Skirennen am Limit auf der Kinoleinwand
Der Dokfilm «Downhill Skiers» zeigt im Schnelldurchlauf eine Ski-Saison voller Tempo und Emotionen – ein Erlebnis zwischen Filmgenuss und absolutem Limit.

Es ist eine Ski-Saison im Schnelldurchlauf: Im Dokfilm «Downhill Skiers» ist hautnah zu erleben, wie die Abfahrtstars von Training zu Rennen zu Weltmeisterschaft rasen. Ist das Filmgenuss oder kratzt es – um im Wettkampfjargon zu bleiben – am Limit?
Das Filmteam um Regisseur Gerald Salmina weiss, wie man das Publikum packt. Vor zehn Jahren hatte es «Streif – One Hell Of A Ride» auf die Leinwand gebracht. Auch der neue Dokumentarfilm «Downhill Skiers – Ain’t No Mountain Steep Enough», der am 23. Oktober in die Kinos kommt, setzt auf hohes Tempo.
So sehr, dass man manchmal vergisst, zu atmen, weil man mitfiebert – und dank Actioncams und Drohnen – eben auch mitfährt, mit den Schweizer Abfahrt-Stars Marco Odermatt, Franjo von Allmen und Justin Murisier während der letztjährigen Saison. Auch der Italiener Dominik Paris oder der Franzose Cyprien Sarrazin kommen vor. Einer der schwierigsten Momente im Kinosessel ist, als Sarrazin schwer verunglückte.
Lauberhorn in Echtzeit: Surreale Emotionen für Priska Odermatt
In Echtzeit die längste Piste im Ski-Weltcup, das Lauberhorn, so was wühlt auf, physisch und psychisch. «Die Emotionen sind surreal», sagt Priska Odermatt, Marcos Mutter, einmal.
Dabei ist es doch «nur» eine Dokumentation, möchte man sich immer wieder sagen, man kennt die Rennen und ihren jeweiligen Ausgang aus dem Fernsehen. Aber eben, der Dokfilm ist gebaut, wie eine richtig schwierige Abfahrt: kalt, buckelig und glatt, eisig und weich, kurvig, furchterregend schnell und immer fordernd.
Das hat auch mit der groben, geradezu martialischen Sprache zu tun, in der über diesen Wahnsinn am Berg berichtet wird: Das Material ist «aggressiv», die Fahrer sind «süchtig nach dem Risiko», und sie leiden – der Schweizer Murisier sogar immerzu, er hat ständig Schmerzen.
Zwischen Blut und Zweifel
Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde weiss nicht, ob er je wieder Skirennen fahren kann. Man sieht seine aufgerissene, blutende Schulter mehr als einmal. Und Sarrazin, der eine Hirnblutung erleidet, badet irgendwann im Genfersee statt in der jubelnden Menge.
Der Zuschauerin und dem Zuschauer bleibt keine Zeit, gross darüber nachzudenken. Immer steht schon die nächste Abfahrt an. Der Film ist chronologisch gebaut. Aber es wird nicht auf einen Höhepunkt hingearbeitet. Vielmehr jagt von der ersten Sekunde an ein Höhepunkt den nächsten.
Den Zuschauenden geht es wie den Skirennfahrern: Erholen kann man sich am Lauberhorn nicht. Für die 4,5 Kilometer brauchen die Besten 2 Minuten und 22 Sekunden. Im Kinosessel dauert das Spektakel über zwei Stunden – ein Höllenritt, sogar für den hartgesottensten Skifan.*
*Dieser Text von Nina Kobelt, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.