25 Prozent – noch eine Teuerung von 0,4 Prozent für 2025 und von je 0,8 für 2026 und 2027 vorhergesagt. Die Vorhersagen wurden also deutlich gesenkt.
Sie beruhen stets auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum beim aktuellen Zinsniveau bleibt. Ohne die heutige Zinssenkung läge die Prognose tiefer, betont die Nationalbank.
Als Hauptrisiko gilt eine Deflation
Als Hauptrisiko in Sachen Teuerung gilt aktuell ein deutlicher Fall unter die Marke von 0 Prozent, also eine Deflation. Eine Deflation kann mit tieferen Zinsen bekämpft werden, da tiefe Zinsen die Wirtschaft ankurbeln und sich dies dann auch positiv auf die Inflation auswirkt.
«Mit der heutigen Lockerung unserer Geldpolitik wirken wir dem tieferen Inflationsdruck entgegen», sagte SNB-Präsident Martin Schlegel denn auch vor den Medien. Die Nationalbank werde die Lage weiter genau beobachten und die Geldpolitik wenn nötig anpassen, so Schlegel weiter. Sie wolle damit sicherstellen, «dass die Inflation mittelfristig im Bereich der
Preisstabilität bleibt«. Negativzinsen schloss er nicht aus. Allerdings sei sich die Notenbank bewusst, dass Negativzinsen unerwünschte Nebenwirkungen haben können und für viele Akteure in der Wirtschaft eine Herausforderung darstellten, sagte Schlegel. Auch Devisenmarktinterventionen seien weiterhin ein mögliches Instrument.
Wirtschaftswachstum von 1 bis 1,5 Prozent erwartet
Beim Wirtschaftswachstum bleibt die SNB für das laufende Jahr bei ihrer bisherigen Einschätzung. Sie erwartet weiterhin ein Wachstum zwischen 1 und 1,5 Prozent. Für 2026 wird nun ebenfalls ein Wachstum von 1 bis 1,5 Prozent vorhergesagt – nach bislang «rund 1 Prozent».
Nach dem starken ersten Quartal dürfte sich das Wachstum wieder zurückbilden und im weiteren Jahresverlauf eher verhalten ausfallen, so die Erwartung. Die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz blieben aber unsicher. Entwicklungen im Ausland stellten dabei weiterhin das Hauptrisiko dar.
Für die kommenden Quartale habe sich der Ausblick für die Weltwirtschaft wegen der Zunahme der handelspolitischen Spannungen eingetrübt. Sollten die Handelsbarrieren weiter erhöht werden, könnte dies zu einer stärkeren Verlangsamung der Weltwirtschaft führen, warnt die SNB.

In ihren ersten Reaktionen begrüssen Ökonomen die Entscheidung der SNB, die sie im Tenor als besonnen bezeichnen. «Entgegen dem proaktiven Vorpreschen in den letzten Sitzungen möchte die SNB eine gewisse Ruhe signalisieren», fasst es Philipp Burckhardt von Lombard Odier zusammen.
Wie Fredy Hasenmaile von Raiffeisen ergänzt, habe die SNB die Hürde für das Unterschreiten der Nulllinie beim Leitzins deutlich höher gelegt. «So deutlich wie heute wurde das zuvor nicht kommuniziert.»
Daraus lasse sich schliessen, dass hinsichtlich Inflation oder Wirtschaftsabkühlung eine signifikante weitere Verschlechterung eintreten müsse, ehe die SNB eine weitere Leitzinssenkung vornehme.