Schweizer Seen zeichnen sich durch besondere Fischvielfalt aus
Die Schweiz gehört zu den Regionen mit der höchsten Fischvielfalt in ganz Europa. Forscher haben Schweizer Seen untersucht.

Das Wichtigste in Kürze
- Forscher haben 35 Schweizer Seen auf die Fischvielfalt untersucht.
- In den Seen der Schweiz kommt rund ein fünftel aller europäischen Fischarten vor.
- Fünf Fischarten, die in der Schweiz noch unbekannt waren, wurden gefunden.
Die Schweizer Alpenrandseen sind ein Hort der Fischvielfalt. Sie beherbergen über hundert Fischarten, was rund einem Fünftel aller in Europa bekannten Arten entspricht.
Während zehn Jahren wurde die Fischvielfalt in 35 Seen in der Schweiz erforscht. Auch die Grenzseen zu Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich wurden untersucht. Dies taten Forschende des Wasserforschungsinstituts Eawag und der Universität Bern im Rahmen des Projekts «Projet Lac».
Demnach gehöre die Schweiz europaweit zu den Regionen mit der höchsten Vielfalt an Fischarten im Süsswasser. Das teilte die Eawag am Donnerstag mit.

Insgesamt wiesen die Forschenden um den Evolutionsbiologen Ole Seehausen 106 Fischarten nach - und stiessen dabei auf einige Überraschungen. Sie fingen fünf Fischarten, deren Vorkommen in der Schweiz bisher nicht bekannt war.
Vermeintlich ausgestorbene Fische aufgetaucht
Zudem entdeckten sie vier endemische Fischarten, die als ausgestorben galten, darunter der Bodensee-Tiefseesaibling. Und zwei Arten tauchten nördlich der Alpen auf, obwohl man dachte, sie kämen nur südlich der Gebirgskette vor. 15 mehrheitlich endemische Fischarten konnten ausserdem erstmals nachgewiesen und dokumentiert werden.
In den meisten grossen Alpenrandseen dominieren demnach verschiedene Felchenarten die Fischwelt. In nährstoffreichen Seen hingegen leben vor allem Eglis, Rotaugen, Alet und Rot-/Schwarzfedern.

Eine Ausnahme bildet der Lago Maggiore: Dort dominiert im offenen Wasser der Süsswasserhering. Und in den Alpenseen von Sils und Poschiavo leben besonders viele standortfremde Seesaiblinge. Aber auch einheimische und eingeführte Forellen und die exotische Kanadische Seeforelle.
Die meisten endemischen Fischarten fingen die Forschenden in offenen und in den Tiefen von nährstoffarmen Seen. Hierzu zählen beispielsweise die einzigartigen Felchenarten im Brienzer- und Thunersee.
Durch Klimawandel Probleme noch verschärft
In vielen nährstoffreichen Gewässern fanden sie hingegen ab dreissig Meter Tiefe kaum mehr Fische. Denn im Sommer fehle der Sauerstoff, heisst es im «Projet Lac»-Bericht. Der Klimawandel habe dies in einigen Seen, etwa im Untersee des Zürichsees, sogar noch verschärft.
Zudem seien einige Seen in den Tiefwasserbereichen kaum von Fischen besiedelt. Dies, weil viele während der Zeit einer zu hohen Nährstoffbelastung ausgestorben seien.
Die Erkenntnisse fassten die Forschenden in einem Synthesebericht zusammen. Daraus könnten nun Empfehlungen für eine nachhaltige Seefischerei und für Strategien abgeleitet werden. So könne man die noch erhaltene Fischartenvielfalt bewahren, sagte Seehausen gemäss der Mitteilung.